Knochenfunde
der Öffentlichkeit geheim zu halten, weil wir keine falschen Hoffnungen wecken wollen. Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich um Harold Bently handeln könnte.« Er holte tief Luft. »Sie erinnern sich vielleicht noch an den Medienrummel um Bently?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nun, es ist schon zwei Jahre her, aber sein Verschwinden hat einen Riesenwirbel ausgelöst. Bently kandidierte für den Senatoren-sitz, den ich jetzt innehabe. Die Wahl schien ihm sicher zu sein, aber dann, vier Monate vor dem Wahltermin, verschwand er plötzlich von der Bildfläche. Er war ein ehrbarer Bürger, ein Mann, der nicht einfach freiwillig untertauchen würde. Deswegen kam sofort der Verdacht auf, dass er irgendeinem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Man fand jedoch keinerlei Hinweise. Sein Verschwinden hängt seitdem wie eine dunkle Wolke über meiner Karriere, und ich würde die Sache gern aus der Welt schaffen.«
»Weil Sie möglicherweise für die Präsidentschaft kandidieren
wollen?«
»Darüber wird in Providence entschieden, aber natürlich möchte ich weiter nach oben. Ist das denn so unverständlich?«
»Nein.«
»Dann helfen Sie mir. Der Fall Bently ist noch offen, aber es sind keine Beweise aufgetaucht… bis dieses Skelett entdeckt wurde.«
»Haben Sie seine Familie informiert?«
Melton schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Wie gesagt, ich wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Bitte, glauben Sie mir. Ich handle nicht nur aus Egoismus. Sicher, ich möchte meine Karriere absi-chern, aber ich möchte auch Bentlys Frau informieren können, bevor die Medien erneut über sie herfallen. Sie hat genug durchgemacht.«
»Und warum brauchen Sie mich? Was ist mit einer DNS-
Analyse?«
Er verzog das Gesicht. »Leider ist das Skelett – bis auf den Schä-
del – verschwunden.«
»Wie bitte?«
»Keine Sorge. Sie sind in Sicherheit.«
»Klar. Außer dass irgendjemand offenbar verhindern will, dass diese Leiche identifiziert wird. Was ist mit den Zähnen?«
»Zähne sind keine vorhanden. Und der Schädel wurde verbrannt.
Aber wir hatten gehofft…« Melton zuckte die Achseln. »Eine DNS-Analyse durchzuführen wäre sehr schwierig und äußerst zeitraubend.
Natürlich werden wir auch diese Möglichkeit ausschöpfen, aber wir müssen jederzeit damit rechnen, dass etwas an die Medien durchsi-ckert. Ich muss vorher Bescheid wissen.«
»Damit Sie Ihre eigene Version dessen, was ich herausfinde, verkaufen können.« Eve schüttelte den Kopf. »Das ist mir die Sache nicht wert.«
»Haben Sie Angst?«
»Ich bin doch nicht blöd. Warum sollte ich für Sie oder für Ihre Karriere mein Leben aufs Spiel setzen?«
»Der Schädel wurde unter größter Geheimhaltung in die Kirche
gebracht. Niemand ahnt, dass er sich dort befindet, und es werden rund um die Uhr Leute dort sein, um Sie zu beschützen.«
Eve schüttelte den Kopf.
»Ich nehme es Ihnen nicht übel, dass meine Probleme Sie nicht interessieren, aber Bently war ein guter Mann.« Melton ließ einen Augenblick verstreichen. »Und er hatte eine Frau und drei Kinder.
Wahrscheinlich brauche ich Ihnen nicht zu erzählen, was seine Familie in den vergangenen zwei Jahren durchgemacht hat.«
Guter Schachzug, dachte Eve bitter. Kalkuliert oder nicht, die Worte taten ihre Wirkung. Sie wusste, was es bedeutete, jahrelang darauf zu warten, dass ein Fall abgeschlossen wurde.
»Denken Sie drüber nach. Es sind nur ein paar Tage, höchstens eine Woche. Ich bekomme, was ich möchte, für Mrs Bently und ihre Kinder werden die Jahre der Qual ein Ende haben, und Sie werden an einem interessanten Projekt arbeiten. Jeder profitiert von der Sache.«
»Warum haben Sie mir nicht einfach den Schädel geschickt?«
»Das hatten wir vor, doch dann verschwand das Skelett.
Danach war ich der Meinung, dass wir verstärkte Sicherheitsvorkehrungen treffen mussten. Außerdem stehen Sie in Ihrer Stadt mehr im Licht der Öffentlichkeit, und ich wollte verhindern, dass die Medien Wind von der Sache bekommen.« Melton verzog das Gesicht.
»Ich wollte die Medien nicht auf den Plan rufen, solange ich ihnen nichts Positives zu bieten habe. Die würden mit Wonne wieder alles ausgraben, was wir durchgemacht haben, nachdem Bently verschwunden ist.« Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Ich bin froh, dass jetzt alles ans Tageslicht kommen wird.«
Eve sah ihn skeptisch an. »Dann macht es Ihnen sicherlich nichts aus, wenn ich wegen des Skeletts mit Sheriff Bouvier Rücksprache
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