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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gefunden. Auf dem
    Tisch stand ein Teller mit einem Rest von dem Eintopf.« Er verzog das Gesicht. »Und auch auf dem Boden lag überall von dem Eintopf.
    Offenbar hat sie sich übergeben.«
    »Sie hat die Reste mit nach Hause genommen?« Eve schüttelte
    fassungslos den Kopf. »Mein Gott, das ist ja schrecklich.«
    »Sie waren der Meinung, sie hätte die Reste in den Kühlschrank gestellt.«
    »Vielleicht hat sie es sich anders überlegt. Ich hatte das Haus vor ihr verlassen.« Wie unglaublich traurig das alles war. »Sie hat einen Sohn. Er studiert Medizin in New Orleans.«
    Galen nickte. »Überall im Wohnzimmer stehen und hängen Fotos
    von ihm. Gut aussehender Bursche.«
    »Er war ihr Ein und Alles.« Eve spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. »Mist. Ich hatte sie gerade erst kennen gelernt, aber ich mochte sie. Wahrscheinlich habe ich mich einfach mit ihr identifiziert. Sie war eine Frau, die sich allein durchs Leben schlagen musste. Steht es denn fest, dass es sich um eine Lebensmittelvergiftung gehandelt hat?«
    »Man hat noch keine Autopsie durchgeführt, aber ich schätze,
    dass man zu diesem Ergebnis kommen wird. Vor allem, wo Sie mit demselben Befund hier eingeliefert wurden.«
    Sie meinte, einen seltsamen Unterton in seiner Stimme gehört zu haben. »Sie glauben also nicht, dass es das war?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich glaube, es war eine Lebensmittelvergiftung.«
    »Galen.«
    »Tut mir Leid. Ich bin eben von Natur aus misstrauisch. Sie trug ein Nachthemd und einen Morgenmantel, und an ihrem Bett war zu erkennen, dass sie darin geschlafen hatte. Das bedeutet, sie ist mitten in der Nacht aufgestanden und hat eine Riesenportion von dem Eintopf gegessen. Eine ziemlich schwere Mahlzeit für einen mitter-nächtlichen Imbiss.«
    »Vielleicht hatte sie nicht zu Abend gegessen und ist vor Hunger aufgewacht.«
    »Möglich. Aber als Sie anfingen sich zu übergeben, haben Sie
    versucht, um Hilfe zu rufen, stimmt’s? Marie Letaux hatte ein Telefon, war aber offenbar nicht in der Lage, jemanden zu erreichen. Sie wohnte in einem sehr dicht besiedelten Viertel. Glauben Sie nicht, sie hätte jemanden finden können, der sie ins Krankenhaus gebracht hätte?«
    »Das wäre ziemlich schwierig gewesen. Ich war so schwach, dass ich mich kaum bewegen konnte.«
    »Aber Sie haben sich bewegt. Und Sie sagten, sie war eine Frau, die es gewohnt war, sich durchzuschlagen. Es muss sie so heftig erwischt haben, dass sie es nicht mal bis zum Waschbecken oder zur Toilette geschafft hat. War das nicht das Erste, was Sie versucht haben?«
    Sie nickte. »Worauf wollen Sie hinaus, Galen?«
    »Ach, ich bin nur ein paar Möglichkeiten durchgegangen.« Er
    nahm ihr das Glas ab und stellte es auf den Tisch. »Was, wenn sie gar nicht aus Heißhunger wach geworden und aufgestanden ist?
    Was, wenn jemand ihr gegenüber am Küchentisch gesessen und sie gezwungen hat, den Eintopf zu essen, und dann abgewartet hat, bis das Gift seine Wirkung getan hatte?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Sie sind ja verrückt. Bei mir kamen die Symptome erst nach über drei Stunden.«
    »Ich gebe zu, es würde eine Menge Geduld und eiserne Ent-
    schlossenheit erfordern. Vor allem würde es Nerven wie Drahtseile erfordern, einfach bei ihr sitzen zu bleiben und zuzusehen, wie sie stirbt. Vor allem, wenn derjenige sich nicht sicher sein konnte, ob nicht jeden Augenblick jemand zur Tür hereinstürmen könnte, sobald man irgendwo zu dem Schluss gekommen war, dass Marie
    Letaux ebenfalls das Opfer einer Lebensmittelvergiftung werden könnte.«
    Eve schauderte. »Die Vorstellung ist absolut makaber.«
    »So bin ich nun mal.«
    »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Nun, nachdem ich die Leiche gefunden hatte und bevor ich die Polizei benachrichtigt habe, bin ich an ihren Schreibtisch gegangen und habe ihre Unterlagen durchsucht. Weder auf ihrem Konto noch auf ihrem Sparbuch ist Geld eingegangen, aber vor zwei Tagen hat sie ein Bankschließfach gemietet. Sehr praktisch. Und wenn sie nun einen Haufen Schotter dort deponiert hat?«
    »Sie glauben, sie hat mich absichtlich vergiftet?«
    »Ich glaube, dass wir uns fragen sollten, warum Sie sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen haben – durch ein Gericht, das von einer sehr erfahrenen Köchin zubereitet wurde.«
    Eve schüttelte den Kopf. »Ich glaube es einfach nicht.«
    »Weil sie Ihnen sympathisch war.«
    »Und aus welchem Grund sollte sie ermordet worden sein?«
    »Zum Beispiel, damit sie nicht

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