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Knochenbruch

Knochenbruch

Titel: Knochenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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abhängen. Wenn es so aussieht, als würde das passieren, halten Sie um Gottes willen an und springen Sie runter und tun Sie so, als würde das Pferd lahmen oder als wäre der Sattel verrutscht. Alles, was Sie wollen, aber lassen Sie nicht durchsickern, daß das Pferd nichts taugt, sonst wird sein Zuchtwert in den Keller fallen.«
    »Ich glaube nicht, daß er sich wirklich abhängen läßt, Sir«, sagte Tommy besonnen und warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Reiten Sie ihn einfach so, wie Sie vorgeschlagen haben«, meinte ich, »und überlassen Sie nicht alles Gottes Hand.«
    Er grinste. Hüpfte auf das Pferd. Schwenkte seine Kappe und verbeugte sich zackig vor Major Barnette. Machte sich unbeschwert auf den Weg.
    Der Major wollte das Rennen nicht mit mir zusammen ansehen, was mir sehr entgegenkam. Mein Mund fühlte sich trocken an. Angenommen, daß mein Vater nun doch recht hatte … daß ich ein durchtrainiertes Pferd nicht von einem Briefkasten unterscheiden konnte und daß er in seinem Krankenhausbett die bessere Nase hatte. Na schön, wenn das Pferd hundsmiserabel schlecht lief, würde ich meinen Fehler zugeben und eine heilsame Canossa-Nummer hinlegen.
    Pease Pudding lief nicht hundsmiserabel schlecht.
    Die Pferde galoppierten eine Meile von den Tribünen weg, gingen an der Startstelle auf dem Zirkel, stellten sich auf und machten sich dann in einem vollen Galopp auf den Rückweg. Ungeübt im Umgang mit Ferngläsern sowie auch in der Beobachtung von Rennen aus einer Entfernung von einer Meile, konnte ich Tommy lange Zeit überhaupt nicht sehen, und das, obwohl ich eine verschwommene Vorstellung davon hatte, wo ich nach ihm suchen mußte; er hatte die Startnummer einundzwanzig gezogen, beinahe im Mittelfeld. Nach einer Weile ließ ich das Fernglas sinken und sah einfach nur zu, wie die Masse sich von ferne auf die Tribünen zubewegte. Ein vielfarbiges Energiebündel, das sich langsam in zwei Gruppen teilte, eine an jedem Ende der Bahn. Beide Gruppen zogen sich zusammen, bis die Mitte der Bahn leer war und es aussah, als fänden zwei verschiedene Rennen gleichzeitig statt.
    Ich hörte seinen Namen über Lautsprecher, noch bevor ich die Farben erkannte.
    »Und nun kommt auf der Seite der Tribünen Pease Pudding nach vorn. Vierhundert Meter vorm Ziel läuft Pease Pudding an den Rails, gefolgt von Gossamer. Und jetzt macht Badger hinter ihnen Boden wett … Willy Nilly auf der anderen Seite, gefolgt von Thermometer, Student Unrest, Manganeta …« Er ratterte eine lange Liste von Namen herunter, auf die ich nicht achtete.
    Daß er fit genug gewesen war, um vierhundert Meter vor der Einlaufgeraden an die Spitze zu gehen, das war alles, was zählte. Von diesem Augenblick kümmerte es mich ganz ehrlich nicht mehr, ob er gewann oder nicht. Aber er gewann. Er gewann um einen kurzen Kopf vor Badger, wobei er das Maul stur vorn hielt, selbst als es unmöglich schien, daß sein Verfolger ihn nicht einholen würde, und Tommy Hoylake bewegte sich rhythmisch über dem Widerrist und holte das Letzte aus ihm heraus, den letzten Rest Gleichgewicht und Ausdauer und die absolute, wilde Entschlossenheit, sich nicht besiegen zu lassen.
    Im Absattelring für den Sieger sah Major Barnette mehr verblüfft als euphorisch aus, aber Tommy Hoylake sprang mit dem breitesten Grinsen aus dem Sattel und sagte: »Na, und wie fandet ihr das? Er trug also doch den Marschallstab im Tornister.«
    »Er hat es also geschafft«, sagte ich und erklärte den aus der Fassung gebrachten Presseleuten, daß jeder das Lincoln gewinnen konnte, an jedem Tag, den Gott werden ließ – an jedem Tag, den Gott werden ließ, wenn man das Pferd hatte, das Glück, den Futtermeister, die Stallroutine meines Vaters und den zweitbesten Jockey im Land.
    Ungefähr zwanzig Leute zeigten sich plötzlich eng mit Major Barnette befreundet, und er ließ sich, mehr oder weniger auf ihren Vorschlag hin, zur Bar treiben, um ihre vom Anfeuern heiseren Kehlen zu ölen. Er lud mich ein wenig matt ein, mich zu ihnen zu gesellen, aber da ich seinen Blick aufgefangen hatte, als er sich gerade von seiner Überraschung erholt und der Welt verkündet hatte, daß er es immer gewußt habe, daß Pease Pudding es in sich hatte, ersparte ich ihm die Verlegenheit und lehnte höflich ab.
    Als die Menge um den Absattelring sich zerstreut und der Wirbel sich gelegt hatte, fand ich mich irgendwie plötzlich Alessandro gegenüber, der an diesem und am vorhergehenden Tag von einem teilweise

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