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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Wind gehoben, als würde er Witterung aufnehmen. Vielleicht tat er ja genau das. An diesem seltsamen, ihr ungewohnten, wild entschlossenen Joe hätte sie in diesem Moment nichts gewundert.
    Sie hätte ihn nicht gehen lassen sollen. Sie hätte eine Möglichkeit finden müssen, ihn aufzuhalten.
    Aber dennoch hatte er Recht. Joe wusste, was er tat, und sie hätte ihn in große Gefahr bringen können, wenn sie ihm in die Quere geraten wäre. Egal wie sehr sie ihm helfen wollte, die Logik sagte ihr, dass es ein Fehler gewesen wäre, mit ihm zu gehen.
    Verdammte Logik. Sie konnte es nicht ausstehen, sich so hilflos zu fühlen.
    Sie trat an den Rand des Gerüsts und schaute angestrengt nach dem Boot. Zu spät. Es war bereits um die Biegung verschwunden.
    Komm zurück.
    Lass dich nicht erwischen.
    Komm zurück.
    »Die Insel müsste gleich hinter der nächsten Biegung liegen,
    Quinn«, sagte Dufour, ohne sich umzudrehen. »Noch ein paar Minuten. Mehr nicht.« Wo war Hebert, dieser Scheißkerl? Dufour wollte sich nicht allein mit Quinn auseinander setzen müssen. Der Mann war gefährlich.
    Hebert hatte ihm versprochen, es würde alles glatt laufen, aber Quinn hatte die Frau bereits in Sicherheit gebracht. Er würde Hebert sagen, dass er es nicht hatte verhindern können.
    Eine weitere Minute verging.
    Kein Hebert.
    Er würde es selbst tun müssen.
    »Da ist die Insel. Da links.« Er schaltete den Motor ab und zeigte mit der einen Hand in die Richtung, während er mit der anderen in seinen Rucksack griff und nach seiner Pistole langte. »Ziemlich gottverlassenes Plätzchen. Das Haus ist abgebrannt, und sehen Sie sich bloß – «
    Er fuhr herum und drückte ab.
    »Was zum Teufel – «
    Da war niemand! Quinns Jacke und Stiefel lagen im Boot, aber
    Joe war nirgendwo zu sehen.
    Dann entdeckte er ihn, unter Wasser auf der linken Seite des
    Boots, und er war schnell.
    Mist. Er bewegte sich flink wie ein Fisch. Auf das Boot zu, nicht vom Boot weg.
    Dufour zielte sorgfältig und drückte ab.
    Eve schaute auf ihre Uhr. Gott, erst eine Viertelstunde war vergangen. Es kam ihr vor wie eine Stunde. Sie konnte es nicht länger aushalten. Was sollte sie tun?, fragte sie sich. Hinter Joe her-schwimmen? Sie hätte ihn nie gehen lassen -
    Ein Schuss.
    Ihr blieb fast das Herz stehen. Joe hatte keine Schusswaffe. Die hielt sie in der Hand.
    Noch ein Schuss. Dann noch einer.
    O Gott.
    »Wahrscheinlich ist er tot, Eve.«
    Sie fuhr herum und hob die Pistole.
    Eine Kugel traf die Pistole und riss sie ihr aus der Hand. Während sie stürzte, sah sie Hebert. Er saß in einem Kanu und hielt ein Gewehr auf sie gerichtet.
    »So viel Gewalt. Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.« Er hielt das Gewehr in der Armbeuge und paddelte zum Steg. »Dabei war ich sogar gnädig und habe Ihnen noch ein bisschen Zeit gegeben. Ich hätte Sie töten können, bevor Sie wussten, wie Ihnen ge-schah. Sie haben mich nicht kommen hören, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Das liegt daran, dass ich kein Motorboot benutze, wenn ich
    mich durch den Sumpf bewege. Ein Kanu kann völlig geräuschlos sein, wenn man damit umzugehen weiß. Ich werde jetzt aussteigen.
    Wenn Sie es wagen, sich zu rühren, puste ich Ihnen das Licht aus.«
    Hebert stand auf und sprang auf den Steg. »So. Jetzt dürfen Sie aufstehen.«
    Langsam kam Eve auf die Beine. »Wo ist Joe, Rick?«
    »Ach, Sie erkennen mich? Na ja, meine Verkleidung war ja auch nicht besonders raffiniert. Damals in der Nacht dachte ich, Sie wären zu krank, um irgendwas mitzubekommen. Aber als Rick Vadim war ich doch ein netter Kerl, oder?«
    »Wo ist Joe?«
    »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, fuhr Dufour gerade um eine Biegung in der Nähe der Insel. Ich wollte Quinn erschießen, aber ich konnte nicht nah genug an ihn rankommen, ohne von ihm gesehen zu werden.«
    »Wir dachten, Sie würden uns auf der Insel erwarten.«
    Hebert schüttelte den Kopf. »Da gibt’s zu wenig Deckung. Ich
    musste mich ein bisschen entfernen. Aber als ich sah, dass Sie nicht im Boot waren, wusste ich, dass Quinn Sie irgendwo abgesetzt haben musste. Und da hab ich mir gedacht, soll Dufour zusehen, wie er mit Quinn fertig wird, und bin hergekommen, um mich Ihnen zu wid-men.«
    »Sie haben mich also gefunden. Was haben Sie jetzt vor?«
    »Sie haben die Schüsse gehört. Warten wir erst mal ab und sehen, ob Dufour allein zurückkommt.«
    »Oder ob Joe allein zurückkommt.«
    »Das wäre auch eine Möglichkeit. Ich habe gehört, Quinn ist sehr

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