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Knochenbrecher (German Edition)

Knochenbrecher (German Edition)

Titel: Knochenbrecher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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spielen, oder dient sie nur als Dekoration?«
    »Ich habe sechs Jahre in Indien gelebt«, antwortete Frerichs, dessen Anspannung inzwischen gewichen war, stellte die henkellose Tasse zur Seite und nahm die Sitar aus der Nische hinter der Tür. Er setzte sich auf ein Kissen auf dem Boden und platzierte das außergewöhnliche Instrument gekonnt auf seinem Schoß. Die Tonfolgen, die Frerichs den Saiten entlockte, ließen erneut Erinnerungen in Greven aufflackern, Erinnerungen an andere Partys, über die er heute einerseits den Kopf schütteln musste, die andererseits aber auch ein gewisses Maß an Sentimentalität in ihm wachriefen. Wie schon während der Herfahrt tauchten Gesichter vor ihm auf, die er nicht mehr alle mit Namen versehen konnte. Inmitten der Gesichter stand eine als Tisch aufbereitete Apfelsinenkiste, auf der eine Tropfkerze ihre Wachstränen vergoss und Räucherstäbchen glommen. Die Intensität der Musik steigerte sich noch, als hätte der Musiker seinen kleinen Ausflug in die frühen Siebziger Jahre registriert, die Frerichs selbst gar nicht bewusst erlebt hatte. Dabei hätte er problemlos in diese Zeit gepasst. Ein unvorsichtiger, kräftiger Schluck von dem noch immer heißen Tee verscheuchte die Geister und ließ Greven auf die Uhr sehen, die sich nicht hatte verführen lassen.
    »Sie spielen ausgezeichnet«, bemerkte Greven, »doch nun muss ich leider wieder aufbrechen. Danke für den Tee. Ach ja, hätte ich fast vergessen, aus reiner Routine muss ich Ihr Alibi für die beiden Morde überprüfen. Wie gesagt, reine Routine. Fangen wir mit der ersten Tat an. Wo waren Sie am Samstag, den …?«
    »In Berlin. Ich war eine Woche in Berlin und habe an einem Seminar über indische Philosophie teilgenommen«, lächelte Frerichs im Lotussitz, die Saiten seines Instruments streichelnd. »Das Beste, was ich je erlebt habe. Der Typ hat sich wirklich ausgekannt.«

 
     
     
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    »Du willst doch wohl nicht schon wieder zu spät kommen«, mahnte Mona. »Das ist ja wie in einem billigen Film. Dem Drehbuchautor ist nichts Besseres eingefallen, also macht er aus dem Zuspätkommen einen Running Gag, wobei er ab und zu die Rollen tauscht.«
    »Bin gleich fertig, muss nur noch schnell aufs Klo«, sagte Greven.
    »Na bitte, genau das meine ich.«
    »Das schaffen wir schon noch«, klangen Grevens Worte durch die halb geöffnete Tür. »Marienhafe liegt ja fast vor der Haustür.«
    »Durch die wir aber bald mal gehen müssten.«
    »Bin schon da!«, strahlte Greven, als er endlich in den Flur trat.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, sagte Mona und musterte ihn von oben bis unten.
    »Mona, glaub mir, wir schaffen es!«
    »Aber nicht in dieser Jacke. Die sollte doch in die Reinigung. Die kannst du nicht anziehen, die müffelt ja bis hier.«
    Greven zuckte mit den Schultern und lief die Treppe hinauf, um zwei Minuten später mit einer anderen Jacke im Flur zu erscheinen.
    »Die geht, nicht die Beste, aber die geht.«
    Ohne moderate Geschwindigkeitsüberschreitungen war Marienhafe bis vierzehn Uhr nicht zu erreichen. In Moordorf konnte Greven gerade noch einer Radarfalle entgehen, bevor er wieder aufs Pedal trat.
    »Was hat du eigentlich so lange im Büro gemacht?«, fragte Mona.
    »Endlos mit Hansen telefoniert. Wir sind noch mal die gesammelten Asservate durchgegangen.«
    »Mit welchem Ergebnis?«
    »Mit keinem. Was auch immer wir uns zurechtgebastelt haben, es ergibt keinen Sinn. Woher kommen diese verfluchten Haare?«, schimpfte Greven und schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad.
    »Vom Friseur«, sagte Mona trocken.
    »Selbstverständlich. Aber von welchem Friseur? Und wie sind sie an den Tatort gekommen? Wenn wir diese Frage beantworten könnten …«
    »Hat die Überprüfung von Almuth Bogenas Patientendatei nichts ergeben? Nicht eine Spur?«
    »Ihr Mörder hatte jedenfalls keinen Termin. Den ersten hätte sie erst um sechzehn Uhr gehabt. Ihre Patienten kommen aus halb Ostfriesland, die meisten sind über sechzig. Peter hat nur zwölf im fraglichen Alter gefunden, von denen einer im Rollstuhl sitzt, drei ausgesprochen korpulent sind und der Rest halbwegs akzeptable Alibis besitzt, die gerade noch genauer abgeklopft werden. Die Chancen sind also denkbar gering, hier den Mörder zu finden. Die Datei wurde auch nicht manipuliert. Peter vermutet zu Recht, dass sie der Täter weder gesehen noch sich überhaupt dafür interessiert hat. Er hat geklingelt, ist mit Almuth ins Behandlungszimmer gegangen, hat sie ermordet und ist

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