Knochenfunde
sein. Ich könnte es jetzt sein.«
»Auf keinen Fall. Du könntest nie – «
»He, Quinn«, rief Dufour vom Boot aus. »Wollen Sie den ganzen Tag hier verbringen?«
»Er wird allmählich ungeduldig.« Joe lächelte. »Oder vielleicht ist es auch Hebert, der die Geduld verliert. Wir dürfen ihn nicht warten lassen.« Er langte in seine Tasche und gab ihr seine Pistole. »Für alle Fälle.«
»Bist du verrückt geworden? Willst du Hebert ohne Schusswaffe entgegentreten?«
»Ich werde sie nicht brauchen.« Er warf einen Blick auf die Machete an seinem Gürtel. »Im Sumpf bevorzuge ich andere Waffen.«
Er wandte sich zum Gehen. »Bleib ganz ruhig und warte hier auf mich.«
»Joe, verdammt.«
Er sah sie über die Schulter hinweg an. »Du weißt, dass ich Recht habe. Du weißt, dass du mir ein Klotz am Bein wärst und mich in Lebensgefahr bringen würdest. Du weißt, dass du mich erschießen müsstest, um mich davon abzuhalten, ihn zu töten.«
»Ich würde es vielleicht tun.«
Er schüttelte den Kopf und sprang ins Boot. »Geben Sie Gas, Dufour.«
»Joe!«
»Sie sollten die Lady nicht allein lassen«, sagte Dufour. »Was ist, wenn eine Schlange – «
»Fahren Sie los«, sagte Joe.
Eves Hand umklammerte die Pistole, während das Boot sich von der Insel entfernte. Joe hatte den Kopf in den Wind gehoben, als würde er Witterung aufnehmen. Vielleicht tat er ja genau das. An diesem seltsamen, ihr ungewohnten, wild entschlossenen Joe hätte sie in diesem Moment nichts gewundert.
Sie hätte ihn nicht gehen lassen sollen. Sie hätte eine Möglichkeit finden müssen, ihn aufzuhalten.
Aber dennoch hatte er Recht. Joe wusste, was er tat, und sie hätte ihn in große Gefahr bringen können, wenn sie ihm in die Quere geraten wäre. Egal wie sehr sie ihm helfen wollte, die Logik sagte ihr, dass es ein Fehler gewesen wäre, mit ihm zu gehen.
Verdammte Logik. Sie konnte es nicht ausstehen, sich so hilflos zu fühlen.
Sie trat an den Rand des Gerüsts und schaute angestrengt nach dem Boot. Zu spät. Es war bereits um die Biegung verschwunden.
Komm zurück.
Lass dich nicht erwischen.
Komm zurück.
»Die Insel müsste gleich hinter der nächsten Biegung liegen, Quinn«, sagte Dufour, ohne sich umzudrehen. »Noch ein paar Minuten. Mehr nicht.« Wo war Hebert, dieser Scheißkerl? Dufour wollte sich nicht allein mit Quinn auseinander setzen müssen. Der Mann war gefährlich.
Hebert hatte ihm versprochen, es würde alles glatt laufen, aber Quinn hatte die Frau bereits in Sicherheit gebracht. Er würde Hebert sagen, dass er es nicht hatte verhindern können.
Eine weitere Minute verging.
Kein Hebert.
Er würde es selbst tun müssen.
»Da ist die Insel. Da links.« Er schaltete den Motor ab und zeigte mit der einen Hand in die Richtung, während er mit der anderen in seinen Rucksack griff und nach seiner Pistole langte. »Ziemlich gottverlassenes Plätzchen. Das Haus ist abgebrannt, und sehen Sie sich bloß – «
Er fuhr herum und drückte ab.
»Was zum Teufel – «
Da war niemand! Quinns Jacke und Stiefel lagen im Boot, aber Joe war nirgendwo zu sehen.
Dann entdeckte er ihn, unter Wasser auf der linken Seite des Boots, und er war schnell.
Mist. Er bewegte sich flink wie ein Fisch. Auf das Boot zu, nicht vom Boot weg.
Dufour zielte sorgfältig und drückte ab.
Eve schaute auf ihre Uhr. Gott, erst eine Viertelstunde war vergangen. Es kam ihr vor wie eine Stunde. Sie konnte es nicht länger aushalten. Was sollte sie tun?, fragte sie sich. Hinter Joe herschwimmen? Sie hätte ihn nie gehen lassen - Ein Schuss.
Ihr blieb fast das Herz stehen. Joe hatte keine Schusswaffe. Die hielt sie in der Hand.
Noch ein Schuss. Dann noch einer.
O Gott.
»Wahrscheinlich ist er tot, Eve.«
Sie fuhr herum und hob die Pistole.
Eine Kugel traf die Pistole und riss sie ihr aus der Hand. Während sie stürzte, sah sie Hebert. Er saß in einem Kanu und hielt ein Gewehr auf sie gerichtet.
»So viel Gewalt. Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.« Er hielt das Gewehr in der Armbeuge und paddelte zum Steg. »Dabei war ich sogar gnädig und habe Ihnen noch ein bisschen Zeit gegeben. Ich hätte Sie töten können, bevor Sie wussten, wie Ihnen geschah. Sie haben mich nicht kommen hören, stimmt’s?«
»Nein.«
»Das liegt daran, dass ich kein Motorboot benutze, wenn ich mich durch den Sumpf bewege. Ein Kanu kann völlig geräuschlos sein, wenn man damit umzugehen weiß. Ich werde jetzt aussteigen.
Wenn Sie es wagen, sich zu
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