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Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Knochengrube: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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einem Hügel auf der Westseite von Los Angeles errichtet worden, von wo aus sich dem Betrachter ein Panoramablick über die Stadt bot. Manchmal, wenn Beth den ganzen Tag in den Galerien oder den Labors der Restauratoren eingesperrt gewesen war, kam sie hierher, um ein wenig Luft zu schnappen und in die Ferne zu blicken. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre Augen Gymnastik machen, wenn sie ihnen die Gelegenheit gab, nach stundenlanger intensiver Arbeit ungehindert weite Entfernungen überblicken zu können, bis hinunter zum beruhigenden Blau des Pazifiks. Heute Abend, mit dem Sonnenuntergang, war der Ausblick besonders beeindruckend.
    Doch im Moment galt ihre ganze Aufmerksamkeit Mr al-Kalli, der damit beschäftigt war, ihr zu erklären, welche Methoden er angewendet wissen wollte, um die Handschrift zu restaurieren, welche Methoden er auf gar keinen Fall wollte und welche Informationen er sich von ihren Untersuchungen der Handschrift erhoffte. Sie hatte den starken Eindruck, dass er einfach nur etwas Zeit in ihrer Gesellschaft verbringen und sich vergewissern wollte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Er wollte ein Gefühl für sie bekommen. Mit Sicherheit hätte er alles, was er ihr erklärte, ebenso gut in einem Begleitschreiben oder einem Einführungstext darlegen können. Aber al-Kalli schien mehr als das zu wollen. Er wirkte wie ein Bergsteiger, der sich vor einem schwierigen Aufstieg von seinem Partner überzeugen wollte. Kann ich mich wirklich auf Sie verlassen? Sind Sie vertrauenswürdig? Obwohl sie wusste, dass er nicht gerade sein Leben in ihre Hände legte, spürte sie, dass sie sich genau so fühlen sollte.
    Als er fertig war, sagte Beth mit so beruhigender Stimme, wie sie nur konnte: »Es ist eine außergewöhnliche Handschrift, und es gibt keinen besseren Ort als das Getty, um diese Arbeiten vornehmen zu lassen.« Sie kam sich vor wie die Direktorin eines Ferienlagers, die die Verantwortung für das Kind anderer Eltern übernahm.
    Er musterte ihr Gesicht, als wollte er sie noch weiter studieren. Und dann, offensichtlich zufrieden, setzte er die Sonnenbrille wieder auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er wandte den Blick zum schwächer werdenden Gold am Horizont und sagte: »Ich werde es Ihnen zusenden.«

6. Kapitel
    Die Mercedes-Limousine sah aus wie jeder andere Wagen dieser Art, lang und schwarz, glänzend und leistungsstark. Doch sie barg ein Geheimnis: Sie war so konstruiert, dass sie nahezu jedem Angriff standhielt. Die gesamte Karosserie – Pfosten, Träger, Türrahmen, Dach – war mit gehärtetem Stahl, verstärktem Fiberglas und splitterfestem Nylongewebe verstärkt worden. Unter dem burgunderroten Teppich war der Boden mit einer Plane ausgelegt, die vor Bombenexplosionen schützte. Die Räder waren mit Notlaufreifen ausgestattet, und sowohl von der Fahrerkabine als auch vom Fond aus ließen sich Satellitentelefon, Sirene und Lautsprecher bedienen, um Hilfe herbeirufen oder notfalls mit Terroristen verhandeln zu können. Die Fensterscheiben bestanden aus dickem transparentem Panzerglas, versehen mit einer Laminierung aus unverwüstlichem Polykarbonat als Splitterschutz nach innen. Der Wagen erfüllte durchgehend die Kriterien für die Widerstandsklasse B7, genug, um selbst einem gezielten Angriff standzuhalten.
    Mohammed al-Kalli wollte stets nur das Beste, besonders nach dem, was seiner Familie im Irak zugestoßen war.
    Selbst Saddam Hussein hatte es sich zweimal überlegt, ehe er sich mit der Dynastie der al-Kallis angelegt hatte. Nicht nur aufgrund ihres unermesslichen Reichtums und Einflusses, sondern auch aus weniger rationalen und leicht nachvollziehbaren Gründen. Saddam war, wie alle Iraker, mit den Geschichten und Legenden über die seltsamen Kräfte und noch seltsameren Besitztümer der al-Kallis aufgewachsen. Als Junge hatte er zweifellos die Warnungen gehört, dass unartige Kinder von den al-Kallis geholt wurden, ebenso wie die Erzählungen darüber, was jenen widerfuhr, die sich der Familie auf irgendeine Weise in den Weg stellten. Es gab Gerüchte von Verliesen und Folterkammern, von entsetzlichen Ritualen, tödlichen Opferungen und schließlich von Kreaturen jenseits aller Vorstellung.
    Jahrelang hatte Saddam auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, und hier und da hatte er sogar Geschäfte mit den al-Kallis gemacht. Doch schließlich hatten seine Gier und sein Ego die Oberhand gewonnen. Ob es auf Saddams ausdrücklichen Befehl geschehen war

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