Knochenfunde
Phantomzeichnung anfertigen lassen. Ich habe die Sicherheitskameras der Bank überprüft.
Leider war der Typ schlau genug, sein Gesicht immer von den Kameras abgewandt zu halten. Aber beide Nachbarn und die Bankangestellte haben das Gesicht auf der Zeichnung erkannt. Daraufhin bin ich mit dem Bild zu den Mietwagenfirmen am Flughafen gegangen.
Volltreffer. Avis hat einen Saturn an einen Mann namens Karl Stolz aus Shreveport, Louisiana, vermietet. Er hat mit Kreditkarte bezahlt und war sehr freundlich. An dem Tag, als du Melton gesagt hast, du würdest den Auftrag übernehmen, hat er den Wagen zurückgebracht und ist nach Baton Rouge geflogen.«
»Gute Arbeit«, meinte Galen. »Ich nehme an, Sie haben auch die Kreditkarte überprüfen lassen.«
»Ausgestellt auf den echten Karl Stolz mit Adresse in Shreve-
port. Gestohlen. Er ist seit einem halben Jahr nicht außerhalb von Baton Rouge gewesen.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Glaub mir, Eve. All das ist passiert, um dich hierher zu locken. Und jetzt sieh gefälligst zu, dass du von hier wegkommst.«
Es war unfassbar. Aber sie glaubte ihm. »Willst du damit sagen, dieser Mann hat mein Leben ruiniert und einen Mann ermordet, nur um mich dazu zu bringen, dass ich diesen Auftrag übernehme?« Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. »Melton?«
»Ich habe ihn angerufen, bevor ich ins Flugzeug gestiegen bin. Er leugnet natürlich alles, aber der ganze Schlamassel scheint zu ihm zu führen – oder zu einem Komplizen. «
»Es wundert mich, dass du das nicht aus ihm rausgequetscht
hast.«
»Ich hatte keine Zeit.«
Eve schüttelte den Kopf. »Fahr nach Hause, Joe. Ich will nicht, dass du in die Sache verwickelt wirst. Wenn es ein Problem gibt, werde ich schon damit fertig.«
»Du meinst, du willst mich nicht mehr in deinem Leben haben.
Tja, da hast du einfach Pech gehabt. Wer auch immer Capel ermordet hat, hat auch mein Leben ruiniert. Wirst du mir jetzt sagen, was hier vor sich geht?«
»Nein, das werde ich nicht.«
»Dann werde ich es selbst rausfinden.« Er drehte sich auf dem Absatz um. »Falls du es dir anders überlegen solltest, kannst du mich im Hotel Westin erreichen.«
»Moment.« Galen sprang auf. »Könnte ich Sie kurz unter vier
Augen sprechen, Quinn? Gehen Sie doch inzwischen nach oben und ruhen Sie sich aus, Eve.«
»Galen«, sagte sie mit einem warnenden Unterton.
»Sie wollen ihn vielleicht nicht dabei haben, aber ich schon. Ich nehme jede Unterstützung an, die mir geboten wird. Wenn er mir hilft, nützt er mir mehr, als wenn er mir in die Quere kommt, bloß, weil er ein paar simple Tatsachen in Erfahrung bringen will.« Er lächelte. »Sie können ihn sich ruhig weiterhin vom Hals halten. Ich kümmere mich schon um ihn.«
»Ich will ihn nicht hier haben.«
»Ich schon.« Galen grinste. »Also, entweder Sie packen Ihre Sachen und fahren nach Hause, oder er bleibt. Nicht zu nahe, aber erreichbar. Auf jeden Fall bleibt er. Also gehen Sie sich ausruhen, und wenn Quinn weg ist, mache ich Ihnen ein Abendessen.«
»Hören Sie auf, mich wie ein Kind zu behandeln. Ich habe keinen Hunger, und ich tue, was ich will.«
Eve verließ das Zimmer und ging die Treppe hinauf.
Verdammt, sie hatte nicht damit gerechnet, dass Galen ihr in den Rücken fallen würde. Das war unverhofft gekommen – aber es war nicht so ein Schock wie die hässliche Geschichte, die Joe ihr unter-breitet hatte.
Es war unvorstellbar, dass jemand so einen gigantischen, diaboli-schen Aufwand treiben würde, um sich ihrer Dienste zu vergewissern. Dieser Mann war in den empfindlichsten Bereich ihres Lebens eingedrungen und hatte Bonnie benutzt, um sie zu manipulieren.
Wut stieg in ihr auf. Dieser Mistkerl. Und was war mit der Geschichte, die Melton ihr aufgetischt hatte? Wie viel war davon Wahrheit und wie viel Lüge?
Marie und Pierre Letaux? Sie waren getötet worden, um zu ver-
hindern, dass sie die Rekonstruktion durchführte. Wie passten die beiden in dieses Komplott?
Sie konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Sie konnte überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Sie war wütend und verwirrt, und der Schreck und der Schmerz, den sie empfunden hatte, als Joe plötzlich vor ihr stand, machte es auch nicht besser.
Im ersten Augenblick war sie so glücklich gewesen, dass es ihr fast den Atem geraubt hatte, aber dann war ihr alles wieder eingefallen, und sie war erneut vom Schmerz überwältigt worden.
Sie musste Joe dazu bringen, dass er abreiste. Mit
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