Knochenfunde
klar.« Hughes legte auf.
Galen schaute auf seine Armbanduhr.
Neunzehn Minuten.
Jane MacGuire wohnte im zwölften Stock. Die Zeit war knapp.
Und für die anderen Leute, die in dem Gebäude wohnten, blieb überhaupt keine Zeit. Galen würde nur die Bewohner der untersten Wohnungen informieren können, dann würde die Bombe explodieren.
Verdammt, was sollte er tun?
»Fertig.« Eve lehnte sich gegen den Arbeitstisch und wischte sich die Stirn. Gott, war sie erschöpft. Das Adrenalin entwich aus ihrem Körper, und sie fühlte sich so schlapp wie ein Putzlappen. »Mehr kann ich nicht tun.«
»Ich dachte schon, Sie würden nie fertig. Es ist fast drei Uhr morgens.« Nathan rutschte ungeduldig auf der Sesselkante herum.
»Darf ich ihn jetzt ansehen?«
»Noch nicht. Erst muss ich die Augen einsetzen.« Sie lächelte schwach, als sie sich über den Kasten mit den Glasaugen beugte.
»Galen würde das gefallen. Er steht auf leere Augenhöhlen.«
»Beeilen Sie sich!« Nathan befeuchtete sich die Lippen. »Tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht – Ich… sitze einfach auf heißen Kohlen.«
»Ich weiß.« Eve öffnete den Kasten, entnahm ihm zwei braune Glasaugen und wandte sich wieder Victor zu. Aber möglicherweise war das gar nicht mehr Victor. Vielleicht würde er bald einen richtigen Namen haben. »Es dauert nur noch ein paar Minuten.«
Einen Augenblick später trat sie zurück und schaute Nathan an.
»Jetzt dürfen Sie ihn ansehen.«
Nathan sprang auf und durchquerte hastig den Raum. Dann hielt er inne, holte tief Luft, ging um den Sockel herum und stellte sich neben Eve.
Wortlos starrte er auf das rekonstruierte Gesicht.
Eve versuchte, seinen Blick zu deuten. »Und? Nun sagen Sie doch etwas. Ist es Bently?«
»Das ist er.« Nathan presste die Lippen zusammen. »Das ist Harold Bently.«
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.« Seine Stimme zitterte. »Gute Arbeit. Das ist er.«
Er wandte sich ab und ging in Richtung Treppe. »Verzeihen Sie. Ich bin so wütend, ich würde am liebsten jemandem den Hals umdrehen.
Ich kann ihn nicht ansehen. Ich hatte gehofft – «
Nathan rannte die Treppe hinauf und stieß beinahe mit Joe zusammen, »’tschuldigung. Ich wollte Sie nicht – « Er schob sich an ihm vorbei und verschwand durch die Tür.
»Was ist denn mit dem los?«, fragte Joe, als er die Treppe herunterkam. Dann sah er Eves Gesicht. »Oh, der Augenblick der Wahrheit?«
»Es ist Bently.« Eve rieb sich den Nacken. »Man gibt die Hoffnung nicht auf, bis man den endgültigen Beweis vor Augen hat.«
Joe trat neben sie und betrachtete das Gesicht. »Du musst wirklich gute Arbeit geleistet haben, wenn er sich so sicher ist.«
»Ich habe ebenso sehr wie er gehofft, dass es nicht Bently sein würde«, sagte Eve. »Nach allem, was ich über ihn gehört habe, muss er ein guter Mann gewesen sein. Ich hatte gehofft, er wäre nicht auf diese Weise gestorben.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie blinzelte. »Aber es hilft einfach alles nichts. Es sind immer die Guten, die sterben.
Sie haben zu viel Vertrauen. Sie können sich nicht wehren. Wie Bonnie…«
»Schsch.« Er nahm sie in die Arme. »Gott, du bist ja so er schöpft, dass du kaum noch stehen kannst. Sieh mal, du hast gute Arbeit geleistet. Du hast den armen Mann nach Hause gebracht. Ist das nicht das Wichtigste?«
»Ja.« Alle Kälte und Einsamkeit war auf einmal verflogen, und sie fühlte sich sicher und geborgen, wie immer in Joes Armen. »Das ist auch wichtig. Aber nicht jetzt.«
»Das kommt schon.« Er massierte die Stelle zwischen ihren Schulterblättern. Vor Erleichterung bekam sie weiche Knie. »Deine Muskeln sind völlig verspannt. Am besten, du gehst jetzt ins Bett und siehst zu, dass du ein bisschen Schlaf bekommst. Ich nehme nicht an, dass du gern eine Massage hättest?«
»Nein.« Sie sollte sich nicht einmal von ihm in die Arme nehmen lassen. Es gab Gründe, gute Gründe, warum sie ihn von sich schieben sollte, aber das schien jetzt keine Rolle zu spielen. »Es geht schon.«
»Ich würde gern dafür sorgen, dass es dir noch besser geht.« Er zuckte die Achseln. »Aber das steht ja nicht zur Debatte. Komm, ich bring dich ins Bett.«
»Ich schaff das schon allein.«
»Red keinen Unsinn. Du kannst dich ja kaum noch auf den Bei nen halten. Ich weiß, dass du im Moment schwach und wehrlos bist, und am liebsten würde ich das ausnutzen. Aber ich werde es nicht tun.« Er legte seinen Arm um ihre Taille und führte sie zur
Weitere Kostenlose Bücher