Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Scheiben zersplitterten in einem glitzernden Scherbenregen, selbst die Sirene klang gedämpft und jammernd, obwohl sie noch weiterheulte. In jedem anderen Auto wäre er inzwischen tot gewesen, doch die verstärkte Karosserie hielt immer noch gut genug, damit er sich auf dem Sitz zusammenkauern konnte. Mit dem Kopf stieß er gegen das Dach, und seine feuchten Hände hielten das Lenkrad umklammert. Das Ungeheuer hockte auf dem Wagen und hatte bereits eine gewaltige Pranke durch die fehlende Fensterscheibe auf der Beifahrerseite geschlagen. Mit den Krallen, groß und gelb wie uralte Stoßzähne aus Elfenbein, schlitzte es das lederne Polster auf und tastete zweifelsohne nach den Innereien seines Rivalen. Eine Kreatur wie diese war es gewöhnt, ihre Beute auszuweiden und dann geduldig zu warten, bis sie vom Blutverlust wehrlos geworden war. Wenn das Opfer immer noch am Leben war, sobald der Gorgon zu fressen begann, war das nur gut. Ein Gorgon verspeiste sein Fleisch gerne so frisch wie möglich.
Doch Carter wusste noch etwas über dieses Geschöpf. Es würde sich an seine Beute klammern, egal was geschah. Es würde sie niemals loslassen oder seine Jagdbeute einem anderen Raubtier überlassen.
Und darin lag möglicherweise die Antwort, nach der er suchte.
Weiter vorn fiel die Straße kurz ab, und Carter konnte die Abzweigung erkennen, nach der er gesucht hatte, einen Pfad, der den Hügel hinunter und aus der Siedlung hinausführte. Über seinem Kopf brüllte der Gorgon vor Wut und Hunger. Nur wenige Zentimeter gepanzerter Stahl verhinderten, dass das Ungeheuer ihn zerfetzte. Carter fuhr an dem schmalen Pfad vorbei und langsam wieder bergauf zum anderen Ende der Via Vista.
Eine Feuerwand kroch die östliche Hügelseite empor, doch die Westseite brannte noch nicht, zumindest nicht hier oben. Der Canyon war dunkel und tief, hatte jedoch, obwohl er vom Rauch verschleiert war, noch kein Feuer gefangen. Carter gab Gas. Der Gorgon hielt die Limousine immer noch in seiner tödlichen Umklammerung, und sein Schwanz schleifte wie eine schwere Kette über den Asphalt. Das verlangsamte die Fahrt, doch nicht so sehr, dass Carter nicht einen Gang höher schalten und Geschwindigkeit aufnehmen konnte, während er auf sein Ziel zuhielt – das Ende der Sackgasse, genau so eines wie an seinem Ende der Straße, das jetzt hinter ihm lag.
Plötzlich spürte er, wie der Ärmel seines Hemdes aufgerissen wurde, und sah, wie eine lange, gebogenen Kralle ein weiteres Mal nach seinem Arm hieb. Das Dach des Wagens sackte noch weiter ein, als der Gorgon sein Gewicht verlagerte. Die Fahrertür knirschte und fiel klappernd und scheppernd auf den Gehweg und von dort auf die Straße. Carter spähte nach draußen und nach oben, und genau in diesem Moment senkte das Ungeheuer den Kopf, um hineinzuspähen. Seine Schnauze war geöffnet und entblößte zwei Reihen gezackter Zähne, nur unterbrochen von zwei säbelartigen Reißzähnen, die aus dem Oberkiefer herausragten. Sie glänzten vom Speichel, und bei einem war die Spitze abgebrochen. Die starren Augen waren so riesig und konvex, dass Carter meinte, sein Spiegelbild darin erkennen zu können.
Doch was fing der Gorgon, ein unbarmherziger Räuber, der offiziell seit zweihundertfünfzig Millionen Jahren ausgestorben war, damit an? Während er sich an die zerquetschte Karosserie einer Limousine klammerte, in der ein Mensch hockte? Carter zweifelte nicht daran, dass das Geschöpf sein Fleisch riechen konnte, das Blut, das in seinen Adern pochte. War das Tier tatsächlich in der Lage, über all das nachzudenken – oder handelte es rein instinktiv, wie ein Hai angetrieben zu töten und zu fressen, vor der Gefahr des tobenden Feuers zu fliehen, jeden Feind anzugreifen und zu verschlingen?
Carter hoffte, dass Letzteres der Fall war und dass der Gorgon alles tun würde, um sicherzustellen, dass diese glänzend schwarze Bestie durch seine Hände sterben würde. Die Sirene ertönte erneut, durch das verbogene Metall gedämpft, und der Gorgon brüllte – triumphierend, wie es Carter schien. Er glaubte, sein Feind läge im Sterben und der Kampf wäre bald vorüber.
Aber noch nicht sofort, dachte Carter, noch nicht!
Er beschleunigte erneut, genug, um noch etwas schneller zu fahren, doch nicht so sehr, um den Gorgonen abzuschütteln. Er wollte, dass das Ungeheuer genau dort blieb, wo es war, und sich am Todesröcheln seines Rivalen weidete. Mit heulender Sirene und dem brüllenden Gorgonen raste er den
Weitere Kostenlose Bücher