Knochenfunde
nachgedacht.«
»Zweifel?«
»Ja.«
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«, fragte Joe von
der Treppe aus.
»Dass ich eine verdammt idealistische Idiotin sein muss, wenn ich an der Rekonstruktion weiterarbeite.«
»Sehr gut.« Joe kam die Treppe herunter. »Das sage ich dir ja schon die ganze Zeit.«
»Selbst wenn ich bis an mein Lebensende arbeite, werde ich nie alle Rekonstruktionen für die Menschen durchführen können, die mich wirklich brauchen. Bently mag ein guter Mensch gewesen sein, aber es gibt viele gute Menschen auf der Welt. Überall um mich herum werden Menschen ermordet. Woher soll ich wissen, ob es
nicht als Nächstes jemanden aus meiner Familie trifft?« Sie presste die Lippen zusammen. »Der Gedanke, Victor nicht fertig stellen zu können, betrübt mich, aber ich bin nicht verrückt. «
»Tja, Sie scheinen Ihre Entscheidung getroffen zu haben«, sagte Galen. »Wie sollen wir also jetzt vorgehen?«
»Melton traue ich nicht. Er hat mich belogen.«
»Das FBI?«, fragte Joe.
»Vielleicht.«
»Aber so viel ich weiß, traust du denen auch nicht über den
Weg.«
»Du hast beim FBI gearbeitet. Kennst du irgendjemanden, der in dem Ruf steht, unbestechlich zu sein?«
»So jemand ist schwer zu finden. Ich werde darüber nachdenken und ein paar Leute anrufen.«
»Da Sie mich offenbar im Moment nicht brauchen, werde ich
kurz unter die Dusche springen.« Galen ging zur Treppe. »Wenn Sie wollen, kann ich Victor herbringen, dann können Sie sich noch ein bisschen mit ihm beschäftigen, bevor Sie ihn abliefern.«
»Nein!«
Er sah sie überrascht an. »War ja nur ein Vorschlag. Ich dachte, Sie würden vielleicht gern – «
»Sie hat Angst«, sagte Joe. »Sie fürchtet, wenn sie wieder an ihm arbeitet, wird sie es nicht fertig bringen, an ihrem Entschluss festzu-halten.«
Verdammt, Joe durchschaute sie jedes Mal. »Ich bin doch nicht blöd. Ich weiß, was wichtig ist.« Aber Victor war auch wichtig. Er war verloren, und sie konnte ihn finden. Wenn sie noch ein wenig an ihm arbeitete, konnte sie vielleicht -»Nein, bringen Sie ihn nicht her.«
Galen nickte. »Versuchen Sie, sich auszuruhen, Eve. Es ist schon spät.«
»Wollen Sie mir etwa Befehle erteilen, Galen?«
Er ging die Treppe hinauf. »Vergessen Sie’s. Ich weiß, dass ich bei Ihnen auf der Böse-Buben-Liste stehe. Aber ich bleibe bei meiner Entscheidung, dass Quinn mit von der Partie ist.«
Sie eilte ihm nach. Mit Joe allein zu sein, war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte. »Werden Sie Bill Nathan überprüfen? Er scheint mir in Ordnung zu sein, aber seit ich aus Atlanta abgereist bin, ist einfach nichts so, wie es scheint.«
Er nickte. »Sobald ich geduscht habe.« Er grinste. »Wüsste mal gern, ob er wirklich ein paar von diesen gemeinen kleinen Egeln an sich hat…«
»Sie ist weg?« Meltons Ton war beherrscht, aber Jules konnte
den Zorn heraushören. »Mitsamt dem Schädel?«
»Ja. Aber keine Sorge, ich werde sie finden.«
»Sie hätte Ihnen nie entwischen dürfen, Hebert. Ihr Auftrag lautet, Sie sollen dafür sorgen, dass sie den Schädel rekonstruiert, und sie dann verschwinden lassen. Wo zum Teufel waren Sie letzte
Nacht? Warum haben Sie sie nicht bewacht?«
»Ich musste in Boca Raton nach dem Rechten sehen. Ich dachte, es könnte nichts passieren. Sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie Verdacht geschöpft, und sie war ganz versessen darauf, die Rekonstruktion durchzuführen. Die Situation schien mir – « Angewi-dert brach er ab. Er laberte dummes Zeug, versuchte, wie ein verdammter Amateur, sich diesem Arschloch gegenüber zu rechtfertigen. »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich werde das in Ordnung bringen. «
»Das kann ich Ihnen nur raten. Falls es nicht bereits zu spät ist.
Was ist, wenn sie den Schädel der Polizei übergibt?«
»Ich glaube nicht, dass sie das tun wird, aber ich werde schnell handeln müssen. Meine Leute haben Joe Quinn am Abend ins Haus gehen sehen. Entweder er oder Galen muss sie zur Flucht überredet haben. Aber sie kann nichts Genaues wissen. Wenn sie den Schädel mitgenommen hat, dann will sie wahrscheinlich weiter daran arbeiten. Wir wissen ja beide, wie besessen sie sein kann. Das gibt mir ein bisschen Spielraum. Aber ich brauche Ihre Hilfe.«
»Solange mein Ruf nicht gefährdet ist.«
»Sie wird nicht nach Hause fahren. Wenn sie Verdacht geschöpft hat, wird sie sich verstecken. Ich möchte, dass Sie Ihre Kontakte nutzen, um herauszufinden, wo Galen sie
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