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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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der Mut der Verzweiflung. Ich war mir sicher, dass er mich erschießen würde, blieb aber trotzdem wie erstarrt stehen.
    Ich spürte, wie sein Körper sich bewegte. Sah aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung.
    Ein Schatten wanderte über mein Gesicht.
    Ich hörte ein Geräusch wie das Reißen einer Klaviersaite.
    Die Welt zerplatzte in Millionen weißer Partikel.
    Wurde schwarz.
    Ich war am Grund einer tiefen, dunklen Grube, versuchte herauszukommen, kam aber nirgendwohin. Eine Motte, die sich in Baumharz bewegt, das langsam zu Bernstein wird.
    Die Grube bewegte sich.
    Weit über mir sah ich ein stecknadelkopfgroßes Licht.
    Ich versuchte es zu erreichen.
    Trieb langsam nach oben.
    Ins Bewusstsein.
    Der Raum, in dem ich war, klang hohl.
    Ich roch Feuchtigkeit. Uraltes Gestein und Erde. Einen beißenden Geruch, den ich nicht kannte.
    Die Welt machte einen Satz.
    Mein Körper bewegte sich.
    Ich lag zusammengerollt auf einer kalten, rauen Oberfläche.
    Ich horchte.
    Hörte das Knirschen von Gummi auf Kies. Ein leises Brummen.
    Ich war in einem Fahrzeug. Aber nicht in einem Auto. Der Motor klang anders.
    Ein Bild blitzte auf. Der Parkplatz. Der SUV .
    Die Waffe!
    Ich hob den Kopf.
    Hätte beinahe aufgeschrien.
    Ich legte mich wieder hin, bis Schmerz und Benommenheit nachließen.
    Der Druck auf meinen Körper veränderte sich. Das Fahrzeug bewegte sich hügelabwärts.
    Ich versuchte, mich auf den Rücken zu drehen.
    Meine Arme bewegten sich nicht. Meine Beine bewegten sich nicht.
    O Gott. Ich bin gelähmt!
    Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    Das Adrenalin half.
    Langsam bekam ich wieder ein Gefühl.
    Ich spürte ein Kribbeln in Wangen und Fingerspitzen. Trockenheit im Mund, in den Augen.
    Ich versuchte zu schlucken. Brachte aber nicht genug Speichel zusammen.
    Ich versuchte, die Augen zu öffnen. Sie waren verkrustet. Ich blinzelte sie auf.
    Tintige Schwärze.
    Das Fahrzeug hielt an. Der Motor wurde abgestellt.
    Ich hielt den Atem an.
    Stimmen. Männlich. Nahe, überall. Wie viele?
    Tröpfelndes Wasser. Ein Wasserhahn? Ein Bach?
    Stiefel auf Kies. Ein Paar links, das andere rechts. Kamen sie näher? Gingen sie weg?
    Jedes Geräusch hallte nach. Nichts war klar.
    Die Stimmen wurden lauter. Schnellten wild hin und her. Zwei? Drei?
    Klopfen.
    Wieder Stimmen.
    Schritte.
    Ich erstarrte.
    Die Schritte stapften auf mich zu.
    Gingen vorbei.
    Verklangen.
    Das Hämmern in meiner Brust war überschallschnell.
    Ich musste etwas tun.
    Ohne auf die feurigen Pfeile zu achten, die mir durchs Hirn schossen, drehte ich den Hals und schaute mich um.
    Ich war im Gepäckfach eines Golfkarrens.
    Mit behutsamen Bewegungen umklammerte ich den Sicherheitsbügel auf der einen Seite und spähte hinaus.
    Gut drei Meter rechts vor mir durchschnitt ein Strahl die Dunkelheit. Dahinter konnte ich eine Gestalt erkennen, die eine Art Helm trug. Dampf wirbelte in dem klar umrissenen Lichtzylinder, der von seiner Vorderseite ausging.
    Einen knappen Meter beiderseits des Strahls war die Szenerie in einem milchig weißen Nebel zu erkennen. Die Konturen eines Tunnels. Sich schlängelnde Rohre. Gelbe und orangefarbene Ziffern und Buchstaben, die mit der Hand auf Fels gemalt waren. Jenseits davon schwarze Leere.
    Mein Blick folgte dem Strahl zu einer Reihe gelber Fässer. Auf jedes war in Rot ein einziges Wort gepinselt: Arsen.
    Mein Verstand registrierte. Analysierte.
    Unterirdischer Schacht. Bergmannshelm. Arsen. Horace Tyne.
    Mein Blut erstarrte zu Eis.
    Ich wusste, wo ich war.
    Die Giant-Goldmine.
    Grundgütiger. Wie weit unter der Erde?
    Tyne hatte mich hierhergebracht, um mich umzubringen. Meine Leiche zu verstecken.
    Wie er es mit Annaliese Ruben getan hatte.
    Ich musste raus. Oder Hilfe rufen.
    Bitte.
    Mit verstohlenen Bewegungen tastete ich nach meiner Hosentasche.
    Ja!
    Ich zog mein Handy heraus und hielt die Hand über das Display.
    Kein Signal. Zu tief unter der Erde.
    Denk nach!
    Eine E-Mail würde automatisch abgehen, sobald das Gerät wieder Verbindung mit einem Funkmast hatte.
    Ich ging auf E-Mail. Schickte meinen Aufenthaltsort an Ryan.
    Entdeckte eine SMS von Pete. Warum nicht? Welches Medium auch immer als Erstes funktionierte.
    Petes Nachricht war kurz: Fast Moving aktiver Partner Philippe Fast.
    Ich schickte eine Antwort: Giant-Goldmine. Ruf Ryan an.
    War ich verrückt? Hier E-Mails und SMS zu lesen? Ich musste weg von hier.
    Mit hämmerndem Puls steckte ich das Handy wieder in die Tasche, zog ein Knie an und stemmte den Fuß gegen den

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