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Knochenfinder

Knochenfinder

Titel: Knochenfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Lahmer
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funkelte ihn verärgert an. »Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass das Opfer noch lebt.«
    Schmitz hob abwehrend die Hände. »Weiß ich doch. Ich hab nur immer ein schlechtes Gefühl dabei, wenn junge Menschen spurlos verschwinden.« Er sah kurz auf seine Uhr. »Ich denke, dass wir die nächsten Ergebnisse heute Mittag bekommen könnten.«
    »So schnell?«, entfuhr es der Staatsanwältin.
    Schmitz grinste. »Schnellverfahren.«
    »Gut. Wie ich sehe, sind Sie alle gut ausgelastet.« Sie stand auf und nahm ihre zitronengelbe Tasche vom Tisch. »Und ich hoffe, dass die Suchmannschaften schnell zusammenkommen. Uns läuft die Zeit davon! Vergessen Sie nicht, dass wir vielleicht den Jungen noch retten können!« Demonstrativ sah sie auf die Uhr. »Ich habe leider noch einen weiteren Termin, den ich nicht verschieben kann.« Dann wandte sie sich Winterberg zu. »Werden Sie den Abteilungsleiter über die neuen Entwicklungen in Kenntnis setzen, oder soll ich das machen?«
    Winterberg winkte ab. »Ist schon gut, ich mach das. Ich wollte ohnehin noch mit Dr. Dreisler sprechen, dann kann ich das auch gleich miterledigen.«
    Die Staatsanwältin verabschiedete sich, indem sie kurz die Hand hob, und verließ den Besprechungsraum. Die anderen schauten ihr hinterher und lauschten dann, wie ihre Schuhe auf dem Linoleum im Flur klapperten und dabei immer leiser wurden.
    Als diese Geräusche schließlich ganz verschwanden, atmete Winterberg hörbar aus und sah die anderen an. »Ist schon okay, wenn sie sich nicht so stark einmischt. Ich weiß ohnehin noch nicht, wie wir das Ganze genau organisieren sollen. An erster Stelle kommen jetzt die Suchmannschaften, die uns so schnell wie möglich unterstützen müssen. Mit einer Hand voll Polizisten können wir schließlich nicht die Siegerländer Wälder durchkämmen.«
    Lorenz nickte. »Und was ist mit Renés Handy? Konnte man das schon orten?«
    Winterberg schüttelte den Kopf. »Die Anfrage läuft noch. Es wäre einfach zu schön, wenn er das Handy immer noch eingeschaltet hätte und wir ihn auf diese Weise finden könnten. Aber leider haben wir selten so viel Glück. Handys haben Akkus, die sich leeren, oder sie werden verloren, gestohlen oder weggeworfen. Aber es ist eine Möglichkeit.« Er schob seine Unterlagen zusammen und klemmte sich den Stapel unter den Arm.
    Jockel trat zu Natascha. »Wir haben Münker, den Dosenbesitzer, für neun Uhr herbestellt. Ihr habt also noch eine gute Viertelstunde Zeit, bis er kommt. Falls du noch weitere Fragen hast, stehe ich dir gerne noch zur Verfügung. Wenn nicht, dann gehe ich nach unten. Du weißt ja, wo du uns findest.«
    »Ja, danke.« Natascha dachte kurz an Simon, doch ganz schnell schob sich das Gesicht von René vor ihr inneres Auge. Es war zu einer grotesken Maske des Schmerzes und der Hilflosigkeit verzogen – alles Leid der Welt schien sich darin zu spiegeln.

Kapitel 23
    Robert Münker sah so aus, wie sich Natascha einen Mitarbeiter der Arbeitsagentur vorstellte. Er trug ein hellblau und weiß kariertes Kurzarmhemd, eine gebügelte Jeans und schwarze Halbschuhe. Mit der ordentlichen Kurzhaarfrisur und der schmalen, randlosen Brille wirkte er ausgesprochen seriös und wie ein lebendiger Vorwurf an seine arbeitslosen Kunden.
    »Es ist eine schreckliche Sache, das mit den Funden.« Er kniff die Lippen zusammen und blickte auf seine Hände, die gefaltet in seinem Schoß lagen.
    »Wie kommen die Finger in die Dosen?«, fragte Natascha geradeheraus.
    Münker sah sie an. »Das habe ich mich oft genug gefragt, das können Sie mir glauben. Wer tut so etwas? Und warum in meinen Caches?«
    Natascha legte ihre Unterarme locker auf den Schreibtisch und lächelte ihr Gegenüber höflich an. »Ja, warum, Herr Münker? Haben Sie einen persönlichen Feind, der Ihnen eins auswischen will?«
    Münker lehnte sich nach vorne und ließ kurz seinen Zeigefinger in die Höhe schnellen. »Genau das habe ich auch gedacht. Vielleicht ist da jemand, der mir etwas anhängen will. Immerhin bin ich dadurch doch wohl der Hauptverdächtige, oder?«
    Er sah sie auffordernd an. Doch Natascha hob bloß die Schultern, was eine neutrale Haltung signalisieren sollte.
    Münker schnaubte verächtlich. »Aber eigentlich ist das eine ausgesprochen naive Rechnung. Denn ein Täter wäre ziemlich dumm, wenn er die Finger in seine eigenen Caches legen und damit alle Aufmerksamkeit auf sich lenken würde. Das ergäbe doch überhaupt keinen Sinn. Oder täusche ich mich

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