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Knochenjagd (German Edition)

Knochenjagd (German Edition)

Titel: Knochenjagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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unbehandelten Brettern, die vertikal an die Querstreben genagelt waren. Eine dürre Birke warf Schatten in den kahlen Garten. In der Einfahrt stand ein grauer Pick-up.
    »Nicht ganz so repräsentativ wie der Trump Tower.« Ryan musterte das Anwesen.
    »Vielleicht braucht Tyne nur einen Computer.«
    »Hält die Kosten niedrig.«
    »Damit mehr fürs Karibu bleibt.«
    Ryan zog das Gartentor auf. Wir gingen zur Schwelle, und er klopfte an die Tür.
    Nichts.
    Er klopfte noch einmal. Fester.
    Eine Stimme bellte, dann schwang die Tür nach innen auf.
    Ich durchsuchte meinen Erinnerungsspeicher.
    Nein. Das war eine Premiere.

22
    Tyne trug einen Lendenschurz aus Leopardenfell, eine Perlenkette und ein elastisches Haarband. Sonst nichts.
    Seine Glatze glänzte wie Kupfer. Sein Pferdeschwanz, der aus ungefähr zwölf Haaren bestand, war lang und schwarz und fing bei einem Haarkranz am Hinterkopf an. Sowohl der Kranz wie der Pferdeschwanz glänzten, entweder vor Fett oder Feuchtigkeit. Ich wusste nicht so recht, ob der Kerl seine Vorfahren ehrte oder einfach nur frisch aus der Dusche kam.
    »Wie geht es Ihnen, Mr. Tyne?« Ryan streckte die Hand aus. »Ich hoffe, wir stören Sie nicht.«
    »Ich kaufe nie was, das ich nicht gesucht habe. Wenn man nicht danach sucht, braucht man es wahrscheinlich nicht.«
    »Wir sind keine Vertreter.«
    »Kirche?«
    »Nein, Sir.«
    Tyne gab Ryan und mir die Hand und schlug sich dann mit der Handfläche auf die nackte Brust. »Ich wollte eben ein bisschen schwitzen. Ist gut für den Kreislauf.«
    Ryan legte sich nun ins Zeug und benutzte eine Taktik, die mehr Vertrautheit implizierte, als wir tatsächlich besaßen. »Ich bin Andy. Das ist Tempe. Wir haben Ihren Namen von Nellie Snook. Wir sind Bekannte von Annaliese Ruben.«
    Einige Sekunden lang sagte Tyne gar nichts. Ich dachte schon, er würde uns wegschicken, als er plötzlich leicht lächelte.
    »Annaliese. Okay. Bleiben wir dabei.«
    »Wie bitte?«
    »Nette Mädchen, diese beiden. Kenne sie schon mein ganzes Leben lang. Und ihre Verwandtschaft. Die haben in der Vergangenheit einiges angestellt. Annaliese ist vor einigen Jahren von hier weggegangen. Würde gern erfahren, wie’s ihr geht.«
    »Wir glauben, dass sie nach Yellowknife zurückgekehrt ist.«
    »Im Ernst?«
    Bildete ich mir das nur ein, oder kniff Tyne fast unmerklich die Augen zusammen?
    »Annaliese lebte in Edmonton. Wir kommen von dort. Wir kennen ihre frühere Vermieterin. Als Ms. Forex hörte, dass wir nach Yellowknife wollten, gab sie uns einige Sachen mit, die Annaliese gehörten. Wir würden sie gern finden, bevor wir die Stadt verlassen.«
    Jeder Satz war, für sich selbst genommen, absolut wahr.
    »Kommen Sie doch rein.« Tyne trat einen Schritt zurück. »Sie erzählen mir, was Sie wissen, und ich erzähle Ihnen, was ich weiß.«
    Wir folgten Tyne durch eine schwach beleuchtete Diele in ein Wohnzimmer aus dem Sears-Katalog. Der Bodenbelag war Linoleum, das sich als Backstein ausgab. Die Luft roch nach Zwiebeln und Speck.
    Tyne deutete zur Couch. Ryan und ich setzten uns. Er bot uns Kaffee an. Wir lehnten ab.
    Als Tyne sich in den Sessel uns gegenüber fallen ließ, gingen seine knochigen Beine auseinander und boten uns einen überdeutlichen Blick auf sein Prachtstück.
    Ich war froh, dass ich mittags nichts gegessen hatte.
    »Bitte genieren Sie sich nicht, sich etwas Wärmeres anzuziehen.« Ryan lächelte. »Wir warten gerne.«
    »Will ja nicht, dass die Dame von meinen Glocken abgelenkt wird.« Tyne zwinkerte.
    Ryan lächelte.
    Ich lächelte.
    Tyne ging weg und kam Augenblicke später in Sweatshirt und Jeans zurück. »Also. Dann stecken wir mal die Köpfe zusammen.«
    Dieses Bild war fast so abstoßend wie die Aussicht auf seine Glocken.
    »Zunächst einmal, vielen Dank, dass Sie mit uns sprechen«, begann Ryan. »Wir werden Ihre Zeit nicht allzu lange in Anspruch nehmen.«
    »Wenn ich was habe, dann Zeit.«
    »Das ist ein Luxus.«
    »Nicht wenn die Rechnungen ins Haus flattern.«
    »Sind Sie arbeitslos, Sir?«
    »Habe fünfzehn Jahre in der Giant gearbeitet. Eines Tages kommen sie daher und machen die Mine einfach zu. ›Tut uns leid, Kumpel. Du bist draußen.‹ Eine Weile habe ich abgesteckt. Bin Lastwagen gefahren. Hier in der Gegend gibt’s nicht viele Möglichkeiten.«
    »Giant ist eine Goldmine?«
    »War. Jahrzehntelang war Gold der Lebenssaft der Region.«
    »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Natürlich nicht. Jeder kennt den Klondike-Goldrausch. Na ja, auch

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