Knochenfunde
abreist.«
Galen lächelte. »Es wird Ihnen garantiert schwer fallen, sich von ihm zu trennen.«
Das war reichlich untertrieben. Es nahm sie jedes Mal fürchterlich mit, wenn es ihr nicht gelang, jemanden nach Hause zu bringen, und Victor lag ihr ganz besonders am Herzen. Aber darüber durfte sie jetzt nicht nachdenken. Diesen Kampf mit sich selbst hatte sie auf der Fahrt hierher ausgefochten.
»Haben Sie ihm gesagt, dass Sie die Informationen über den Cabal von mir haben, Quinn?«, fragte Nathan.
»Nein, ich dachte, das wäre Ihnen nicht recht. Allerdings hat er ziemlich gebohrt. Ich habe ihm erklärt, die Quelle sei vertraulich, wie es unter Journalisten heißt.«
»Gut. Denn Sie machen womöglich einen großen Fehler.« Na-
than stand auf und warf seine Serviette auf den Tisch. »Ich werde nicht hier sein, wenn Sie sich mit Jennings treffen. Bisher bin ich noch am Leben, weil niemand weiß, dass ich mit der Sache zu tun habe. Und ich lege Wert darauf, auch weiterhin am Leben zu bleiben.«
Galen wartete, bis Nathan den Raum verlassen hatte, dann sagte er zu Eve: »Übrigens, ich habe über Bill Nathan ein paar Erkundigungen eingezogen. Er arbeitet als freier Journalist bei der Times Picayune und ist dafür bekannt, dass er sich für umweltpolitische Themen stark macht.« Er nahm ein Fax aus der Tasche und reichte es Eve. »Das Foto von ihm aus der Zeitung ist zwar nicht besonders gut, aber er ist deutlich zu erkennen.«
Sie betrachtete das Fax. Galen hatte Recht; das Foto war
schlecht, aber Nathan war zu erkennen. »Dann sollten Sie vielleicht aufhören, auf dem Mann herumzuhacken.«
Galen sah sie überrascht an. »Warum denn? Es macht so einen
Spaß.«
»Mir reicht’s«, sagte Joe und wandte sich an Eve. »Ich möchte mit dir reden.«
Sie zuckte zusammen.
»Ziehen Sie beide sich nur zurück.« Galen stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. »Ich muss das Geschirr in die Spülmaschine packen. Die Arbeit eines Hausmannes ist nie erledigt…«
»Ich brauche Ihre Erlaubnis nicht«, sagte Joe.
»Das ist einfach mein Zirkusdirektorsyndrom.« Galen trug einen Stapel Teller in die Küche. »Und ich glaube, Sie brauchen jede Hilfe, die Sie kriegen können.«
Joe wartete, bis die Tür sich hinter Galen geschlossen hatte. »Er strapaziert meine Nerven. Ich bin nahe daran, ihm – « Er stand auf und ging auf die Verandatür zu. »Lass uns nach draußen gehen.« Er warf einen Blick über seine Schulter. »Sag nicht nein, Eve. Ich stehe kurz davor zu explodieren, und das hast du diesem Mistkerl zu ver-danken. «
»Galen ist die ganze Zeit sehr nett zu mir gewesen.«
»Ja, ja, das hat er mir erzählt. Kommst du mit?«
Eine Konfrontation mit Joe war das Letzte, was sie wollte, aber sie konnte die Anspannung nicht länger ertragen. Am besten, sie brachte es hinter sich. Sie stand auf. »Ich komme.«
Es war kalt draußen. Die herbstliche Brise, die vom See her-
überwehte, ließ sie erschauern.
»Sogar das Wetter hat sich gegen mich verschworen.« Joe zog
seine Jacke aus und legte sie über ihre Schultern.
Die Jacke war warm und duftete nach seinem Lieblingsrasier-
wasser. »Ich will die Jacke nicht.«
»Und ich will dir keinen Vorwand geben, ins Haus zu flüchten.«
Er lehnte sich auf die steinerne Balustrade und schaute zum See hinüber. »Unser See gefällt mir besser. Der hier ist zu… hübsch.«
Sie wusste, was er meinte. Dieses Grundstück hatte nichts von der verwilderten Schönheit des Geländes, auf dem ihr Haus stand.
»Eigentlich wirkt das hier auch nicht wie etwas, das zu Galen passt, aber er meinte – «
»Ich will nicht über Galen reden«, unterbrach er sie. »Ich will über uns und unser gemeinsames Leben reden. Und darin hat Galen nichts verloren.«
»Joe, ich bin noch nicht so weit. Ich kann nicht – «
»Glaubst du, das wüsste ich nicht? Ich wollte dir Zeit lassen. Es hat mich fast umgebracht, aber ich hätte es durchgehalten. Und dann ist alles aus den Fugen geraten. Du bist in Lebensgefahr. Ich kann mich nicht von dir fern halten.« Er holte tief Luft. »Und ich ertrage es nicht zu erleben, wie du jedes Mal zusammenzuckst, wenn ich dich anspreche. Also müssen wir irgendeine Lösung finden.«
»Was für eine Lösung?«
»Du erklärst dich damit einverstanden, dass ich hier bleibe und dich beschütze, mehr verlange ich nicht. Ich werde dich nicht belästigen. Ich werde dich nicht in die Ecke drängen. Ich werde dich nicht daran erinnern, wie verdammt gut wir
Weitere Kostenlose Bücher