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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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Und jetzt ist es unmöglich.«
    »Ich habe keine übermäßige Vorliebe für flachbrüstige Damen mit Hüftknochen, die wie schroffe Gebirge aus ihnen herausragen«, tröstete ich sie.
    »Nein … Aber auch sinnliche Üppigkeit kann zu weit gehen.«
    »Also Grapefruit?«
    Sie seufzte, überlegte, holte sich einen cremefarbenen Trenchcoat, der eine Vielzahl von Rundungen verhüllen konnte, und sagte fröhlich: »Wie könnte man Pease Pudding mit Grapefruit Genüge tun?«
    Wir stießen mit einem 64erChâteau Figeac auf den Sieg an, aßen Melone und Steak, wandten aber aus Respekt vor den Nähten des schäbigen Schwarzen unseren Blick willensstark von allen Nachspeisen ab.
    Gillie sagte beim Kaffee, daß man ihr infolge der fortgesetzten Knappheit an Waisenkindern freie Tage geradezu aufdrängte und ob ich nicht noch einmal darüber nachdenken und sie nach Newmarket kommen lassen wolle.
    »Nein«, sagte ich mit mehr Nachdruck als beabsichtigt.
    Sie wirkte ein wenig verletzt, was bei ihr so ungewöhnlich war, daß es mich beträchtlich verstörte.
    »Du erinnerst dich doch an diese blauen Flecken, die ich hatte, vor ungefähr fünf Wochen?« fragte ich.
    »Ja, das tue ich.«
    »Nun ja … sie waren der Anfang einer ziemlich unerfreulichen und noch nicht beendeten Auseinandersetzung mit einem Mann, dessen besondere Stärke Drohungen sind. Bisher habe ich einigen dieser Drohungen standgehalten, und im Augenblick haben wir eine Art Patt erreicht.« Ich hielt inne. »Ich möchte das Gleichgewicht nicht durcheinanderbringen. Ich möchte ihm keine Hebel in die Hand geben. Ich habe keine Frau, keine Kinder und keine nahen Verwandten bis auf einen im Krankenhaus und damit in Sicherheit befindlichen Vater. Es gibt niemanden, den der Feind bedrohen könnte … Niemanden, um dessentwillen ich alles tun würde, was er sagt. Aber, verstehst du … Wenn du nach Newmarket kämest, gäbe es jemanden.«
    Sie sah mich lange an, begriff, was ich gesagt hatte, und der Schmerz war sofort verschwunden.
    Schließlich bemerkte sie: »Archimedes sagte, wenn er nur einen Platz hätte, wo er stehen könnte, würde er die Erde bewegen.«
    »Hm?«
    »Mit einem Hebel«, sagte sie lächelnd. »Du ungebildeter Ganter.«
    »Wollen wir Archimedes also keine Möglichkeit geben, den Hebel anzusetzen.«
    »Nein.« Sie seufzte. »Du kannst deine kleinmütigen Befürchtungen vergessen. Ich werde dich nicht besuchen, bevor du mich nicht einlädst.«
    Als wir wieder zu Hause waren, Seite an Seite im Bett lagen und in geselligem Schweigen die Sonntagszeitungen lasen, sagte sie: »Du weiß doch, welche Konsequenzen es haben wird, wenn du ihm keine Hebel gibst?«
    »Welche?«
    »Noch mehr blaue Flecken.«
    »Nicht, wenn ich es vermeiden kann.«
    Sie drehte ihren Kopf auf dem Kissen herum und sah mich an.
    »Du weißt es verdammt gut. Du bist kein Trottel.«
    »Es wird nicht so weit kommen«, erwiderte ich.
    Sie wandte sich wieder ihrer Sunday Times zu. »Hier ist eine Anzeige für Australienreisen auf einem Frachtschiff … Würdest du dich sicherer fühlen, wenn ich auf einem Frachter eine Kreuzfahrt nach Australien machte? Möchtest du, daß ich weggehe?«
    »Ja, ich möchte«, sagte ich. »Und nein, ich möchte nicht.«
    »War nur ein Angebot.«
    »Abgelehnt.«
    Sie lächelte. »Dann laß diese Adresse nicht irgendwo rumliegen.«
    »Keine Sorge.«
    Sie legte die Zeitung weg. »Wie gut wäre ich als Hebel deiner Meinung nach?«
    Ich warf den Observer auf den Fußboden. »Ich zeig’s dir, wenn du willst.«
    »Bitte tu das«, sagte sie und schaltete das Licht aus.

12
     
    »Ich möchte, daß Sie mich in meinem Wagen zu den Rennen begleiten«, sagte ich am Mittwochmorgen zu Alessandro, als er zum ersten Lot erschien. »Geben Sie Carlo einen Tag frei.«
    Er sah zweifelnd zu Carlo hinüber, der wie gewöhnlich im Mercedes saß und mit wachsamen Augen den Hof betrachtete.
    »Er sagt, ich rede zuviel mit Ihnen. Er wird nicht damit einverstanden sein.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Na schön«, sagte ich und ging davon, um auf Cloud Cuckoo-land zu steigen. Wir brachten das Lot runter nach Water Hall, wo Alessandro sowohl auf Buckram als auch auf Lancat einen Spritzer ritt, und Etty meinte widerwillig, daß beide Pferde gut für ihn zu laufen schienen. Auch die etwa dreißig anderen Pferde, die wir mitgenommen hatten, schienen sich nicht allzu schlecht zu halten, und der Lincoln-Erfolg machte sich noch immer in grinsenden Mienen und guter Laune bemerkbar. Der ganze

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