Knochenfunde
halte.«
»Es macht mir etwas aus, dass Sie mir so wenig vertrauen, aber ich werde den Sheriff anrufen und ihn bitten, Ihnen freimütig über alles Auskunft zu erteilen.« Melton überlegte. »Und jetzt, wo Sie wissen, dass Sie unsere volle Unterstützung haben, werden Sie einsehen, dass Sie keine Hilfe von außen brauchen.«
Auf irgendetwas wollte er hinaus. »Und was meinen Sie damit?«
»Wahrscheinlich ist Ihnen nicht klar, dass Sean Galen eine kriminelle Vergangenheit hat und alles andere als vertrauenswürdig ist.
Sie sollten ihn sich vom Hals schaffen.«
»Wirklich? John Logan vertraut ihm offenbar.«
»Mr Logan ist ein angesehener Geschäftsmann, und ich würde
mir nie ein Urteil darüber anmaßen, mit wem er Umgang pflegt.
Vielleicht ist er sich nicht darüber im Klaren, wie tief Galen – «
»Logan trägt keine Scheuklappen. Er weiß mehr über Galen als
Sie.«
»Lassen Sie uns nicht darüber streiten. Was ich Ihnen sagen wollte ist, Sie brauchen Galen nicht. Ich werde ihn gern für Sie wegschi-cken.«
»Er lässt sich nicht so leicht abservieren.« Eve sah Melton direkt in die Augen. »Und ich habe nicht den Wunsch, ihn wegzuschicken.
Galen bleibt.«
»In welcher Funktion? Sie glauben doch hoffentlich nicht, Sie brauchten wegen dieses kleinen Zwischenfalls einen Leibwächter?«
»Dieser ›kleine Zwischenfall‹ hätte mich beinahe das Leben gekostet«, erwiderte sie ungehalten. »Aber nein, ich brauche keinen Leibwächter. Wagen Sie nicht, so eine Bemerkung in Maries Gegenwart zu machen. Es war ein Unglücksfall.«
»In welcher Funktion also soll Galen bleiben?«, wiederholte Melton. »Galen kann nichts anderes als – «
»Sie sind Melton?« Galen erschien in der Tür. »Ich bin Sean Galen.« Er trat auf Melton zu. »Und ich glaube, Sie haben Ihre Be-suchszeit bereits überschritten. Eve wirkt ein bisschen gestresst.«
»Ich bin nicht gestresst.«
»Soll ich lieber sagen ›genervt‹?« Galen wandte sich an Melton.
»Eve mag es nicht, wenn man ihr Vorschriften macht. Ich gehe na-türlich davon aus, dass Ihnen nichts als ihr Wohlbefinden am Herzen liegt, aber sie wird manchmal ein bisschen unleidlich. Ich würde vorschlagen, dass Sie jetzt gehen.«
»Sie haben kein Recht – « Melton brach ab, als er Galens Blick begegnete. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, hatte sich jedoch sofort wieder in der Gewalt. »Ms Duncan weiß, dass ich nur das Beste für sie will.« Er schaute Eve an. »Ich werde Sie morgen früh hier abholen.«
»Auf dieses Privileg habe ich bereits Anspruch erhoben«, be-
merkte Galen und bugsierte Melton aus dem Zimmer. »Tschüs.«
Melton warf ihm einen abschätzigen Blick zu und verließ den
Raum.
»Und was wäre gewesen, wenn ich nicht gewollt hätte, dass er
geht?«, fragte Eve.
»Sie waren auf hundertachtzig. Wenn jemand so krank ist wie
Sie, dann muss der Ärger schon groß sein, damit man auf hundertachtzig kommt. Ich habe eine ganze Menge von dem Gespräch mitgehört, unter anderem, was Melton über mich gesagt hat. Ich fühlte mich geschmeichelt.«
»Dazu besteht kein Grund. Aber Sie haben Recht, es ging mir
einfach auf die Nerven, dass er mir Vorschriften machen wollte.«
Dann fiel ihr noch etwas anderes ein. »Andererseits hätten Sie ihn vielleicht doch nicht fortschicken sollen. Ich wollte ihm noch ver-schiedene Fragen zu der verdammten Rekonstruktion stellen.«
»Um eine berühmte Südstaatlerin zu zitieren: Morgen ist auch
noch ein Tag.«
»Ihr Südstaatenakzent ist aber ziemlich miserabel.«
»Mehr können Sie von einem armen Jungen aus Liverpool nicht
verlangen.« Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett. »Hat man Sie nicht erschöpfend über diesen Auftrag informiert, bevor Sie herkamen?«
»Ich wusste nur, dass der Auftrag von einem ehrbaren Mitglied des Senats kam.«
»Und Sie wollten weg von Quinn.«
Sie sah ihn an.
»Also gut, da bin ich offenbar in ein Fettnäpfchen getreten.«
»Richtig.« Sie seufzte. »Und Melton lag ebenfalls richtig. Ich brauche Sie nicht, Galen.«
»Sie werden schon wieder heiser. Das Reden scheint Sie anzu-
strengen.« Er nahm ihr Glas und füllte es mit Eiswürfeln. »Ich werde Quinn nicht mehr erwähnen. Aber ich könnte mir beinahe vorstellen, dass Sie mich irgendwann doch brauchen werden, also werde ich noch eine Weile bleiben.« Er reichte ihr das Glas. »Ich komme gerade von Marie Letaux. Sie ist tot.«
Entsetzen packte sie. »Was?«
»Ich habe sie auf dem Küchenfußboden
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