Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)
Wasser und tauchte schließlich zufrieden mit dem ganzen gewaltigen Körper in den Pool, wie ein gigantisches Krokodil am Flussufer. Das verdrängte Wasser bildete eine Flutwelle, die Beth und Joey über den Beckenrand und auf den Zement spülte, während Carter an die Wand neben dem Sprungbrett gedrückt wurde. Das schmutzige Wasser schlug über seinem Kopf zusammen, und er schnappte keuchend nach Luft. Die Bestie schwamm auf ihn zu. Ein weiterer Zug, und er würde in der Reichweite der Fangzähne sein. Carter stemmte sich hoch und hievte sich aus dem Pool. Er blickte zurück und sah Beth mit Joey zum Poolhaus rennen. Anstatt ihnen zu folgen, wedelte er mit den Armen, um die Aufmerksamkeit des Gorgons von ihnen abzulenken.
»Hier!«, schrie er, »sieh mich an!«
Der Zement war glühend heiß und schlüpfrig von der nassen, zischenden Asche, doch Carter rannte um den Pool herum, am Gorgonen vorbei, der auf der Stelle die Richtung änderte, und auf den niedergetrampelten Zaun zu. Vorsichtig kletterte er über die Metallpfähle, um nicht hängenzubleiben und sich den Knöchel zu brechen.
»Fang mich doch!«, brüllte er, ohne sich umzudrehen, und rannte auf dem Gehweg zur Fahrertür der Limousine. Der Wagen stand jetzt wieder auf allen vier Rädern.
Die Sirene ging erneut los und zerriss ihm fast das Trommelfell, als er auf den Fahrersitz hechtete und die Tür hinter sich zuknallte. Der Wagen war so gut gepanzert und isoliert, dass, sobald er erst einmal drin saß, der Krach erträglich war, wenn auch nur gerade eben.
Trotzdem war er zur Abwechslung einmal froh über die heulende Sirene. Dadurch musste es dem Gorgonen überhaupt möglich gewesen sein, ihm hierher zu folgen. Vielleicht konnte sie sich jetzt als hilfreich erweisen.
Er startete den Wagen, brachte den Motor lauthals auf Touren und wartete, dass das Ungeheuer nach dem Köder schnappte.
Was es Sekunden später tat. Durch das Seitenfenster sah Carter, wie es die breiten, klauenartigen Füße auf den eisernen Zaunpfosten setzte und auf seinen Feind, das Auto, zukam. Schwarzes Wasser strömte an den Flanken und dem verfilzten Fell des Tieres herunter, und sein langer Schwanz peitschte vor und zurück und wedelte Rauch und Asche fort wie ein Fächer.
Carter schaltete Scheinwerfer und Blinker ein, um den Gorgonen noch weiter zu provozieren, und dann, als das Ungeheuer ihn fast erreicht hatte, ließ er die Limousine über den Gehweg rollen, zwischen den Laternenpfählen auf der einen und brennenden Hecken auf der anderen Seite hindurch. Im Rückspiegel konnte er sehen, dass der Gorgon die Verfolgung aufnahm.
Carter passte eine Stelle ab, wo der Bordstein flacher war, riss den Lenker herum und steuerte das Auto vom Gehweg. Holpernd fuhr es auf die mit Trümmern übersäte Straße, die Scheinwerfer strichen über ein Panorama aus brennenden Bäumen und waberndem Rauch. Alle Häuser auf der Ostseite standen in Flammen, und während er zusah, brach ein Schornstein des einen Hauses in einer Wolke aus Staub und Steinen zusammen.
Der Gorgon war ihm auf die Straße gefolgt. Den unheilvoll finsteren Blick unverwandt auf den Wagen gerichtet, bahnte er sich seinen Weg durch die herabgestürzten Äste und die verbrannten Blätter. Carter gab Gas, obwohl er durch die schmutzige Frontscheibe kaum etwas erkennen konnte, und fragte sich die ganze Zeit, was er jetzt machen sollte.
Die Sirene, die gnädigerweise einen Moment geschwiegen hatte, ging erneut los, das blaue Licht am Armaturenbrett blinkte unerbittlich. Soweit Carter wusste, konnte es gut sein, dass der Wagen per Satellit verfolgt wurde. Wahrscheinlich hatte al-Kalli ihn sogar mit Maschinengewehren ausgerüstet, doch Carter hatte keine Ahnung, wo sie stecken könnten oder wie man sie bediente.
Er wusste nur, dass er das Ungeheuer von seiner Familie weglocken musste.
Er betete, dass das Poolhaus ihnen Zuflucht bot.
Der Gorgon brüllte erneut, als Antwort auf die Sirene, und Carter sah im Rückspiegel, wie er mit seinen gespreizten Beinen vorwärtshastete. Klang die Sirene wie die Herausforderung eines urzeitlichen Rivalen? Das Tier war wütend, und Carter fürchtete, dass es gleich angreifen würde.
Er hatte recht.
Ehe er um eine in Flammen stehende Palme herummanövrieren konnte, schoss der Gorgon plötzlich vor und warf seinen massiven Leib mit einer Kraft in die Luft, die Carter ihm niemals zugetraut hätte. Das Dach der Limousine wurde von seiner Masse eingedrückt. Die Innenbeleuchtung zerbrach, die
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