Knochenfunde
gut.«
»Besser als Sie. Besser als jeder andere.« Eves Nägel gruben sich in ihre Handflächen. »Er ist nicht tot.«
»Dann wird er zurückkehren, um Sie zu holen. Und ich werde
hier sein. Sie hätten nicht herkommen sollen. Es ist zwecklos. Glauben Sie vielleicht, ich hätte nicht dafür gesorgt, dass es keine Beweise mehr gibt?«
»Sie sind nicht unfehlbar. Sie haben schon andere Fehler ge-
macht. Offenbar haben Sie auch diesmal einen gemacht.«
»Ich bin nicht der Einzige, der Fehler macht. Quinns Fehler war, Sie hier zurückzulassen.«
»Er dachte, ich wäre hier in Sicherheit. Er wollte mich schützen.«
»Und er würde alles tun, um Sie ihm wieder gewogen zu machen.
Er wollte den Drachen töten und Ihnen meine Leiche zu Füßen legen.« Hebert lächelte. »Wissen Sie, es hat mir Leid getan, Ihre Tochter zu benutzen, um Sie dazu zu bringen, dass Sie den Auftrag an-nahmen, aber es hat sich ausgezahlt.«
»Wie bitte?«
»Ich bin schließlich nicht aus Stein.«
»Sie sind ein Mörder.«
»Genauso einer wie ein Soldat, der im Kampf einen Feind tötet und dafür einen Kriegsorden bekommt. Es ist alles eine Frage von Mittel und Zweck.«
»Sie sind kein Held.«
»Das habe ich auch nie behauptet. Ich kämpfe einfach für das, woran ich glaube.«
»Und Sie glauben, dass Sie ein Recht haben, mich zu töten.«
»Ich glaube, dass es notwendig ist. Aber es macht mich ein bisschen traurig. Ich bewundere Ihre Charakterstärke. Ich werde Ihnen so viel Zeit wie möglich lassen, bevor ich Sie erschieße. Ich weiß, wie wertvoll jeder Augenblick sein kann.« Hebert ließ seinen Blick über den Sumpf schweifen und trat in den Schatten neben dem Ge-rüst. »Bleiben Sie schön da stehen, wo Quinn Sie sehen kann, wenn er dort um die Biegung kommt.«
»Damit Sie ihn erschießen können.«
»Falls Dufour das noch nicht für mich erledigt hat. Ich habe ihn gut genug dafür bezahlt, aber ich bin mir nicht sicher, ob er den Mumm hat, es mit Quinn aufzunehmen.«
Eve holte tief Luft. »Joe muss nicht sterben.«
»Selbstverständlich muss er das. Er weiß zu viel. Es ist meine Pflicht, den Cabal zu schützen.«
»Das FBI weiß bereits von dessen Existenz.«
»Sie haben einen Verdacht.« Hebert lächelte. »Das ist ein Unterschied. Wir haben Leute in fast jedem FBI-Außenposten im ganzen Land. Beweismittel werden an falscher Stelle abgelegt, Informationen nicht weitergeleitet, Agenten, die zu viel wissen, erleiden ›Un-fälle‹.«
»Wie Ihr Bruder. Sie haben ihn getötet, stimmt’s?«
Sein Lächeln verschwand. »Er hat mich verraten. Er hat den Cabal verraten.«
»Wie denn?«
»Ich habe einen Fehler gemacht. Nachdem ich Bently und Sim-
mons hier aufgespürt hatte, wo sie ihre Forschung an den Brennstoffzellen betrieben, habe ich ihnen Etienne geschickt, damit er für sie arbeitete und ihnen aus der Stadt Material besorgte. Ich dachte, wenn er mit ihnen zu tun hätte, wäre es einfacher für ihn, die beiden samt ihrer Ausrüstung auszuschalten. Sie vertrauten ihm. Jeder vertraute Etienne. Er war jedermanns Freund.«
»Solange er niemanden tötete?«
»Er hat niemanden getötet. Ich habe ihn beteiligt, weil ich dachte, wenn die Leute vom Cabal erst merkten, wie loyal er war, würden sie ihn akzeptieren. Ich habe ihm alles beigebracht, was ich konnte, doch er war nicht der Mann für diese Art von Arbeit. Aber ich wollte ihn einfach bei mir haben. Ich fühlte mich allein.« Er holte tief Luft.
»Ich habe die Sprengstoffladung angebracht, aber Etienne ist dann später noch mal reingegangen, um sich zu vergewissern, dass die Männer alle beide bei der Explosion draufgegangen waren. Die Leute waren es gewöhnt, dass Etienne immer mal wieder auf die Insel fuhr, deswegen war es weniger verdächtig, wenn er es machte. Er sagte mir, er hätte die beiden Leichen gefunden und sie begraben.«
»Aber das hat er nicht?«
»Er mochte Bently und Simmons.« Hebert presste die Lippen zu-
sammen. »Er mochte jeden. Er war noch jung und leicht zu beeinflussen. Ich dachte, alles wäre in Ordnung. Bis vor vier Monaten, als der Cabal aus zuverlässiger Stelle in Detroit darüber informiert wurde, dass irgendjemand ähnliche Materialien kaufte wie Bently vor zwei Jahren. Die Bestellung kam aus Louisiana.«
»Es könnte jemand anders gewesen sein, der ähnliche Experi-
mente durchführte.«
»Ja, aber das war noch nicht alles. Während der vergangenen
zwei Monate sind drei Cabal-Mitglieder aus Louisiana unter mysteriösen
Weitere Kostenlose Bücher