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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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hatte. Der Mann und die Frau lächelten mir beide freundlich zu, winkten und blieben stehen, um sich mit dem Paar zu unterhalten, mit dem ich mir die Bank geteilt hatte. Danach strahlten alle noch mehr, und das Kinopaar stellte mich den Leutchen aus meiner Bankreihe vor, die mir so schnell sie konnten an die zwanzig Fragen stellten, damit sie ja alles über die neue Liebste des Pastors mitbekamen.
    Dabei waren Aubrey und ich erst ein einziges Mal zusammen aus gewesen! Ich hatte das Gefühl, unter falscher Flagge zu segeln und wünschte, ich wäre nicht gekommen. Aber Aubrey hatte mich schließlich eingeladen, und ich hatte den Gottesdienst genossen. Dafür schien ich nun bezahlen zu müssen, denn an ein schnelles Entkommen war nicht zu denken: Die Menge der Gottesdienstbesucher staute sich an der Kirchentür, denn jeder wollte Aubrey die Hand schütteln und ein wenig mit ihm plaudern.
    „Was für eine wundervolle Predigt!“, versicherte ich ihm voller Wärme, als ich endlich auch an die Reihe kam. Er ergriff meine Hand, drückte sie einen Moment lang fest und ließ sie dann gleich wieder los. Eine kurze, intime Geste, die mir vermitteln sollte, dass ich etwas Besonderes war, ohne jedoch gleich zu viel vorauszusetzen.
    „Danke für das Kompliment und danke, dass du gekommen bist“, sagte er. „Wenn du heute Nachmittag zu Hause bist, rufe ich dich an.“
    „Falls ich nicht da bin, sprich einfach auf den Anrufbeantworter, und ich rufe zurück. Ich muss vielleicht noch rüber zum Haus.“
    Aubrey verstand sofort, dass ich von Janes Haus sprach und nickte noch einmal freundlich, ehe er sich an die alte Dame wandte, die hinter mir gewartet hatte. „Hallo, Laura!“, begrüßte er sie liebenswürdig. „Was macht deine Arthritis?“
    Ich fuhr mit einem Gefühl der Enttäuschung vom Parkplatz. Ich schätze, ich hatte gehofft, Aubrey würde mich zum sonntäglichen Mittagessen einladen, einem großen gesellschaftlichen Ereignis in Lawrenceton. Üblicherweise lud Mutter mich ein, wenn sie in der Stadt war. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob das so bleiben würde, wenn John und sie aus den Flitterwochen zurückkehrten. John war Mitglied im Country Club, vielleicht hatte er vor, Mutter sonntags zum Essen dorthin auszuführen.
    Mir war so elend, als ich meine Hintertür aufschloss, dass ich mich über das rot blitzende Lämpchen am Anrufbeantworter unbändig freute.
    „Roe? Sally Anderson hier. Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Was höre ich da? Du hast geerbt? Wenn du das hier rechtzeitig hörst, dann komm doch heute zum Mittagessen. Oder ruf mich an, sobald du kannst, und wir verabreden uns für einen anderen Tag.“
    Hastig schlug ich das Telefonbuch bei A auf, suchte Sallys Nummer heraus und drückte die richtigen Tasten. „Hallo?“
    „Ich habe gerade deine Nachricht gehört.“
    „Toll! Hast du Zeit? Essen wir gemeinsam? Deine Mutter ist ja noch auf Reisen.“
    Wie immer wusste Sally einfach alles.
    „Ich habe Zeit. Was hattest du denn im Sinn?“
    „Komm doch her. Mir war langweilig, da habe ich einen Schmorbraten in den Ofen geschoben, dazu gibt es gebackene Kartoffeln und Salat. Das Festmahl würde ich ungern allein verschmausen.“
    Sally war wie ich eine alleinstehende Frau. Aber sie war geschieden und mindestens fünfzehn Jahre älter.
    „Ich bin in zwanzig Minuten da“, sagte ich. „Ich will mich nur kurz umziehen, meine Schuhe bringen mich um.“
    „Zieh an, was dir gerade in die Hände fällt. Ich laufe hier in meinen ältesten Shorts rum.“
    „Gut, bis gleich dann.“
    Hastig entledigte ich mich des blau-weißen Kleides und der quälenden Schuhe, zog mir eine olivgrüne dreiviertellange Hose und eine mit bunten Dschungelmotiven bedruckte Bluse an, schlüpfte in meine Leinenschuhe und war wirklich innerhalb von zwanzig Minuten bei Sally.
     

     
    Sally war Reporterin. Sie hatte sich in jungen Jahren auf eine überstürzte Ehe eingelassen, die ihr einen Sohn beschert und ihr zu einem Ruf verholfen hatte, den es erst einmal zu revidieren und neu aufzubauen galt. Den Sohn hatte sie allein großgezogen, und ihr Ruf als Reporterin war inzwischen sehr respektabel. Vor einem Jahr hatte sie sogar gehofft, ihre Berichte über die spektakulären, mehrfachen Morde in Lawrenceton würden ihr zu einem besser bezahlten Job in Atlanta verhelfen, aber daraus war nichts geworden. Sally war von einer schier unstillbaren Neugier getrieben. Sie wusste alles über unsere Stadt und das, was

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