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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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nichts anderes denken als an meine  Mutter. Das ist alles sehr schwer für mich. Es hat mir fast das Herz gebrochen, als ich gestern Abend ihre Sachen durchgegangen bin. So viele Erinnerungen…« Er versuchte zu lächeln. »Aber morgen fahre ich zurück an die Uni, und ich werde mir alle Mühe geben, etwas aus meinem Leben zu machen, auf das sie hätte stolz sein können. Vielen Dank für Ihre guten Wünsche.« Er drehte sich um und ging auf den Leichenwagen zu.
    »Netter Bursche.« Galen trat neben Eve.
    Sie schaute dem Leichenwagen nach, der langsam auf das Grab  zu fuhr, in dem Marie zur Ruhe gebettet werden würde. »Ja.«
    Galen fasste sie am Ellbogen. »Sind Sie so weit?«
    Sie nickte, den Blick immer noch auf den Leichenwagen gerichtet. »Haben Sie gehört, was er über den Anruf von seiner Mutter gesagt hat?«
    »Ja.«
    »Haben Sie nichts dazu zu sagen?«
    »Sie werden sich schon Ihren eigenen Reim darauf machen. Es  widerstrebt mir zu bemerken, dass ich’s Ihnen gleich gesagt habe.«
    »Vielleicht hat es ja auch gar nichts zu bedeuten.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. »Verdammt, ich will es einfach nicht glauben. Ich kann es nicht.«
    »Andererseits findet der junge Letaux vielleicht eine angenehme Überraschung in dem Schließfach.« Galen bugsierte Eve sanft zu seinem Wagen. »Wie wär’s mit einem Mittagessen und einer kleinen Stadtrundfahrt, bevor ich Sie zurückbringe? Ich glaube, Sie brauchen ein bisschen Zeit, um sich zu beruhigen.«
    »In Ordnung.« Sie warf noch einen letzten Blick auf den Lei chenwagen und auf Maries Sohn, der seiner geliebten Mutter die letzte Ehre erwies. Und Marie hatte ihn auch geliebt.
    So sehr, dass sie seinetwegen bereit gewesen war, so etwas  Schreckliches zu tun?
    »Hören Sie auf, sich Gedanken zu machen«, sagte Galen. »Man  sollte ein gutes Essen nie mit schlechten Gedanken ruinieren. Erzählen Sie mir von Ihrer Tochter Jane. Ich habe gehört, sie hat letztes Jahr meinen Job als Pfleger übernommen, nachdem ich Sie in Sarah Patricks Hütte in Phoenix zurückgelassen habe. Und beleidigen Sie nicht mein Ego, indem Sie behaupten, sie hätte ihre Sache genauso gut gemacht wie ich.«
    »Also, Sarah muss der Meinung gewesen sein, dass sie es richtig gut gemacht hat. Sie hat Jane zur Belohnung einen Welpen geschenkt.«
    »Finden Sie das gut oder schlecht?«
    Eve lächelte. »Es ist gut. Der Welpe ist genau wie Monty… hoffe ich zumindest. Ich habe jedenfalls bisher noch kein Anzeichen von Wildheit an Toby entdecken können.«
    »Schade. Ich finde es nicht schlecht, wenn sie ein bisschen was Raubtierhaftes haben. Macht die Mischung interessanter. «
    »Da bin ich ganz anderer Meinung.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben sich immerhin Quinn
    ausgesucht.«
    Ja, Joe hatte mehr als ein bisschen Raubtierhaftes an sich, aber im vergangenen Jahr hatte sie nichts davon mitbekommen. Sie hatte nur Liebe und Kameradschaft und Nähe gespürt. Es war wie ein Wunder gewesen. Nein, besser als ein Wunder, weil es ehrlich und wirklich war.
    Zumindest hatte sie geglaubt, dass es ehrlich war.
    Sie unterdrückte den Schmerz. Würde sie je wieder an Joe denken können, ohne sich verletzt zu fühlen? Sie wechselte das Thema.
    »Wo werden wir denn essen gehen? Ich würde etwas Leichtes bevorzugen. Mein Magen ist immer noch ein bisschen strapaziert.«
    Das Schließfach.
    Eve fuhr aus dem Schlaf und richtete sich mit klopfendem Herzen auf. »Galen!«
    »Ich höre Sie«, antwortete Galen aus dem Nebenzimmer.
    Sekunden später war er bei ihr. »Was ist passiert? Haben Sie irgendwas gesehen – «
    »Das Schließfach. Ich habe geschlafen, aber dann bin ich aufgewacht, und es war – «
    »Immer mit der Ruhe. Atmen Sie erst mal durch.« Er setzte sich auf die Bettkante und legte seinen Revolver auf ihren Nachttisch.
    »Ein Alptraum?«
    »Nein. Ich muss es im Hinterkopf gehabt haben, und dann – Maries Bankschließfach. Sie meinten doch, es würde wahrscheinlich Bestechungsgeld enthalten, und dass derjenige, der versucht hat, mich zu vergiften, es so aussehen lassen wollte, als wäre es ein Unglücksfall gewesen. Dass er auf keinen Fall jemanden auf den Grund seiner Tat aufmerksam machen will.«
    »Und?«
    »Pierre, ihr Sohn. Er hat gesagt, er würde morgen früh zurück nach New Orleans fahren. Bis dahin wollte er alles erledigt haben.
    Wahrscheinlich ist er heute Nachmittag auf der Bank gewesen, um die finanziellen Angelegenheiten seiner Mutter zu regeln. Falls sich ein großer

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