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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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geraten war. Sie musste über das nachdenken, was Joe ihr erzählt hatte, und über das, was seit ihrer Ankunft geschehen war, und dann musste sie eine Entscheidung treffen.
    Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn sie ihre Sachen packte und nach Atlanta zurückkehrte.
    Aber Victor wartete auf sie. Sie spürte, wie er sie rief. Sie musste ihn nach Hause bringen.
    Sie musste nachdenken, aber so aufgewühlt wie sie war, seit sie Joe erblickt hatte, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.
    Gott, sie wünschte, er wäre nicht gekommen.
    Die Glöckchen auf dem Balkon bimmelten leise in der Dunkel-
    heit.
    Eve fuhr im Bett auf und starrte auf die Balkontür.
    Die Glöckchen bimmelten erneut.
    »Rühren Sie sich nicht vom Fleck.« Galen stand in der Zimmer-
    tür. »Wir haben Besuch.« Er schlich auf den Balkon zu. »Und zwar keinen besonders intelligenten, wenn er’s noch mal versucht, nachdem er das Bimmeln gehört hat.«
    »Seien Sie vorsichtig«, flüsterte sie. Sie konnte ihn im Dunkeln kaum erkennen, aber dann wurde die Balkontür aufgerissen, und im nächsten Augenblick war er draußen.
    Sie hörte ein Krachen, sprang aus dem Bett und lief hinaus.
    Sie sah Galen am Boden mit einem Mann ringen.
    Plötzlich hob Galen eine Faust und verpasste dem Mann einen
    Kinnhaken.
    Der Mann erschlaffte.
    » Und auch kein ernst zu nehmender Gegner «, sagte Galen, als er aufstand. Er packte den Mann an den Füßen und schleifte ihn an Eve vorbei ins Zimmer. »Dieser Leibwächterjob stellt wirklich keine große Herausforderung dar.«
    Sie folgte ihm. »Es tut mir ja schrecklich Leid für Sie, dass er sich nicht als würdiger Gegner erweist, aber ich fühle mich durchaus bedroht, wenn nachts fremde Männer auf meinem Balkon herum-krauchen.« Der Mann, der etwa Mitte vierzig sein mochte, hatte grobe, slawische Züge und kurzes, grau meliertes Haar. »Haben Sie ihn verletzt?«
    »Ach was, der hat bloß einen sehr zerbrechlichen Kiefer.« Galen kniete auf dem Boden und durchsuchte die Hosentaschen des Mannes. »Und einen Bierbauch. Der Typ ist überhaupt nicht in Form für solche – «
    »Scheiße.« Der Mann schlug die Augen auf und schaute Galen
    an. »Sie haben mir sämtliche Knochen im Gesicht gebrochen. Musste das sein?«
    »Es schien mir angemessen.« Galen drückte dem Mann ein Knie
    auf die Brust. »Eve mag es nicht, wenn fremde Männer auf ihrem Balkon herumlungern.« Er öffnete die Brieftasche des Mannes und betrachtete den Führerschein. »Bill Nathan, siebenundvierzig Jahre alt. Die Augenfarbe stimmt, aber das Gewicht nicht. Er ist mindestens zehn Kilo schwerer, als hier steht.«
    »Na und? Ich habe zugenommen, nachdem ich mit dem Rauchen
    aufgehört habe.« Nathans Blick wanderte zu Eve. »Würden Sie diesen… Mistkerl zurückpfeifen, damit ich mit Ihnen reden kann?«
    »Mein Name ist Sean Galen, und in der Lage, in der Sie sich befinden, würde ich Ihnen raten, mich mit Sir anzureden.« Galen war mit seiner Durchsuchung fertig. »Er ist sauber.« Er reichte Eve eine Karte. »Presseausweis. Er ist von der Times Picayune… möglicherweise.«
    »Würden Sie mich jetzt endlich aufstehen lassen?«, knurrte Nathan.
    Galen sah Eve fragend an.
    Sie nickte.
    »Vielleicht sollte ich ihn lieber nicht…« Galen zuckte die Achseln. »Meinetwegen, er stellt sowieso keine große Gefahr dar.« Er stand auf, zog Nathan auf die Beine und drückte ihn auf den Stuhl neben dem Bett. »Und jetzt reden Sie gefälligst. Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu warnen, verdammt. Und ich kann
    es nicht ausstehen, wenn man mich so grob behandelt.«
    »Wieso kommen Sie über den Balkon?«
    »Ich war mir nicht sicher, ob die Haustür bewacht ist. Glauben Sie vielleicht, es macht mir Spaß, auf Balkons herumzuturnen wie irgend so ein bescheuerter Superheld aus einem Comic?«
    »Sie scheinen jedenfalls nicht viel Übung darin zu besitzen«, meinte Galen.
    »Lassen Sie ihn reden, Galen«, sagte Eve. »Was wollen Sie von uns, Nathan?«
    »Erst mal will ich Ihren Hals retten. Und auf lange Sicht hoffe ich, den Pulitzerpreis zu bekommen.«
    »Unseren Hals retten?«
    »Sie dürfen die Rekonstruktion nicht fertig stellen.« Vorsichtig betastete er seinen geschwollenen Kiefer. »Gott, ich brauche eine Zigarette.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es gefährlich ist, die Rekonstruktion zu Ende zu bringen?«
    »Ich nehme es jedenfalls an. Sobald Sie fertig sind, brauchen die Sie nicht mehr, und außerdem werden Sie dann wahrscheinlich

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