Knochenjagd (German Edition)
in meinen Rollkoffer. Ich hatte Constable Chalker angerufen, um ihm zu danken, weil er sich in die Schusslinie geworfen hatte, um mich beiseitezustoßen. Er meinte nur, nichts zu danken.
Ich sammelte im Bad eben meine Toilettensachen zusammen, als ich ein Klopfen hörte. Da ich Ryan erwartete, lief ich zur Tür.
In der Tür stand Ollie, eine Pralinenschachtel von Whitman’s in der Hand. »Dachte mir, dass Blumen vielleicht nicht so gut kommen.« Er hielt mir sein Mitbringsel entgegen. »Leider nicht von Godiva, aber die Auswahl hier ist einfach scheiße.«
»Pralinen sind immer gut.« Ich nahm ihm die Schachtel ab.
»Alles okay mit dir?«
»Ja.«
»Du siehst aus, als hätten sie dir die lebenserhaltenden Systeme abgestellt.«
»Vielen Dank.«
Ollie schaute an mir vorbei ins Zimmer.
»Willst du reinkommen?« Ich trat einen Schritt zurück.
Ollie kam herein und setzte sich in einen Sessel.
»Hast du herausgefunden, wie Scar so schnell nach Yellowknife gekommen ist?« Nicht wichtig. Aber dieses Detail hatte mir keine Ruhe gelassen.
»Hatte einen Freund, der Buschpilot ist. Der Kerl hat ihn hergeflogen.«
»Was passiert mit Unka?«
»Mit dem sind wir durch. Der ist fertig.«
»Fast?«
»Hat ein Stück Schulter verloren, aber er wird’s überleben.«
»Ist er schon bei Bewusstsein?«
»O ja. Er und Tyne liefern sich ein Wettrennen, wer schneller gestehen kann.«
»Sie schieben sich gegenseitig die Schuld zu?«
»Die Jungs wollen beide was aushandeln. Eins muss man dir lassen, Tempe. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ruben hatte mit den Drogengeschichten nichts zu tun.«
»Was sagen Fast und Tyne?«
»Anscheinend waren ursprünglich gar keine Morde geplant. Sie wollten einfach McLeods Kindern mit ihrer Masche ›Rettet das Karibu‹ die Mineralrechte abluchsen. Snook würde bereitwillig stiften, und Beck konnte während einer seiner Drogen-oder Alkoholexzesse dazu überredet werden. Das größere Problem war Ruben. Da sie geistig nicht in der Lage war, irgendetwas zu überschreiben, musste sie so lange verschwinden, bis man sie für tot erklären lassen konnte, damit ihr Besitz an die beiden anderen überging.
Der Plan lief aus dem Ruder, als dieser Skipper auftauchte, um vor dem Gremium zu lamentieren. Er hatte herausgefunden, dass zu Tynes diversen Aktivitäten auch das Sammeln von Claims gehörte. Er stellte Tyne zur Rede, und sie gerieten in Streit. Offensichtlich erfuhr Skipper auch, dass Beck zu den Leuten gehörte, die angesprochen worden waren, und ging zu ihm. Irgendjemand folgte ihm, erschoss ihn und Beck und zündete das Haus an. Aufgrund schlechter Spurensuche am Tatort wurden weder die Schießerei noch das Vorhandensein von zwei Opfern ermittelt.«
»Aber die beiden hatten das Ruder wieder in der Hand.«
Ollie nickte. »Fast und Tyne mussten jetzt einfach nur noch die restliche Zeit abwarten, bis Ruben für tot erklärt werden konnte, und sich dann die Mineralrechte von Snook besorgen. Als Ruben in Yellowknife auftauchte, mussten sie sie dazu bringen, wieder zu verschwinden. Und sie machten sich Sorgen darüber, was sie dir erzählen würde.«
Wieder dieses schlechte Gewissen, das entsteht, wenn meine Nachforschungen zum Tod eines Menschen führen. Ich schob es beiseite.
»Ich verstehe immer noch nicht, wie sie den Tatort so gründlich säubern konnten.«
»Der Regen und wilde Tiere haben das für sie übernommen. Tyne gibt an, nachdem sie Ruben zu einem Transporter getragen hatten, hätten sie alles eingesammelt, was sie an Indizien finden konnten, ein paar Armvoll Nadeln drübergestreut und sich dann aus dem Staub gemacht, um Ruben in Arsensuppe zu verwandeln.«
»Die Trottel dachten, Arsen würde die Verwesung beschleunigen.«
»Tut es das nicht?«
»Vom Bürgerkrieg bis etwa 1910 war Arsen der Hauptbestandteil von Einbalsamierungsflüssigkeiten, die in Nordamerika verwendet wurden. Tatsächlich konserviert das Zeug Gewebe, indem es die Mikroorganismen abtötet, die die Verwesung verursachen. Es fiel nur in Ungnade, weil es so giftig ist. Und dauerhaft. Elementares Arsen zerfällt nie in harmlose Nebenprodukte.«
»Deshalb diese irrsinnige Entsorgungsaktion in der Giant.«
»Genau. Die Mine enthält über zweihunderttausend Tonnen Arsentrioxid, ein Staub, der beim Goldgewinnungsprozess entsteht.«
»Schlechte Nachrichten.«
»Sehr. Der Staub ist wasserlöslich und enthält etwa sechzig Prozent Arsen. Längerfristige Lagerung erfordert ein dauerhaftes Einfrieren
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