Knochenfunde
machen.« Eve presste die Lippen zusammen. »Haben Sie je daran gedacht, dass Hebert womöglich versuchen könnte, den Schädel in die Hände zu bekommen? Warum lassen Sie nicht lieber unser Haus bewachen, anstatt hierher zu kommen und die Herausgabe des Schädels zu verlangen?« O Gott, sie hatte sich soeben als Köder angeboten. Was zum Teufel war eigentlich mit ihr los?
»In der Tat wollen wir Hebert so eine ähnliche Falle stellen. Das ist einer der Gründe, warum ich den Schädel unbedingt haben muss.«
»Aber ich bin aus der Sache raus?«
Jennings nickte. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich dagegen sträuben. Als ich das erste Mal mit Ihnen gesprochen habe, konnten Sie es gar nicht erwarten, dass ich Ihnen den Schädel abnehme.«
»Ich mag es nicht, wenn man mir meine Arbeit mit Gewalt ent reißt. Wenn Sie gewartet hätten, hätte ich Sie wahrscheinlich angerufen.«
»Wir haben keine Zeit.« Er holte tief Luft. »Ich komme gerade von Boca Raton. Dort habe ich ein paar Tage lang Ermittlungen durchgeführt.«
»Und?«
»Nichts Konkretes, aber etwas ist mir aufgefallen, als ich dort war. Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen, was Sie mir gesagt haben, und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Es lag alles direkt vor mir, aber ich hatte es nicht gesehen. Möglicherweise irre ich mich, aber ich habe da eine Vermutung…« Er schüttelte den Kopf. »Ich muss zuerst mit Rusk darüber reden und hören, ob er mich für verrückt hält. Wenn nicht, werden wir sehr schnell handeln müssen.«
Eve spürte seine Erregung. Sein Auftreten zeugte unverkennbar von Anspannung. »Was für eine Vermutung?«
Jennings schüttelte erneut den Kopf. »Würden Sie mir bitte den Schädel bringen? Zwingen Sie mich nicht, ihn mir zu holen.«
Joe trat einen Schritt vor. »Kommt nicht in Frage.«
»Ich wüsste mal gern, wie diese Art von Schikane sich in den Schlagzeilen machen würde«, bemerkte Nathan.
Jennings blickte zu Nathan hinüber, der sich im Hintergrund gehalten hatte. »Wer zum Teufel sind Sie denn?«
»Ein Freund«, sagte Joe.
Jennings schaute Eve an. »Quinn ist Polizist. Wollen Sie, dass er vor seinen eigenen Leuten eine offizielle Anordnung missachtet?«
Deswegen also hatte er den Streifenwagen mitgebracht. Schlau.
Sehr schlau.
»Ihre offizielle Anordnung interessiert mich einen Dreck«, erwiderte Joe, ohne den FBI-Mann aus den Augen zu lassen. »Eve, was meinst du?«
»Nein.« Sie drehte sich auf dem Absatz um. »Ich hätte ihm den Schädel sowieso irgendwann gegeben. Ich mag es nur nicht, wenn man mir gegenüber Gewalt anwendet, und ich wollte die abschlie ßenden Arbeiten selbst durchführen. Aber das alles ist es nicht wert, dich in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Mit den Schwierigkeiten, die er mir macht, komme ich schon zurecht.«
»Nein, Joe.« Sie ging ins Haus und holte den Lederkoffer mit Victors Schädel aus ihrem Zimmer. Als sie auf die Veranda trat, drückte sie ihn Jennings in die Hand.
»Danke.« Er öffnete den Koffer, warf einen Blick hinein und schloss ihn wieder. Dann schaute er Eve an und sagte ernst: »Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Ihnen diese Unannehmlichkeiten bereiten musste. Es war nicht meine Entscheidung. Ich hätte Ihnen gern noch etwas mehr Zeit gelassen, aber die Sache ist zu dringend.«
»Haben Sie nicht den Eindruck, dass es auch für mich ein Fall von äußerster Dringlichkeit ist? Meine Tochter wäre beinahe ums Leben gekommen.«
»Sie können die Angelegenheit jetzt uns überlassen.«
»Die Sicherheit meiner Tochter habe ich Ihnen auch anvertraut, und Sie haben versagt. Warum sollte ich annehmen, dass Sie mehr Erfolg bei der Ergreifung von Hebert haben?«
Er zuckte zusammen. »Das habe ich verdient.« Er drehte sich um und ging die Treppe hinunter. »Ich werde mich bemühen, Sie auf dem Laufenden zu halten.«
»Das glauben Sie ja selbst nicht«, sagte Joe. »Ich war selbst beim FBI. Ich kenne die Methoden.«
Jennings stieg in seinen Wagen. »Ich werde tun, was ich kann.
Mehr kann ich nicht versprechen.«
Eve schaute den beiden Wagen nach, bis sie um die Kurve ver schwanden. Eigentlich müsste ich erleichtert sein, sagte sie sich. Sie war Victor los, und jetzt lag die Verantwortung ganz bei Jennings.
Aber sie fühlte sich überhaupt nicht erleichtert. Sie fühlte sich seltsam leer… und betrogen.
»Das ist Ihnen aber verdammt schwer gefallen«, bemerkte Na than.
»Ich bin noch nicht mit meiner Arbeit fertig. Den
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