Knochenfunde
ernst. »Sicher. Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?«
Gott, war der übereifrig. Aber sein beinahe kindlicher Ernst hatte auch etwas Rührendes. »Ich bin nicht sehr anspruchsvoll. Lassen Sie mich einfach meine Arbeit verrichten.«
Er lächelte. »Niemand wird Sie stören. Das verspreche ich Ihnen.« Er wandte sich an Galen. »Es ist mir eine Ehre, Sir.«
Galen wirkte verblüfft. »Bis morgen, Rick.« Als sie außer Hörweite waren, raunte er Eve zu: »Sir? Bin ich schon so alt?«
»Dieser Art Höflichkeit begegnet man nur noch selten. Ich finde sie erfrischend.«
»Sie haben mir nicht geantwortet.«
»Wie alt sind Sie denn, Galen?«
» Siebenunddreißig.«
»Dann sind Sie alt genug.« Plötzlich fiel ihr noch etwas ein. Sie drehte sich zu Rick um, der immer noch mit Melton redete. »Rick!«, rief sie.
Er unterbrach sein Gespräch und schaute zu ihr herüber. »Benö-
tigen Sie irgendetwas? Sie brauchen es nur zu sagen.«
»Einen Drachen zum Töten und einen Heiligen Gral«, murmelte
Galen sarkastisch.
Eve beachtete ihn nicht. »Waren Sie vorgestern Abend hier, als ich zur Kirche gekommen bin, Rick?«
Er runzelte die Stirn. »Sie waren schon mal hier?«
»Am ersten Abend, als ich in Baton Rouge angekommen bin. Ich habe an die Tür geklopft. Aber niemand hat reagiert.«
»Weil niemand hier war. Ich war an der Louisiana State University wegen der Videoausrüstung. Ich bin erst gestern Vormittag hier angekommen. Wenn ich hier gewesen wäre, hätte ich natürlich die Tür aufgemacht.«
»Es war niemand hier?«
Er schüttelte den Kopf. »Nur die Wachen, die auf dem Gelände patrouillieren. Wahrscheinlich wussten sie, dass Sie kein Eindringling waren. Hatten Sie den Eindruck, dass jemand in der Kirche war?«
»Ach, ich weiß nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass… Vergessen Sie’s. Wir sehen uns morgen früh.« Sie schaute Melton an.
»Auf Wiedersehen, Senator.«
»Sie nehmen den Auftrag also an? Ich hatte immer noch meine
Zweifel. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Ich tue es nicht für Sie. Ich tue es für die Familie dieses Mannes.«
Er lächelte. »Dennoch bin ich Ihnen dankbar. Ich freue mich, dass alles so gut klappt. Sie haben ja meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, falls irgendwelche Probleme auftauchen.«
»Darauf können Sie sich verlassen. Kommen Sie, Galen.« Eve
ging in Richtung Brücke.
»Haben Sie an dem Abend irgendetwas gesehen, das Sie darauf
schließen ließ, jemand befände sich in der Kirche?«, fragte Galen.
»Nein, es war nur so ein Gefühl.«
Er lachte in sich hinein. »Vielleicht war es der Geist unseres Gladiators.«
»Ich glaube nicht an Geister.«
»Das ist wohl auch besser so. Wenn man bedenkt, mit wie vielen Skeletten Sie zu tun haben, würden Sie am Ende noch im Irrenhaus landen.«
Sie wandte ihren Blick ab. »Glauben Sie an Geister?«
»Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich nicht an sie glaube. Ich halte alles für möglich. Man muss es mir nur beweisen.« Er lächelte. »Und bisher haben unsere Geisterfreunde noch keine Ver-anlassung gesehen, sich mir zu zeigen.«
»Das Auge sieht, was es sehen will. Es ist alles Einbildung… oder es passiert im Traum.«
»Im Traum?«
Sie wechselte das Thema. »Und hören Sie auf, ihn Gladiator zu nennen.«
»Natürlich. Er heißt ja Victor. So haben Sie ihn doch getauft, oder?«
Sie schaute zurück zur Kirche. Melton und Rick mussten wieder nach drinnen gegangen sein. Die Eingangstür war geschlossen, und das Portal wirkte wieder so geheimnisvoll wie beim ersten Mal, als sie es gesehen hatte.
Nun, Geheimnisse waren dazu da, dass man sie lüftete, und morgen würde sie damit anfangen.
»Ja, sein Name ist Victor.«
»Machst du’s?«, fragte Joe. »Ich bitte dich nur, mir ein paar Stunden zu opfern, einen Nachmittag. Wir gehen zusammen zu Capels Nachbarn, und du lässt dir den Typen von ihnen beschreiben.«
»Erzähl mir keinen Blödsinn. So fängt es doch immer an.« Lenny Tyson zeichnete mit Bleistift eine Linie entlang der großen Nasenlö-
cher der Frau auf seinem Zeichenblock.
»Dann geht die Plackerei erst richtig los, und ich weiß jetzt schon nicht, wo mir der Kopf steht. Das weißt du genau, Joe.«
»Tu mir den Gefallen, Lenny.«
Tyson blickte von seiner Zeichnung auf. »Warum? Ist der Typ
ein Massenmörder oder was?«
Joe schüttelte den Kopf. »Das ist nichts Offizielles, es ist was Persönliches. Ich zahle dir das Doppelte von dem, was die Polizei dir für Phantombilder
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