Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
sich in der Garage von seinem Apartmenthaus schnappen, wenn er in diesem beschissenen kleinen Fahrstuhl nach oben fuhr, oder im Bayou, womöglich buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen. Doch jetzt musste er improvisieren, und das war noch nie seine Stärke gewesen.
Am Bundy Drive fuhr Greer auf die Linksabbiegerspur, und obwohl Sadowski das vermeiden wollte, musste er in der Spur direkt hinter ihm warten, während der Gegenverkehr an ihnen vorbeifuhr. Allerdings saß er höher als Greer, seine Fenster waren getönt und außerdem rutschte er noch ein Stück im Sitz nach unten, sodass Greer ihn eigentlich nicht erkennen dürfte. Trotzdem war das genau die Art von Manöver, vor der in seinem Fernkurs für Privatdetektive gewarnt wurde. Man sollte immer einen anderen Wagen zwischen sich und dem der Zielperson haben. Und es wurde noch schlimmer. Greer blieb die ganze Gelbphase hindurch stehen, obwohl ihnen keine Wagen mehr entgegenkamen, ehe er bei Rot losschoss und Sadowski nichts anderes übrigblieb, als ebenfalls bei Rot zu fahren. Ein Typ, der in Richtung Süden unterwegs war, hupte ihn an. Verdammt, Sadowski vermisste seinen Einsatzwagen; damit hatte ihn niemals jemand angemacht.
Ob Greer ihn womöglich doch entdeckt hatte? Er ließ sich weit zurückfallen, ließ einen Lieferwagen von Domino’s vor sich und setzte an den Ampeln seine Nachtsichtbrille auf, damit er weiter nach vorne sehen und sich vergewissern konnte, dass Greers Wagen immer noch in Reichweite war. Diese Brille, eine Excalibur Generation III, hatte eine eingebaute Infrarot-LED und eine Helligkeitskontrolle auf dem neuesten Stand der Technik. Anfangs hatte er geschluckt, als er den heftigen Preis gesehen hatte, doch das Ding war die mehr als dreihundert Kröten eindeutig wert. Und es war wesentlich besser als alles, was sie damals im Irak gehabt hatten.
Sadowski fuhr sein Fenster runter. Der Krach von Greers beschissenem Auspuff machte es noch einfacher, ihm zu folgen. So spät in der Nacht hatte sich die Hitze des Tages vollkommen verzogen, so dass es schon fast kühl draußen war. Es sah aus, als sei Greer unterwegs zum Ozean. Am Ende des San Vicente Boulevard bog er links ab, und Sadowski folgte ihm den ganzen Weg den Ocean Avenue hinunter bis zum Parkplatz am Santa Monica Pier. Was zum Teufel hatte er hier zu suchen? Wollte er etwa eine Runde mit dem Riesenrad fahren?
Sadowski hielt zwei Reihen von ihm entfernt an und wartete darauf, dass Greer die Treppe nahm, die zum Pier führte. Er überlegte, ob er ihn schon hier zur Rede stellen sollte, auf dem Parkplatz, aber da standen etwa ein Dutzend Mexen um einen nagelneuen Cadillac Escalade herum. Woher zum Teufel hatten diese stinkenden Arschlöcher eigentlich das Geld für so ein Auto? Sadowski hatte sich selbst so eins angesehen, aber allein die Leasingraten waren schwindelerregend. Nein, er würde oben eine Stelle finden müssen, irgendwo auf dem Pier, und vielleicht war das sowieso gar keine so schlechte Idee. Obwohl er erst die ersten paar Lektionen von seinem Privatdetektiv-Kurs bekommen hatte, hatte er schon gelernt, dass man niemals eine vielversprechende Überwachung abbrechen sollte. »Was lange währt, wird endlich gut«, hatten die geschrieben. Vielleicht würde Greer ihn ja auf eine echt heiße Spur bringen.
Aber vielleicht war das auch nur eine neue Drogenconnection.
Greer humpelte über den Platz und versuchte, sich in der steifen Ozeanbrise eine Zigarette anzuzünden. Sadowski fand, sein Bein sah schlimm aus, und er überlegte kurz, ob er von al-Kalli oder einem seiner Männer Prügel bezogen hatte. Aber warum wäre er dann auf dieser Party gewesen? Nein, es musste etwas anderes sein.
Der Pier war wie immer überfüllt. Eine Lifeband spielte so was wie diesen Zydecoscheiß aus New Orleans und jammerte auf einer behelfsmäßigen Bühne rum, und die Bude mit den Videospielen war gerammelt voll, die Glocken klingelten, und die Summer summten. Jeder war draußen und genoss die kühlere Ozeanluft. Bei dem heißen, trockenen Wetter und der Dürre wollte man einfach nur noch irgendwo am Wasser abhängen. Sadowski und die Söhne der Freiheit waren wahrscheinlich die einzigen Menschen in L. A., die wollten, dass das Wetter so blieb, wie es war, zumindest noch für ein paar Tage. »Kein Regen, keine Fragen«, hatte Burt es beim letzten Planungstreffen auf den Punkt gebracht. Burt konnte echt gut mit Worten umgehen.
Greer schob sich langsam durch die Menge, zum Ende des Piers in
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