Knochenfunde
hingebracht haben könnte.
Und zwar schnell.«
»Dies ist ein großes Land.«
Jules hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Können Sie es tun?«
»Nach dem Schlamassel mit Etienne habe ich es durchgehen las-
sen, dass Sie sich auf Eve Duncan konzentriert haben, aber das wird jetzt zu riskant. Es ist zu gefährlich für uns. Beschaffen Sie den Schädel und räumen Sie Duncan und ihre Helfershelfer aus dem
Weg. Und zwar spurlos. Kapiert?«
»Ich habe verstanden. Können Sie sie finden?«
»Ich werde es versuchen.« Er legte auf.
Er würde sich alle Mühe geben, dachte Jules. Melton würde
wahrscheinlich versuchen, die Schuld an dem ganzen Schlamassel ihm in die Schuhe zu schieben, aber Melton war für Boca Raton verantwortlich, und er wollte das Problem mit Bently aus der Welt geschafft wissen, bevor ihm unangenehme Fragen gestellt würden.
Das wollte Jules ebenfalls. Aber er verlor allmählich den Überblick. Seit der Nacht, als er genötigt gewesen war, Etienne zu töten, war er dauernd gezwungen zu lügen, zu betrügen und faule Kom-promisse einzugehen. Wenn er nicht aufpasste, würde die ganze Sache ihn unter sich begraben.
Nein, das würde er nicht zulassen. Er hatte zu viel geopfert, um sich jetzt unterkriegen zu lassen. Er konnte nicht abwarten, bis Melton Eve Duncan aufgespürt hatte.
Er würde die Sache selbst in die Hand nehmen.
Zehn
Himmel, wann war das Abendessen endlich vorbei!
Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Nathans schlechte Laune hat-te sich nach seiner Dusche nicht gebessert. Joe hatte kaum ein Wort gesagt, und seine Präsenz am Tisch ihr gegenüber hatte Eves Gedanken so sehr in Anspruch genommen, dass sie auf Galens Fragen und Kommentare fast nur wie geistesabwesend geantwortet hatte.
Galen schien als Einziger unbeeindruckt von der gespannten Atmosphäre. Er war aufgeladen, vollkommen in seinem Element. Immer wieder lief er in die Küche, um gleich darauf den nächsten Gang des hervorragenden Menüs zu servieren, er gab unterhaltsame Anek-doten zum Besten und genoss es, Joe und Nathan mit Sticheleien zu traktieren.
»Ich bin schwer enttäuscht von Ihnen.« Galen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, nachdem er allen Kaffee eingeschenkt hatte.
»Wenn ich nicht so gesprächig wäre, würden wir alle hier herumsitzen wie die Ölgötzen. Ihre Vorstellung heute Abend ist wirklich erbärmlich.«
»Wir sind hier nicht im Zirkus, Galen«, sagte Joe. »Und Sie sind kein Zirkusdirektor.«
»Sehr guter Vergleich, Quinn. Offenbar mangelt es Ihnen doch
nicht gänzlich an rhetorischen Fähigkeiten.«
»Galen«, sagte Eve.
»Sie versucht offenbar, die Wogen zu glätten.« Galen wandte
sich an Joe. »Um wen sie wohl besorgt ist, um mich oder um Sie?
Was meinen Sie?«
»Ich habe allmählich die Schnauze voll.«
»Wie ordinär.«
»Vor dem Essen habe ich ein paar Anrufe gemacht«, sagte Joe zu Eve. »Ich habe mit einigen meiner Kontaktleute beim FBI gesprochen, und sie waren alle der Meinung, dass Bart Jennings unser Mann ist. Er ist intelligent und zuverlässig, und er ist seit zwanzig Jahren beim FBI.«
»Kennst du ihn persönlich?«
Joe schüttelte den Kopf. »Aber sein Name ist mir ein Begriff.«
»Worum geht es hier eigentlich?«, wollte Nathan wissen.
»Eve hat sich entschlossen, den Schädel der Polizei zu übergeben.«
»Ohne ihn fertig zu stellen?«
Eve nickte.
»Gott sei Dank. Weiser Entschluss. Noch besser wäre es aller-
dings gewesen, Sie hätten den Schädel gelassen, wo er ist, und sich in Sicherheit gebracht.«
»Ich bin nicht bereit, den Schädel Jules Hebert und seinen Kumpanen zu überlassen.« Sie schaute ihn an. »Ich weiß nicht, wie viel von Ihrer Geschichte der Wahrheit entspricht und wie viel auf Spe-kulation beruht, aber ich will nichts damit zu tun haben. Ich werde den Schädel den Behörden übergeben.«
»Den Behörden können Sie nicht trauen«, sagte Nathan. »Sie
können niemandem trauen.«
»Sie reden wie eine Figur in einem drittklassigen Film«, sagte Joe. »Eve, ich habe mit Jennings gesprochen, und er hat mir versprochen, die Sache absolut vertraulich zu behandeln. Aber er möchte dich morgen früh um zehn treffen, um mit dir zu reden.«
Eve runzelte die Stirn. »Du hast ihm gesagt, wo wir sind?«
»Nein, das würde ich ohne Absprache mit dir nicht tun. Ich habe ihm gesagt, ich würde mich wieder bei ihm melden. «
Sie überlegte. »Sag ihm, ich bin bereit, mich mit ihm zu treffen.
Dann bin ich Victor vielleicht los, wenn Jennings
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