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Knochenerbe

Knochenerbe

Titel: Knochenerbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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getan, aber Madeleine wollte zurück in ihr eigenes Haus, und wie sich heute herausstellte, erwartete sie Junge.“
    Woraufhin Carey und Linda in Entzückensschreie ausbrachen. Schon bald bedauerte ich, es ihnen gesagt zu haben, denn natürlich wollte Linda die Kätzchen sehen, und natürlich hatte ihre Mutter keine Lust auf eine schniefende, keuchende Tochter.
    „Es tut mir leid, Carey“, entschuldigte ich mich bei der Verabschiedung.
    „Machen Sie sich keinen Kopf“, beruhigte mich Carey, wobei ich mir sicher war, dass auch sie es lieber gesehen hätte, hätte ich den Mund gehalten. „Linda muss lernen, mit der Allergie und gewissen Beschränkungen und Enttäuschungen zu leben, das ist nicht das Einzige, was sie in ihrem Leben wird lernen müssen. Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann mal genug Geld habe und mein Grundstück einzäunen lassen kann. Dann hole ich mir einen kleinen Scotchterrier, ich schwöre es! Eine Freundin von mir züchtet welche, es sind die niedlichsten Welpen der Welt. Wie Schuhbürstchen mit Beinen.“
    Während ich über Careys Grundstück zu meinem ging, dachte ich über den Niedlichkeitsfaktor von wandelnden Schuhbürsten nach. Careys Garten war von allen Seiten her gut einzusehen, es fiel mir schwer, mir vorzustellen, wie man dort unbeobachtet eine Leiche verscharren sollte. Ganz konnte ich Carey aber nicht ausschließen. Vielleicht war ihr Grundstück vor ein paar Jahren noch nicht so kahl gewesen.
    Wieder rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich mich dieser Fragen leicht entledigen konnte: Ich brauchte mich lediglich in mein Auto zu setzen und zur Polizei zu fahren. Einen Augenblick lang war die Versuchung mächtig groß.
    Ich kann Ihnen sagen, was mich davon abhielt: nicht meine Loyalität Jane gegenüber. Nichts so Nobles, wie das Gedenken an eine Tote ehren zu wollen, ihr die Treue zu wahren. Nein, es war meine Furcht vor Jack Burns, dem schreckenerregenden Chef der Kriminalpolizei. Jack Burns lechzte nach Wahrheit wie andere nach einer Beförderung oder einer Nacht mit Michelle Pfeiffer.
    Über meinen Anblick würde er sich nicht freuen.
    Im Gegenteil: Er würde mich an die Wand nageln wollen.
    Nein, der Schädel blieb besser noch eine Weile versteckt! Vielleicht schaffte ich es ja, mich aus der Misere herauszumogeln und trotzdem dauerhaft ein ruhiges Gewissen zu bewahren.
    Oder wiederzuerlangen. Momentan schien mir das unmöglich, aber noch vor nicht allzu langer Zeit war es mir auch utopisch erschienen, dass jemand starb und mir ein Vermögen hinterließ.
    Zunächst sah ich nach, wie es Madeleine ging. Sie säugte gerade ihre Jungen und wirkte zufrieden, aber auch müde. Ich füllte frisches Wasser in ihren Napf und überlegte, ob ich das Katzenklo in ihre Nähe schaffen sollte, ließ es dann aber doch lieber dort, wo sie es gewohnt war.
    „Denk doch nur!“, sagte ich zu Madeleine. „Vor einer Woche hatte ich noch keine Ahnung, wie bald schon mir eine Katze, vier Kätzchen, ein Haus, fünfhundertfünfzigtausend Dollar und ein Schädel gehören würden. Ich ahnte ja nicht, was mir alles entging!“
    Es klingelte.
    Da ich dank Janes kryptischer Botschaft inzwischen wusste, dass ich etwas zu befürchten hatte, tat ich einen Satz von ungefähr anderthalb Kilometern Höhe.
    „Ich bin gleich wieder da, Madeleine“, sagte ich – um mich zu beruhigen, nicht die Katze.
    Inzwischen schlauer geworden, warf ich erst mal einen Blick durch den Spion, ehe ich die Tür öffnete. Als ich Schwarz sah, wusste ich, wer mein Gast war: Aubrey. Lächelnd ließ ich ihn herein.
    „Ich dachte, ich komme mal vorbei und sehe mir das neue Haus an“, sagte er zögernd. „Ist das in Ordnung?“
    „Sicher. Ich durfte heute herausfinden, dass ich stolze Besitzerin kleiner Kätzchen bin. Komm, sieh sie dir an.“
    Auf dem Weg ins Schlafzimmer weihte ich ihn kurz in Madeleines Odyssee ein.
    Der Anblick des Bettes im Zimmer erschütterte Aubrey ein wenig, aber Madeleines Junge fand er goldig.
    „Möchtest du eins?“, fragte ich. „Mir wird nämlich gerade klar, dass ich in ein paar Wochen für jedes der Kleinen ein Heim suchen muss. Ich muss mich beim Tierarzt erkundigen, wann man sie von der Mutter trennen darf und wann ich Madeleine sterilisieren lassen kann.“
    „Bringst du sie denn nicht zurück zu Janes Vetter?“ Aubrey wirkte ein wenig überwältigt.
    „Nein“, antwortete ich rasch, ohne eigentlich groß nachgedacht zu haben. „Ich probiere mal aus, wie es mir gefällt, mit einem Haustier

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