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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Berichte über Menschen, die Schreckliches getan und jahrelang damit durchgekommen waren, weil niemand auf die Idee kam, sie zu verdächtigen. Aber ich mochte nicht glauben, dass Jane zu diesen Individuen gehörte. Irgendetwas passte hier nicht zusammen.
    Andererseits durfte ich nicht außer Acht lassen, dass ich mich bei einigen Überlegungen möglicherweise von liebgewonnenen Bildern und Vorurteilen beeinflussen ließ. Immerhin hatte ich Jane jahrelang für eine liebenswürdige ältere Dame gehalten.
    So kam ich nicht weiter, ich war ausgelaugt, körperlich, und auch seelisch. Es wurde Zeit, in mein eigenes Heim zurückzukehren. Ich hob Madeleine von meinem Schoß, was ihr nicht gefiel, und füllte ihren Wassernapf mit frischem Wasser. Sobald ich zu Hause war, musste ich Parnell anrufen. Ich stopfte mein Auto mit Sachen voll, die ich weitergeben oder fortwerfen wollte, verschloss die Haustür und ging.
    Als ich die Hintertür meines Reihenhauses aufschloss, leuchtete das Lämpchen am Anrufbeantworter, den meine Mutter mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Ich lehnte mich an den Küchentresen und hörte mir die Nachrichten an.
    „Roe, hier spricht Aubrey. Schade, dass ich dich nicht erreiche. Ich versuche es später noch mal. Sehe ich dich morgen in der Kirche?“
    Oh. Richtig, der Sonntag stand an. Vielleicht sollte ich in die episkopalische Kirche gehen. Aber wenn ich gleich nach meinem ersten Date mit dem Priester dort auftauchte, mochte das aufdringlich wirken, schließlich gehörte ich nicht dauerhaft der Gemeinde an. Andererseits hatte er mich persönlich eingeladen, bestimmt verletzte ich seine Gefühle, wenn ich nicht hinging … Mist!
    „Hi Schatz! Uns geht es hier so wunderbar, wir haben beschlossen, noch zu bleiben. Geh doch bitte bei mir im Büro vorbei und schau nach, ob alle brav arbeiten. Ich rufe Eileen auch noch an, aber ich glaube, es würde einen guten Eindruck machen, wenn du dich da blicken ließest. Bis dann! Du glaubst nicht, wie braungebrannt ich bin!“
    In Mutters Büro wussten alle nur zu gut, dass ich eine kleine Angestellte war, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte, wenn es um Immobilien ging, obgleich ich den Immobilienhandel auch nicht uninteressant fand. Ich wollte nicht Vollzeit für Mutter arbeiten. Egal – ich fand es schön, dass sich meine Mutter bei ihren zweiten und hoffentlich endgültigen Flitterwochen so gut amüsierte, und war froh, dass sie überhaupt einmal Urlaub genommen hatte. Eileen Norris dagegen, Mutters Stellvertreterin, freute sich zweifellos schon auf die Rückkehr der Chefin. Mit Mutter an Bord lief alles stets glatt, dafür sorgten ihr Charme und ihre starke Persönlichkeit.
    „Roe, hier Robin.“ Robin! Ich kroch förmlich in den Anrufbeantworter, damit mir ja kein Wort entging. „Ich reise heute nach Europa. Ich bleibe gut drei Wochen, kann aber nicht genau sagen, wann ich wo sein werde. Ich möchte ohne großen Plan und Reservierungen reisen und möglichst wenig Geld ausgeben. James hat seinen Herzinfarkt gut überstanden, ich werde also nächstes Jahr nicht wieder an der Universität arbeiten. So genau weiß ich noch nicht, was ich mache, aber ich melde mich, sobald ich wieder im Lande bin. Geht es dir und Arthur gut?“
    „Er ist verheiratet“, erklärte ich der Maschine. „Er hat eine andere geheiratet.“
    Verzagt wühlte ich meine Kramschublade durch. Wo war nur mein blödes Adressbuch? Endlich hatte ich es gefunden und blätterte mit zitternden Händen darin, bis ich die richtige Seite gefunden hatte, und hackte wie wahnsinnig geworden Robins Nummer ein.
    Einmal klingeln. Zweimal klingeln. „Hallo?“, sagte eine Männerstimme.
    „Robin?“
    „Nein, Phil hier. Ich bin Robins Zwischenmieter. Er ist nach Europa geflogen.“
    „Oh nein“, jammerte ich.
    „Kann ich ihm etwas ausrichten?“, erkundigte sich die Stimme taktvoll, ohne auf mein Klagen einzugehen.
    „Er zieht also wieder in die Wohnung, wenn er zurückkommt? Auf jeden Fall?“
    „Seine Sachen sind alle noch hier.“
    „Sind Sie verlässlich? Werden Sie ihm die Nachricht auch bestimmt weitergeben, wenn er in drei Wochen zurückkommt? Oder wann immer das sein wird?“
    „Ich werde es versuchen.“ Der Mann am anderen Ende der Leitung klang inzwischen leicht amüsiert.
    „Es ist wirklich wichtig“, warnte ich ihn. „Für mich auf jeden Fall.“
    „Gut, schießen Sie los. Papier und Stift liegen bereit.“
    „Sagen Sie Robin …“ Ich dachte kurz nach. „Sagen Sie ihm,

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