Knochenfunde
»Logan? Woher wusste er, dass ich hier bin – « Aber sie kannte die Antwort bereits. »Joe.«
Galen nickte. »Logan sagt, Quinn hätte ihn gebeten, dafür zu sorgen, dass Ihnen nichts zustößt. Hat ihm erzählt, die ganze Sache hier gefiele ihm nicht, und dass zwischen Ihnen beiden zurzeit der Funk-kontakt unterbrochen sei. Und da Logan und Quinn sich immer noch nicht besonders grün sind, hielt Logan das Ganze für ernst genug, um mich auf den Plan zu rufen.«
Was hatte Joe sich dabei gedacht? Eve war Galen erst einmal begegnet, aber Logan hatte ihr von seiner äußerst dubiosen Karriere erzählt. Er war alles Mögliche gewesen, vom Söldner bis zum Trou-bleshooter für die unterschiedlichsten Firmen und Organisationen.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich… brauche Sie nicht.«
»Nun, Logan hat mich im Voraus bezahlt. Da kann ich getrost ein paar Tage in der Nähe bleiben.« Er lächelte. »Sie werden schon merken, dass ich Ihnen sehr nützlich sein kann. Ich bin umgänglich, ich bin ein hervorragender Koch, und ich verspreche Ihnen, dass Sie sich bei mir keine Lebensmittelvergiftung zuziehen werden. Was wollen Sie noch mehr?«
»Ich brauche keine Gesellschaft. Ich muss arbeiten.«
»Erst, wenn Sie sich wieder ganz erholt haben. Der Arzt wird Sie nicht vor morgen entlassen, und er hat mir gesagt, Sie werden noch einige Tage lang so schwach wie ein kleines Kätzchen sein.«
Das konnte sie sich lebhaft vorstellen. Sie war gerade erst aufgewacht und konnte kaum die Augen offen halten.
Galen sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Wenn Sie
meine Dienste nicht in Anspruch nehmen wollen, sollte ich vielleicht bei Joe anrufen und ihm von Ihrer kleinen Lebensmittelvergiftung erzählen.«
Und Joe würde mit dem nächsten Flugzeug herkommen. Das
würde ihr gerade noch fehlen. »Das ist Erpressung.«
Er nickte gut gelaunt. »Davon verstehe ich was, stimmt’s?«
Ach verdammt, es war auch egal. »Sie können bleiben. Wenn Sie versprechen, Joe nichts zu sagen.«
»Abgemacht.« Er stand auf und ging zur Tür. »Ich werde mich
jetzt zurückziehen, damit Sie sich ein bisschen ausruhen können.
Paul Tanzer sitzt im Wartezimmer. Er wollte unbedingt zu Ihnen, aber ich hab ihn erst mal abgewimmelt. Soll ich ihn reinschicken?«
Sie schüttelte den Kopf. »Der geht mir auf die Nerven. Marie hat ihn… Was hatte sie noch gesagt? ›Trou du cul‹ genannt. Was bedeutet das?«
Galen lachte in sich hinein. »Arschloch. Allmählich habe ich den Eindruck, dass diese Marie gar nicht so dumm ist, wie ich dachte.«
»Sie ist sehr klug. Sie wird sich fragen, wo ich bin, wenn sie morgen früh ins Haus kommt. Können Sie ihr Bescheid sagen?«
Er nickte, während er die Tür öffnete. »Ich kümmere mich dar-
um. Wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Nein.«
»Dann frage ich Tanzer.«
»Galen?«
Er schaute sie an.
»Haben Sie mich gefunden und ins Krankenhaus gebracht?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Paul Tanzer hierher gekommen. Logan hat von Melton erfahren, dass Tanzer sein Kontaktmann hier ist, und ich hatte ihn gerade aus dem Bett geklingelt, als er den Anruf erhielt.«
»Wie bin ich denn ins Krankenhaus gekommen?«
»Erinnern Sie sich nicht?«
»Ich erinnere mich, dass ich auf dem Balkon lag und dachte, ich würde sterben. Dann kam ein Mann… er hatte dunkles Haar.«
»Das passt. Die Leute von der Notaufnahme haben ausgesagt,
dass Sie von einem kleinen, dunkelhaarigen Mann eingeliefert wurden, der ihnen Ihre Handtasche gegeben hat. In der Tasche haben sie eine Visitenkarte mit Paul Tanzers Namen und Telefonnummer gefunden. Der Mann, der sie hergebracht hat, erklärte, Sie hätten wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung. Bevor sie noch mehr aus ihm rauskriegen konnten, war er schon wieder verschwunden. Können Sie mit der Beschreibung was anfangen?«
Eve schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nur, dass er mich die Treppe runtergetragen und mir gesagt hat, ich dürfe nicht einschlafen.«
»Wie ist er denn reingekommen? War das Haus nicht verrie-
gelt?«
»Ich habe die Haustür selbst abgeschlossen, und Marie hat ge-
sagt, sie würde die Hintertür abschließen. Vielleicht hat sie es ja vergessen.«
»Vielleicht.« Galen zuckte die Achseln. »Und vielleicht war der Mann ein guter Samariter, der Ihre Hilferufe gehört hat und ein-gebrochen ist. Ich werde die Türen überprüfen. Vielleicht hören wir ja noch mal von ihm. Gute Samariter, die keine Gegenleistung verlangen, sind heutzutage äußerst
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