Knochenerbe
sich nun nach einem Gespräch unter Erwachsenen. Macon, teilte sie mir mit, befand sich zum Golfspielen im Country Club. Das sagte sie, als sei es ihr gutes Recht, stets zu wissen, wo er sich aufhielt, und als sollten andere das auf jeden Fall mitbekommen. Ihre Beziehung mochte ihre heimlichen Momente gehabt haben, steuerte jetzt aber offensichtlich ins offene Fahrwasser. Mir fiel allerdings auf, dass sie nicht erwähnte, ob sie ihn heiraten wollte und ebenso wenig Andeutungen darüber machte, inwieweit so etwas in nächster Zeit auf dem Programm stand.
Vielleicht ging es den beiden einfach gut, so, wie sie jetzt miteinander lebten.
Nicht heiraten zu wollen wäre eine prima Sache! Ich seufzte, unhörbar, wie ich hoffte, und fragte Carey nach Jane.
„Ich habe das Bedürfnis, sie besser kennenzulernen“, erklärte ich. „Das mag sich seltsam anhören, ist aber so.“
„Na ja, über Jane lässt sich wohl viel sagen.“ Carey zog die dunklen Brauen hoch.
„Sie war eine böse alte Ziege“, warf Linda überraschend ein, die bislang mucksmäuschenstill am Tisch gesessen und Kleider für ihre Papierpuppen ausgeschnitten hatte.
„Linda!“, tadelte ihre Mutter halbherzig.
„Mama! Weißt du nicht mehr, wie wütend sie auf Burger King war?“
Ich versuchte, auf höfliche Weise erstaunt zu wirken.
Careys rundes, attraktives Gesicht nahm eine Sekunde lang recht aufgebrachte Züge an. „Noch Kaffee?“, fragte sie.
„Gern. Danke.“ Ich wollte Zeit gewinnen.
Carey schenkte schweigend Kaffee nach. Auf den Einwurf ihrer Tochter schien sie nicht eingehen zu wollen.
„Jane war eine schwierige Nachbarin?“, fragte ich vorsichtig.
„Na ja“, seufzte Carey mit geschürzten Lippen. „Ich wünschte, Linda hätte das nicht aufgebracht. Schatz, du musst lernen, eklige Sachen und alte Konflikte zu vergessen, es zahlt sich nicht aus, wenn man sich ständig an so etwas erinnert.“
Linda nickte und machte sich wieder mit ihrer Schere zu schaffen.
„Burger King war unser Hund. Auf den Namen ist natürlich Linda gekommen“, erklärte Carey widerstrebend. „Wir haben ihn frei laufen lassen; ich weiß, dass hier Leinenzwang besteht und unser Grundstück ist nicht eingezäunt …“
Ich nickte aufmunternd.
„Natürlich hat ihn irgendwann ein Auto überfahren. Inzwischen schäme ich mich dafür, den Hund draußen gehalten zu haben, ohne dass das Grundstück eingezäunt war.“ Carey schüttelte den Kopf über die eigene Leichtfertigkeit. „Aber Linda wollte unbedingt ein Haustier, und gegen Katzen ist sie allergisch.“
„Ich muss niesen, und meine Augen werden rot“, erläuterte Linda.
„Ja, Schatz. Natürlich hatten wir den Hund schon, als Jane sich die Katze anschaffte, und natürlich hat Burger King sie regelmäßig gejagt, wenn Jane sie rausließ, was ja nicht besonders oft war, aber manchmal eben schon …“ Carey hatte den Faden verloren.
„Der Hund hat die Katze auf den Baum gejagt?“, griff ich ihr unter die Arme.
„Jedes Mal, und dann setzte er sich drunter und bellte und bellte. Es war der reine Horror. Jane hat sich furchtbar aufgeregt.“
„Sie hat gesagt, sie holt die Bullen“, meldete sich Linda. „Weil der Leinenzwang Gesetz ist und wir dagegen verstoßen.“
„Sie hatte recht“, sagte Carey. „Wir haben gegen das Gesetz verstoßen.“
„Trotzdem hätte sie nicht so böse sein müssen“, insistierte Linda.
„Sie hat sich wirklich ziemlich angestellt“, vertraute Carey mir an. „Ich meine, ich weiß schon, dass ich im Unrecht war, aber sie ist so ausgeflippt, das war wirklich schon übertrieben.“
„Ach du meine Güte“, brummte ich.
„Eigentlich wundert es mich, dass Linda sich daran erinnert. Das Ganze ist schon ziemlich lange her. Einige Jahre bestimmt.“
„Hat Jane dann den Tierschutz angerufen?“
„Nein! Nicht lange nach unserem Streit hat ein Auto draußen auf der Faith den armen Burger angefahren, direkt hier neben dem Haus. Jetzt haben wir unseren Waldo …“ Sie stupste den Dackel unter dem Tisch zärtlich mit der Fußspitze an. „Mit dem gehen wir drei oder vier Mal am Tag an der Leine Gassi. Ein tolles Leben ist das für ihn nicht gerade, aber mehr können wir nicht tun.“
Waldo schnaufte zufrieden.
„Apropos Madeleine: Sie ist wieder heimgekommen“, erzählte ich Carey.
„Sie ist heimgekommen? Ich dachte, Parnell und Leah wollten sie bei dem Tierarzt abholen, bei dem sie während Janes Krankheit untergebracht war.“
„Das haben sie auch
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