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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gibt es auf der zweiten?«
    »Das Grab werden Sie nicht finden. Es ist nicht mehr da.«
    »Aber es war da?«
    »Nimm mehr Geld«, sagte Marguerite.
    Jean sah sie entnervt an. »Das hatte ich gerade vor.«
    Joe zählte weitere fünfhundert ab. »Hat es dort ein Grab gegeben?«
    Jean nickte. »Zwei. Sie waren nicht gekennzeichnet, aber sie waren da. Ich hab selber gesehen, wie Etienne sie ausgehoben hat. Es war ein hartes Stück Arbeit. Er musste nämlich die Leichen an den Stützpfählen verankern, weil er nicht riskieren wollte, dass sie frei-gespült und gefunden wurden.«
    »Etienne Hebert? Sie haben ihn gekannt?«
    Jean nickte. »Er ist zusammen mit den anderen beiden gekom-
    men. Aber er war nicht wie sie, er war ein Cajun wie wir.«
    »Welche anderen? Wann war das?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Zwei Männer sind gekommen und
    haben ein paar von uns angeheuert, um ihnen auf der Insel ein Haus zu bauen. Wir durften niemandem erzählen, dass sie da waren.« Er zuckte die Achseln. »Sie haben uns gut bezahlt. Warum sollten wir uns dafür interessieren, was sie dort taten? Solange sie ihre Drogen nicht an unsere Kinder verkauften, konnten sie von uns aus so viele Pülverchen herstellen, wie sie wollten. Das ging uns nichts an.«
    »Sie hielten die Männer für Drogenhändler?«
    »Wir wussten es. Etienne hat es uns gesagt. Er ist manchmal mit einer Flasche Wein gekommen, dann hat er auf demselben Stuhl
    gesessen wie Sie jetzt und uns erzählt, was er alles von Houma auf die Insel geschafft hat.«
    »Er war ein netter Mann«, sagte Marguerite. »Sie werden ihn
    doch nicht in Schwierigkeiten bringen? Ihn trifft keine Schuld.«
    »Nein, Etienne wird ganz bestimmt keine Schwierigkeiten be-
    kommen«, versprach Eve.
    »Er meinte immer, diese Verrückten würden sich eines Tages
    noch selbst in die Luft sprengen mit all den Chemikalien, die er ihnen liefern musste«, sagte Marguerite. »Er war ganz bedrückt. Ich glaube, er mochte die beiden.«
    »Und was ist mit ihnen passiert?«
    »Genau das, was Etienne vorausgesagt hat. Eines Nachts gab es eine fürchterliche Explosion. Als wir hingefahren sind, um nachzusehen, war Etienne gerade dabei, die Gräber auszuheben. Er sagte, wir sollten machen, dass wir wegkommen, und vergessen, was wir gesehen hatten. Er meinte, die Polizei dürfte auf keinen Fall davon erfahren, sonst würden sie uns auch alle für Verbrecher halten.«
    »Und Sie haben geschwiegen?«
    »Klar, wir sind doch nicht blöd. Für die Polizei sind wir nur Ab-schaum. Etienne hatte Recht.«
    »Und wie hießen die beiden Männer?«, wollte Joe wissen.
    »Na, wie wohl?«, entgegnete Jean sarkastisch. »Smith und Jones natürlich. Glauben Sie vielleicht, die hätten uns ihre richtigen Namen genannt?«
    »Wie lange waren sie auf der Insel, bis das Haus in die Luft geflogen ist?«, fragte Eve.
    »Ungefähr vier Monate. Zwei Monate vorher sind sie zu uns ge-
    kommen, aber wir haben Zeit vergeudet, weil wir zuerst auf der ersten Insel zu bauen angefangen haben. Dann meinten sie auf einmal, es wäre besser, ein bisschen tiefer in den Sumpf zu gehen, und dann mussten wir auf der anderen Insel noch mal von vorne anfangen.«
    »Wie weit liegen die Inseln voneinander entfernt?«
    »Etwas mehr als einen Kilometer. Aber im Sumpf kann ein Ki-
    lometer viel ausmachen.«
    »Sie sagten, das Grab ist nicht mehr da. Woher wissen Sie das?«
    »Etienne ist noch mal hier gewesen. Er sagte, die Polizei hätte angefangen, Fragen zu stellen, und er müsste die Skelette verschwinden lassen.« Jean verzog das Gesicht. »Typisch. Um solche Verbrecher macht die Polizei sich Sorgen, aber uns versuchen sie immer nur Ärger zu machen. Es war nicht unsere Schuld, dass die sich in die Luft gesprengt haben.«
    »Was wissen Sie über Etiennes Bruder?«
    Jean zog die Brauen zusammen. »Er hat einen Bruder?«
    »Hat er nicht von ihm gesprochen?«
    Jean schüttelte den Kopf.
    »Das reicht«, sagte Dufour. »Wenn sie noch mehr wissen wollen, sollen sie dir noch mehr Geld geben, Jean.« Er grinste. »Und einen kleinen Bonus für mich, weil ich sie hergebracht habe.«
    »Du hast wahrscheinlich schon genug aus ihnen rausgequetscht, ohne dass du auch noch in meine Taschen greifst«, erwiderte Jean.
    »Und ich brauche all mein Geld, wenn ich mit meiner Familie für eine Weile untertauchen muss.«
    »Warum müssen Sie untertauchen?«
    »Glauben Sie etwa, ich würde Ihnen mehr trauen als diesen Leuten?« Er schaute Joe an. »Wir haben nichts getan. Wir haben

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