Knochenjagd (German Edition)
auf. Rainwater hatte das Foto der Steine in Rubens Samtsäckchen in der Hand.
»Gute Aufnahme, inklusive Maßstab.« Er zeigte auf die grünen Kiesel. »Das sind Brocken von Chromdiopsid. Für gewöhnlich sind sie mikroskopisch klein. Die größten, an die ich mich erinnern kann, hatten einen Durchmesser von vielleicht einem Zentimeter. Diese beiden haben fast zwei Zentimeter. Teufel, Sie könnten diese Babys fassen und in einem Juwelierladen verkaufen.«
»Chromdiopsid?«, hakte ich so ruhig wie möglich nach.
»Kristalle, die sich tief im Erdinneren bilden und dann in einem Gestein namens Kimberlit, das weicher ist, an die Oberfläche transportiert werden. Im Verlauf von Äonen erodiert der Kimberlit, doch die Kristalle bleiben intakt.«
»Das entstammt also einer Lagerstätte in der Nähe einer Kimberlit-Pipe?« Ich war die Ruhe selbst.
»Ich würde sagen, es besteht eine verdammt große Chance. Ich würde nach einem verlandeten See oder einer ähnlichen Formation suchen.«
Rainwater stützte die Arme auf die Tischplatte, legte die Fingerspitzen aneinander und schaute mich darüber hinweg an. »Sie scheinen selbst recht gut Bescheid zu wissen.«
»Nein, Sir. Nicht wirklich. Aber da ist noch etwas anderes. Ich frage mich, ob Sie mir sagen können, wie ich einen Claim recherchieren kann.«
»Einen Mineral-Claim?«
Anscheinend schaute ich verwirrt drein.
»Ein Mineral-Claim muss innerhalb von sechzig Tagen nach Absteckung des Claims in diesem Büro registriert werden. Um das zu tun, gibt man seine ausgefüllten Formulare und eine Skizze des Claims zu den Akten und bezahlt seine Gebühren.«
»Ein Mineral-Claim macht was?«
»Gibt dem Besitzer das Recht auf die unterirdischen Mineralien, und zwar für zehn Jahre, wenn pro Jahr eine spezifische Menge an Arbeitsleistung im Bereich dieses Claims erbracht wird.«
Ich hörte deutlich, wie Rainwater wieder abzuspulen begann.
»Falls die erforderliche Arbeitsleistung auf dem Claim erbracht wird, kann die Person oder die Firma einen Antrag auf Pachtung des Claims stellen, allerdings vor dem dreizehnten Tag nach dem zehnten Jahrestag nach der Claim-Registrierung. Eine Mineralpacht gilt einundzwanzig Jahre und kann um weitere zwanzig Jahre verlängert werden, falls die Pachtzahlungen bis dahin pünktlich geleistet wurden und die Verlängerungsgebühren beglichen sind. Wenn eine Person oder eine Firma mit der Produktion beginnen will – also Bau der Mine, Abbau der Mineralien, Weiterverarbeitung und so weiter –, muss der Claim bereits gepachtet sein.«
»Können wir mit den Mineral-Claims anfangen?«
»Dann ziehen Sie sich besser einen Stuhl ran.«
Während ich das tat, tippte Rainwater auf seiner Tastatur. Eine neue Seite erschien. Die Überschrift lautete Indian and Northern Affairs Canada auf Englisch und Französisch. Rechts bot eine Seitenleiste eine Reihe von Links an.
»Ich gehe in den SID -Viewer.« Rainwater gab einen Benutzernamen und ein Passwort ein. » SID enthält eine Reihe von räumlich integrierten Datensätzen.«
Eine Karte füllte den Bildschirm. Ich erkannte das North West Territory und Nunavut. Die Hudson Bay. Die Orte, die ich mir auf dem Innendeckel des Bergbaubuchs angeschaut hatte. Flüsse erschienen dunkelblau, Seen türkis, Grenzlinien und Gemeindenamen schwarz.
»Gehen Sie auf Zoom bis zu einem Maßstab von unter tausend. Sonst erscheinen die Daten der Mineral-Claims nicht im Inhaltsverzeichnis. Bleiben wir erst einmal im NWT .«
Auf dem Monitor bildete sich ein rotes Rechteck. Rainwater klickte auf ein Icon, und der Bereich darin erweiterte sich.
Eine Seitenleiste mit diversen Auswahlkriterien verlief am rechten Rand der Karte. Rainwater entschied sich für die Darstellung in zwei Schichten, indem er nacheinander die Kategorien anklickte. Aktive Mineral-Claims. Schürfgenehmigungen.
Er aktualisierte die Karte, und graue, grüne und hellgrüne Kästchen erschienen über der Kartografie. Jedes Kästchen hatte eine Nummer. Rainwater klickte auf ein weiteres Icon, und am unteren Bildschirmrand erschien ein Abfragefeld.
Seine Finger verharrten über dem Feld . »Name?«
»McLeod«, sagte ich.
Rainwater tippte den Namen ein, klickte noch etwas an und drückte Enter.
Ein pulsierender silberner Balken zeigte an, dass das Programm suchte.
Sekunden später erschien unter der Karte eine Tabelle. Sie enthielt etwa zwanzig Datenrubriken.
Ich überflog die Titel. Claim-Anzahl. Claim-Status. Datum der Claim-Registrierung. Fläche.
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