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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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verlaufen hat. Die finden sich doch hier nie zurecht.«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht mit Fremden reden.« Ihre Großmutter nahm sie zornig an die Hand. »Jetzt ruf deinen dummen Hund, und dann gehen wir nach Hause und essen zu Abend.«
    »Mein lieber Schwan«, raunte Hughes, als er auf Galen zu schlenderte. »Ich korrigiere mich: Sie ist kein bisschen wie meine Tochter. Wenn ich mal einen Leibwächter brauche, könnte ich auf die Idee kommen, sie anzuheuern.«
    »Eve hat mir erzählt, dass sie auf der Straße groß geworden ist.«
    Galen schaute Jane und Sandra Duncan nach. »Aber sie hat mir nicht gesagt, dass sie mit zwölf schon erwachsen ist.«
    »Haben Sie ihr das Foto gezeigt?«
    »Sie hat ihn gesehen. Hebert ist hier in Atlanta. Zumindest war er vor zwei Tagen hier.« Er stand auf. »Aber wo zum Teufel steckt er?
    Wenn er hier in der Gegend war, müssten Ihre Leute ihn gesehen haben.«
    »Vielleicht haben wir ihn verscheucht.«
    Das würde nicht zu dem Bild passen, das Galen sich von Jules Hebert gemacht hatte. »Oder er ist untergetaucht und wartet auf seine Chance.« Die Vorstellung, dass Hebert diesem aufgeweckten Kind auflauerte, ihr wie eine dunkle Wolke folgte, drehte ihm den Magen um. »Aber diese Chance werden wir ihm nicht geben, Hughes.«
    Jules sah zu, wie der schwarze Pickup im Lake Lanier versank, ohne große Wellen zu hinterlassen. Hier in Atlanta gab es reichlich Wasser. Das kam ihm sehr gelegen.
    Er hatte eine Stelle ausgewählt, wo der See sehr tief war, sodass der Mann nicht so bald gefunden würde. Mindestens drei Tage lang dürfte es keine Aufregung geben. Leonard Smythe war geschieden und hatte allein in seinem Wohnwagen gelebt, und nach allem, was Jules in Erfahrung gebracht hatte, war er ein Einzelgänger gewesen.
    Jules betrachtete den Schatz, dessentwegen Smythe gestorben
    war. Der Mann hätte ihm die Unterlagen sicherlich widerstandslos ausgehändigt, wenn Jules ihm eine Chance gegeben hätte, aber das Risiko war einfach zu groß gewesen.
    Es war wirklich traurig, dass ein Mann nur wegen eines Klemmbretts und ein paar Blatt Papier hatte dran glauben müssen.
    New Orleans

    Victors Schädel schimmerte im fahlen Mondlicht, das durch das Fenster fiel.
    Nathan schaltete das Licht über der Treppe zur Spülküche nicht ein. Er wusste, dass Joe Quinn mehrmals nachts einen Rundgang durch Haus und Garten machte, aber er wusste nicht, um welche Zeit.
    Vorsichtig schlich er die Treppe hinunter. Eigentlich dürfte nichts schief gehen. Er hatte sich davon überzeugt, dass Eve tief und fest schlief. Aber Eve und Joe Quinn waren für ihn immer noch undurchschaubar, und alles Undurchschaubare war gefährlich.
    Er erreichte den Fuß der Treppe und ging lautlos auf den Sockel zu, auf dem Victors Schädel ruhte. Victors Hinterkopf war ihm vertraut, aber sein Gesicht hatte er noch nie gesehen. Er holte tief Luft, dann schaltete er seine Taschenlampe ein.
    Plötzlich war die Spülküche hell erleuchtet.
    »Würden Sie mir erklären, was Sie hier zu suchen haben?«, fragte Joe Quinn, der oben auf der Treppe stand.
    Verdammt.
    Nathan straffte sich. »Ich wollte nichts beschädigen.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.« Joe kam die Treppe herunter. »Was machen Sie hier mitten in der Nacht?«
    »Ich wollte ihn einfach sehen.«
    »Aber Eve möchte nicht, dass Sie ihn sehen, bevor er vollendet ist. Ist sie mit ihrer Arbeit fertig?«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Erst morgen Abend. Sie meinte, bis dahin würde ich nichts erkennen können. Aber ich dachte, vielleicht kann man ja doch schon etwas sehen.« Er runzelte die Stirn. »Ich werde nur einen Blick auf ihn werfen.«
    »Tun Sie das. Ich halte Sie nicht auf.«
    Nathan ging um den Sockel herum, sodass er gegenüber Victor  stand. In seinen Augen war Enttäuschung zu lesen. Das Gesicht hatte zwar eine Form, aber es fehlten deutliche Konturen. Niemand hätte in diesem Gesicht individuelle Gesichtszüge erkennen können.
    »Sie hätten ihr glauben sollen«, sagte Joe. »Eve lügt nicht.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen. Ich dachte nur, ich könnte – « Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Verdammt, das Warten macht mich ganz verrückt. Ich will es endlich wissen.«
    »Sie haben ihr nicht getraut.«
    »In meinem Beruf lernt man, nicht allzu vielen Menschen zu  trauen.« Nathan ging in Richtung Treppe, dann blieb er stehen und schaute Joe an. »Werden Sie ihr sagen, dass ich hier war?«
    »Eigentlich sollte ich das. Eve mag

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