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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Geldbetrag in dem Schließfach befunden hat, würde ihn das doch misstrauisch gemacht haben, oder?«
    »Sie meinen, jemand würde versuchen, ihn daran zu hindern,  dass er es meldet.«
    Eve leckte sich die Lippen. »O Gott, hoffentlich nicht.« Sie stand auf. »Ich will sofort zu ihm fahren. Ich ziehe mich an. Würden Sie in Maries Wohnung anrufen und versuchen, ihn zu erreichen?«
    »Haben Sie die Nummer?«
    »Nein.«
    »Ich rufe die Auskunft an.« Galen nahm das Telefon vom Nachttisch und schaltete das Licht an.
    Sie blinzelte. »Sie sind ja nackt.«
    »Sie haben geschrien. Ich wollte keine Zeit vergeuden, indem ich zuerst meine Blößen bedeckte.« Er sagte etwas ins Telefon, dann schaute er über seine Schulter. »Los, beeilen Sie sich.«
    Das brauchte er ihr nicht zweimal zu sagen. Sie lief aus dem Schlafzimmer und eilte über den Flur ins Bad.
    Als sie fünf Minuten später aus dem Badezimmer trat, kam Galen gerade aus seinem Zimmer und stopfte sich das Hemd in die Hose.
    »Pierre ist nicht ans Telefon gegangen.« Er sah sie an. »Hören Sie, vielleicht ist das ja ein falscher Alarm, aber wenn wir dort ankommen, übernehme ich das Kommando. Sie tun nichts, ohne dass ich es Ihnen sage. Alles klar?«
    »Alles klar. Machen wir, dass wir so schnell wie möglich dorthin kommen.«
    Niemand reagierte auf das Klopfen.
    »Vielleicht ist er früher abgereist«, meinte Galen. »Oder womöglich hat er es nicht fertig gebracht, in diesem Haus zu übernachten.«
    »Es gefällt mir nicht«, sagte Eve. »Ist die Tür abgeschlossen?«
    »Ja.« Galen beugte sich über den Türknauf. »Aber wenn es Sie beruhigt…« Die Tür schwang auf. »Ich gehe zuerst rein. Sie bleiben hier draußen, bis ich Sie rufe. Falls Sie etwas sehen, machen Sie sich bemerkbar.«
    »Ich möchte – « Eve nickte ungeduldig. »Beeilen Sie sich. Wenn er nicht da ist, müssen wir sein Hotel finden.«
    »Ich mache so schnell ich kann.« Galen verschwand im Haus.
    Sie wollte nicht draußen warten. Nervös schaute sie über ihre Schulter hinweg zu den Nachbarhäusern hinüber. Überall Dunkelheit und Stille.
    Jemand beobachtete sie.
    Blödsinn. Niemand beobachtete sie.
    »Kommen Sie«, sagte Galen. »Die Luft ist rein.«
    »Ist er hier?«
    »Ja, er ist hier.« Er schloss die Tür. »Aber Sie werden ihn sicher nicht sehen wollen. Kein hübscher Anblick. Sein halber Kopf ist zerfetzt.«
    Eve erstarrte. »Was?«
    »Da, am Schreibtisch.«
    Das Licht war aus, aber sie konnte eine Gestalt erkennen, die auf dem Schreibtischstuhl in sich zusammengesunken war. »Pierre?«
    »Soweit ich es beurteilen kann.«
    »Ermordet.«
    »Es wurde so arrangiert, dass es aussieht wie Selbstmord. Die Pistole befindet sich immer noch in seiner Hand. Womöglich hat er sogar selber abgedrückt.«
    »So wie Marie gezwungen wurde, den Eintopf zu essen«, sagte  Eve tonlos.
    » Genau.«
    »Ich möchte ihn sehen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Es ist nicht die erste Leiche, die ich zu Gesicht bekomme, Galen.«
    »Ich weiß, aber es widerspricht meinem Beschützerinstinkt.« Er drückte auf den Lichtschalter neben der Tür. »Fassen Sie nichts an.«
    Blut und Hirnmasse waren überallhin gespritzt. Eve zwang sich, bis an den Schreibtisch zu gehen. Vor Pierre lagen mehrere gerahmte Fotos seiner Mutter. Auf einer Seite lag ein Stapel Briefe, die ebenfalls voll Blut waren.
    »Es sieht so aus« – sie schluckte schwer – »als hätte er ihre Sachen durchgesehen.«
    »Und als wäre er darüber verzweifelt und hätte sich das Leben genommen. Jeder, der auf Maries Begräbnis war, würde bezeugen, wie erschüttert er gewesen ist. Sehr gut eingefädelt. Oder glauben Sie, er könnte tatsächlich Selbstmord begangen haben?«
    Eve schüttelte den Kopf. »Er wollte etwas aus seinem Leben machen, damit ihre harte Arbeit nicht umsonst gewesen ist. Er würde niemals – « Sie hielt es nicht mehr aus in dem Zimmer. Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu. »Das hat er nicht getan – das war jemand anders.«
    »Das habe ich mir auch gesagt.« Galen folgte ihr, nachdem er seine Fingerabdrücke vom Lichtschalter und vom Türknauf abgewischt hatte. »Aber die Polizei wird wahrscheinlich zu dem Schluss kommen, dass es Selbstmord war.«
    Vor dem Haus holte sie tief Luft. »Wir könnten der Polizei von Marie erzählen.«
    »Ohne jegliche Beweise bis auf die Hautabschürfungen an ihren Armen? Sie haben doch selbst bisher nicht glauben wollen, dass Maries Tod kein Unfall war.«
    »Wahrscheinlich ist er also

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