Knochenfunde
Treppe.
»Warum wehrst du dich so? Es ist nichts Ungewöhnliches. Wie oft habe ich das schon getan, nachdem du bis tief in die Nacht gearbeitet hast?«
So oft, dass sie es nicht mehr zählen konnte. Manchmal kam es ihr so vor, als wären sie schon ein Leben lang zusammen. Zehn, zwölf Jahre? Sie konnte nicht klar denken. Sie nahm alles um sich herum nur noch verschwommen wahr.
»Jetzt wo Victor fertig ist, sollten wir Jennings anrufen. Das FBI…«
»Ich kümmere mich darum.«
»Ich hatte so sehr gehofft, es wäre nicht Bently.«
»Das weiß ich. Denk nicht mehr daran. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.«
Eve bekam kaum noch mit, wie Joe sie in ihr Zimmer brachte und aufs Bett legte. Er zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu. »Ich bin gleich wieder da.« Er ging ins Bad und kam mit einem feuchten Waschlappen zurück. Vorsichtig wusch er ihr den Ton von den Händen. »Das reicht fürs Erste. Du kannst duschen, wenn du aufwachst.«
»Danke, Joe.«
»Ich genieße es, mich um dich zu kümmern. Es gibt mir noch mehr das Gefühl, dass du mir gehörst. Außer Sex ist es das, was ich am meisten genieße. Wusstest du das nicht?«
Sie sollte sich das gar nicht anhören. Es war… zu vertraut, und im Moment stimmte nichts zwischen ihnen. Sie konnte sich kaum noch erinnern, warum. Aber sie wollte sich nicht daran erinnern.
Jetzt nicht. »Nein, das wusste ich nicht…«
»Und du willst nicht darüber nachdenken. Macht nichts. Ich gebe mich damit zufrieden, dass du nicht vor mir davonrennst.« Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Das reicht mir für heute.«
Sie drückte seine Hand. »Das sollte es nicht…«
»Schsch. Schlaf jetzt.«
Sie schlief schon fast. Sie rollte sich ein und schloss die Augen.
»Es ist… so traurig…. Der arme Mann…«
Dreizehn
Eve war eingeschlafen.
Joe betrachtete ihr Gesicht. Wie gern würde er ihr ihren Kummer nehmen. Aber es war zwecklos. Seit Bonnies Tod lebte Eve damit.
Mit Leib und Seele widmete sie sich der Aufgabe, die Lebenden und die Toten nach Hause zu bringen. Nun, sie hatte einen weiteren Verlorenen gefunden, und wie immer konnte er sich nur im Hintergrund bereithalten, um ihr beizustehen, wenn sie es zuließ.
Verflucht, im Moment könnte er selbst auch ein bisschen Zu spruch gebrauchen.
Hör auf, dich selbst zu bemitleiden, sagte er zu sich. Das fehlt ihr jetzt gerade noch. Er ließ Eves Hand los, beugte sich zu ihr und drückte seine Lippen auf ihre Stirn. »Schlaf gut, Liebste«, flüsterte er.
Er konnte sich kaum von ihr losreißen, doch er zwang sich, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen. Wenn sie aufwachte, würde sie wahrscheinlich wieder genauso abweisend sein wie in den letzten Wochen, aber vielleicht war es ihm doch gelungen, ein bisschen Boden zu gewinnen. Das hoffte er jedenfalls inständig.
Als er in die Diele kam, klingelte sein Handy.
Die Seitenwand des Gebäudes war in einem Feuerball explodiert.
Galen schaute zu den Flammen hinauf, die aus den Fenstern schlugen. Es hätte schlimmer kommen können. Die Bombe war so deponiert worden, dass nur der westliche Teil des Gebäudes getroffen wurde, der Teil, in dem sich die Wohnung von Jane MacGuires Großmutter befand.
»Meine Oma fürchtet sich zu Tode. Sehen Sie zu, dass Sie diesen Widerling schnappen.« Jane MacGuire trat auf Galen zu. »Eine Menge Leute hätten umkommen können, wenn die Sprinkleranlage nicht losgegangen wäre. Haben Sie die eingeschaltet?«
»Es war das Einzige, was mir einfiel, um die Leute zu wecken und dafür zu sorgen, dass sie das Gebäude rechtzeitig verließen. Ich habe den Feuermelder ausgeschaltet, weil die Sirene die Explosion hätte auslösen können, und habe Hughes’ Männer losgeschickt, um an die Türen zu klopfen, solange noch Zeit war. Das Wasser, das in ihre Wohnungen strömte, hat ihnen eine Menge Diskussionen erspart.« Er ließ seinen Blick über die schwach beleuchtete Straße schweifen, wo sich Männer, Frauen und Kinder, meist nur notdürftig bekleidet, aneinander drängten. Hunde rannten herum und bellten Katzen an, die von ihren Besitzern in den Armen gehalten wurden.
»Ich hoffe, alle haben es nach draußen geschafft.«
»Ich auch.« Jane zog an Tobys Leine, um ihn bei Fuß zu halten.
»Meine Oma wollte die Wohnung nicht verlassen, als dieser Mann plötzlich vor unserer Tür stand. Erst als die Sprinkleranlage anging, ist sie rausgelaufen.«
Galen hörte die Sirenen der Feuerwehr. »Wo ist deine
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