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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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bisschen was zur Seite gelegt.«
    »Ein bisschen was«, knurrte Joe. »Ein Wunder, dass Sie über-
    haupt noch arbeiten.«
    »Wenn man im Slum aufgewachsen ist, reicht kein Geld der
    Welt, um sich sicher zu fühlen.« Galen stieg aus und öffnete die Hintertür. »Vor einem Jahr habe ich tatsächlich versucht aufzuhören, aber ich konnte es nicht aushalten. Ich habe mich zu Tode gelang-weilt. Das können Sie sogar mehr oder weniger wörtlich nehmen. Ich bin leichtsinnig geworden. Irgendwann hab ich mich sogar im
    Bergsteigen versucht. Nachdem ich mir an einem der Anfängerhänge den Knöchel verstaucht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das nichts für mich ist, und habe wieder angefangen zu arbeiten.
    Das erschien mir weniger gefährlich.« Er half Eve aus dem Wagen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung.«
    »Das kann ich von mir nicht behaupten«, knurrte Nathan. »Ich
    stinke zum Himmel, meine Kleider sind immer noch klamm, und ich glaube, mich haben ein paar Egel gebissen.«
    »Ach, wirklich?« Galen hob eine Braue. »An irgendwelchen interessanten Stellen? Wenn Sie von Egeln angegriffen wurden, dann kleben sie bestimmt noch an Ihnen. Soll ich Ihnen helfen, sie zu entfernen?«
    Nathan sah ihn wütend an. »Das würde Ihnen gefallen, was?«
    »Machen Sie nicht so ein Theater. Sie werden’s überleben. Und ich glaube kaum, dass Sie Egel am Körper haben.«
    »Kennen Sie sich damit aus?«
    »Klar. Allerdings habe ich mehr Erfahrung darin, piranhaver-
    seuchte Flüsse zu durchschwimmen.«
    Nathan schnaubte verächtlich.
    »Sie glauben mir nicht? Man durchquert den Fluss am besten
    nachts, wenn die Piranhas ein Nickerchen machen, und man hält sich am besten fern von – «
    »Ich will nichts von Piranhas hören. Würden Sie gefälligst die Tür aufschließen?«
    »Ich wollte Ihnen nur ein wenig Bildung angedeihen lassen.« Galen wandte sich ab, stieg die vier Stufen hinauf, öffnete die Tür und schaltete die Dielenbeleuchtung ein. »Kein Dienstpersonal, Eve.
    Einmal in der Woche kommt jemand aus der Stadt, um ein bisschen staubzuwedeln. Abgesehen davon sind wir auf uns gestellt. Alle Schlafzimmer befinden sich im ersten Stock. Ich glaube, es sind zehn oder elf. Suchen Sie sich eins aus.«
    »Das Einzige, was ich brauche, ist eine Dusche«, sagte Nathan und stürmte an Galen vorbei ins Haus.
    »Wickeln Sie sich in ein Laken, wenn Sie rauskommen«, riet ihm Galen. »Ich sehe mal, ob ich ein paar von meinen Sachen finde, die die richtige Größe haben für Ihren athletischen Körper.«
    »Ich habe nur ein paar Pfund Übergewicht«, erwiderte Nathan
    durch zusammengebissene Zähne.
    »Der hat ja richtig schlechte Laune«, bemerkte Galen, nachdem Nathan in Richtung Bad verschwunden war. »Aber eine Dusche
    würde mir auch gut tun. Allerdings werde ich mich zunächst opfern und Ihnen das Zimmer zeigen, in dem Sie an Victor arbeiten können, Eve. Kommen Sie.« Er betrat das Haus.
    »Ich lade inzwischen das Gepäck aus«, sagte Joe und ging um
    den Wagen herum. »Ich bin nicht so wild darauf, Galens gemütliches Heim zu besichtigen. Seine Gesellschaft hängt mir jetzt schon zum Hals heraus.«
    »Dann hättest du nicht mitkommen sollen«, entgegnete Eve.
    »Du weißt genau, warum ich mitgekommen bin.« Ihre Blicke be-
    gegneten sich. »Und das hat nichts mit Galen zu tun.« Er öffnete den Kofferraum. »Abgesehen davon, dass ich vielleicht Gelegenheit finde, ihm das Genick zu brechen.«
    »Was halten Sie davon?« Galen öffnete die Tür zu einem Zim-
    mer im Untergeschoss. »Jede Menge Licht.«
    »Eine Küche?« Sie ließ ihren Blick durch den riesigen Raum
    schweifen, über die alten Steinfliesen, eine uralte AGA-
    Kochmaschine und den Kamin, der so groß war, dass man darin
    stehen konnte.
    »Im neunzehnten Jahrhundert war das mal eine Spülküche. Der
    Mann, von dem ich das Haus gekauft habe, hat im Erdgeschoss ein Zimmer zu einer modernen Küche umbauen lassen. Es wäre zu aufwendig gewesen, diese hier auf den neuesten Stand zu bringen. Au-
    ßerdem legte er Wert auf seinen Komfort. Genau wie ich.« Er deutete auf einen Tisch, der aussah wie ein Metzgerblock. »Dort könnten Sie Ihre Geräte aufbauen, was meinen Sie?«
    Sie zitterte. »Es ist ziemlich kalt hier drin.«
    »Dafür gibt es den Kamin. Ich werde dafür sorgen, dass er immer brennt. Soll ich Ihre Sachen herbringen?«
    Sie zögerte. Sie überlegte einen Moment, doch dann schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich habe auf dem Weg hierher

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