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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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zahlt. Am Tag, bevor er verschwunden ist, wurde George Capel von zwei Nachbarn gesehen. Er betrat sein Haus zusammen mit einem kleinen, dunkelhaarigen Mann von Ende zwan-
    zig, Anfang dreißig. Mehrere Stunden später sind sie wieder rausgekommen und zusammen weggefahren. Später an dem Tag wurde er
    auf der Bank gesehen, wo er ein Schließfach besitzt. Derselbe Mann war bei ihm. Das war vor einer Woche.«
    »Und ich soll von Capels Freund ein Phantombild anfertigen?«
    »Komm schon, Lenny, wie lange würdest du dafür brauchen?«
    »Kommt drauf an, wie gut das Gedächtnis der Nachbarn ist.« Tyson lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Eine Woche ist eine lange Zeit. Wahrscheinlich erinnern sie sich an seine Haarfarbe und daran, dass er nicht besonders kräftig gebaut war. Wie genau muss das Bild denn sein?«
    »Ich möchte es mit Bildern in der Verbrecherkartei vergleichen.«
    »Puuh. Das ist eine Herausforderung.«
    »Und, machst du’s?«
    »Das Doppelte von meinem üblichen Honorar?«
    »Das Dreifache.«
    Lenny seufzte, stand auf und schnappte sich seine Zeichenmappe.
    »Gehen wir.«

Sechs

    Als Eve am nächsten Morgen um sieben Uhr ihre Werkstatt betrat, befand Victors Schädel sich bereits auf einem Podest.
    »Ich habe Ihnen ja versprochen, alles für Sie vorzubereiten.«
    Strahlend schaute Rick sich in dem Raum um. »Da sind Ihre Arbeitstische, und das Podest habe ich mir bei einem Bildhauer in Baton Rouge besorgt. Gefällt es Ihnen?«
    »Sehr schön.«
    »Und die Videoanlage?«
    »Ich werde sie mir später ansehen. Das ist die letzte Phase.« Eve stellte ihre Aktentasche auf dem Arbeitstisch ab. »Wenn Sie mir ein paar Handtücher und eine Schüssel mit Wasser bringen, kann ich mit der Arbeit anfangen.«
    »Das klingt ja, als würden Sie eine Operation durchführen oder bei einer Geburt assistieren«, bemerkte Galen hinter ihr.
    Rick lachte und verließ den Raum.
    »Beides hat Ähnlichkeiten mit dem, was ich tue.« Eve krempelte die Ärmel ihrer weißen Bluse auf. »Wo waren Sie denn heute Morgen?«
    »Ich habe die halbe Nacht telefoniert. Ich habe Sie von meinem Balkon aus beobachtet, als Sie das Haus verlassen haben.«
    »Warum haben Sie denn so viel telefoniert?«
    »Recherche. Melton ist mir ein bisschen zu aalglatt. Also habe ich ein paar Leute kontaktiert.« Er verzog das Gesicht. »Aber Melton scheint auf der ganzen Linie die Wahrheit zu sagen. Bently ist tatsächlich vor zwei Jahren verschwunden, und alles, was man Ihnen über ihn erzählt hat, scheint zu stimmen. Musterhafter Bürger, Ehemann und Vater. Nach allem, was man hört, muss er ein richtig netter Typ gewesen sein. Sheriff Bouvier ist ein angesehener Gesetzeshüter, und er hat Melton das Skelett überlassen.«
    »Skelett?«
    »Bouvier wusste nichts davon, dass das Skelett verschwunden ist.
    Melton hat ihm versprochen, einen Experten zu besorgen, der ganz schnell eine DNS-Analyse macht, und ihm dann die sterblichen Überreste diskret zurückzugeben. Als ich Bouvier gesagt habe, dass ein paar Teile abhanden gekommen sind, ist er fast ausgeflippt. Er hat Angst um seinen Job. Als er sich wieder beruhigt hatte, meinte er, er würde den Senator anrufen, und er war davon überzeugt, dass Melton seinen Einfluss geltend machen und dafür sorgen würde, dass das Skelett gefunden und ihm zurückgebracht würde. Er hat den Senator vorbehaltlos in Schutz genommen und sich fast überschlagen vor Bewunderung. Er ist zweifellos ein Fan von Melton.«
    »Sie scheinen ja regelrecht enttäuscht darüber zu sein, dass Meltons Geschichte sich als wahr erwiesen hat.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab einfach ein schlechtes Gefühl bei der Sache.«
    »Falls sich herausstellt, dass es Probleme gibt, kann ich jederzeit aufhören und nach Hause fahren.« Aber sie wollte nicht nach Hause fahren. Sie hatte nicht vor, zurückzufahren und sich der Situation zu stellen, vor der sie geflüchtet war. Sie wollte arbeiten, bis sie umfiel, und dann weiterarbeiten.
    »Sind Sie sicher, dass ich Sie nicht überreden kann, sich von hier zu verdrücken? Ich könnte am Flughafen anrufen und sehen, ob ich für uns Tickets nach Atlanta bekomme.«
    »Für uns?«
    »Meine Aufgabe ist noch nicht beendet. Ich bleibe bei Ihnen, bis ich ganz sicher bin, dass Sie nicht mehr in Gefahr sind.«
    »Ich habe nicht vor, demnächst dauernd mit einem Leibwächter rumzulaufen, Galen.«
    »Nur, bis ich mir sicher bin. Der Flughafen?«
    Eve überlegte. Sie neigte nicht dazu, die Bedeutung von

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