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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Mach schon!«
    Ein paar Mädchen, Army-Bälger und Stadtgören, saßen auf Klappstühlen neben dem Boxring. Zivilisten dürfen jederzeit und ohne Weiteres in den Stützpunkt rein. Von Borden hat sicher noch kein Terrorist der Welt gehört. Ist nicht gerade das perfekte Anschlagsziel, denke ich mal.
    Die Mädchen trainierten allerdings nur ihre Mundmuskulatur. Vermutlich waren sie nur gekommen, um die Typen abzuchecken.
    Mein T-Shirt war klatschnass durchgeschwitzt und von der Nasenspitze hing mir ein dicker Schweißtropfen. Meine ausgefransten Shorts stellten meine bleichen, mageren Beine zur Schau. Echt sexy.
    »Der Sack schlägt nicht zurück«, sagte Owens. »Da kannst du dir genauso gut einen abwichsen. Steig mal in den Ring und zeig, was du draufhast.« Die Mädchen kicherten, und ich spürte, wie ich rot anlief.
    Owens hatte mir im Anfängerkurs ein paar Grundbewegungen gezeigt. Auch ein bisschen Sparring hatte ich schon gemacht, aber meistens bloß Schattenboxen und Schlagkombis am Boxsack.
    »Zieh das an«, sagte Owens und gab mir einen Gesichtsschutz.

    Der gepolsterte Helm ließ mein Gesicht von den Augenbrauen bis zum Kinn unbedeckt, bot aber Schutz vor ernsthaftem Schaden.
    »Weißt du noch, was ich dir gezeigt hab? Jabs, Haken, Cuts. Konzentrier dich auf die Jabs.«
    Er überprüfte, ob meine Handschuhe richtig verschnürt waren, dann hielt er die Seile auseinander, damit ich in den Ring steigen konnte. Die Matte war fleckig vor Schweiß, braunen Spritzern alten Bluts und anderen geheimnisvollen Flüssigkeiten.
    Ich versuchte, nicht zu den Mädchen zu sehen, rollte stattdessen nur mit den Schultern und lockerte meinen Nacken.
    »Mach vorsichtig mit dem Grünschnabel«, sagte Owens zu meinem Gegner, der gerade in den Ring trat. Ich zuckte bei dem Wort »Grünschnabel« zusammen und hinter mir erntete ich Gekicher.
    Der Typ mir gegenüber war ein Stückchen kleiner als ich, schmal, aber drahtig, und eindeutig kein Grünschnabel. Er starrte mich aus durchdringenden schwarzen Augen an. Um das eine herum zog sich noch ein altes Veilchen, das an den Rändern schon ins Gelbliche überging. Ein Pflaster klebte über seiner Nasenwurzel. Ansonsten war von seinem Gesicht nicht viel zu sehen. Stacheliges schwarzes Haar ragte oben heraus, wo der Helm den Oberkopf freiließ. Außerdem trug der Kerl ein T-Shirt mit dem Logo des 441. Geschwaders - der Kopf eines schwarzen Fuchses, der seine hungrigen weißen Zähne bleckt. Darunter das Motto des Geschwaders: Stalk and Kill.
    Na klasse, ein Hardcore-Army-Balg.

    »Immer schön die Deckung hochhalten«, rief Owens. »Kapiert? Gut. Dann Handschuhe aneinander und los geht’s.«
    Ich kann das, sagte ich mir. Ich bin mit ein paar Zentimetern und rund zwanzig Pfund im Vorteil.
    Wir stießen die Handschuhe aneinander, dann trat ich zurück, und wir begannen, uns gegenseitig zu umkreisen. Konzentrier dich auf die Jabs, hatte Owens gesagt. Also rückte ich näher, hielt meine Linke schützend vors Gesicht und stieß meine Rechte nach vorn.
    Mein Schlag ging ins Leere, genau an die Stelle, wo noch vor einer Millisekunde der Kopf dieses Army-Balgs gewesen war. Und dann...
    Und dann starrte ich plötzlich auf einen dieser geheimnisvollen Flecken auf der Matte. Und zwar ganz aus der Nähe, denn mein Gesicht war gegen den Bodenbezug gepresst. Was dazwischen passiert war - keine Ahnung. Ich erinnerte mich nicht daran, getroffen worden oder zu Boden gegangen zu sein. Hatte den Schlag gar nicht kommen sehen.
    »Hoch mit dir, Soldat.«
    Die Stimme quetschte sich an dem Klingeln in meinen Ohren vorbei in mein Bewusstsein. Das Balg hatte sich über mir aufgebaut. Seine Augen waren schwarze Schächte. Stalk and Kill.
    Ich wendete den Blick zu den Mädchen hin. Einige zuckten mitfühlend die Schultern, andere schüttelten den Kopf. Steh auf, dachte ich. Aber ich hätte nicht sagen können, wo oben war - als hätten Boden und Decke die Plätze getauscht. Ich krallte mich an der Matte fest, um nicht im freien Fall auf die Lampen an der Decke zu krachen.

    Hardcore half mir auf die Beine, pflanzte mich aufrecht hin und lehnte mich gegen die Seile. Ich dachte, gleich bringt er mich mit einem weiteren Schlag zur Strecke. Ich versuchte, die Hände zu heben, aber die Handschuhe waren wie tote Gewichte.
    »Alles okay«, hallte seine Stimme durch meinen zerrütteten Schädel. »Du musst einfach nur atmen. Ein. Aus. Ein. Aus.«
    »Alles klar, Blondie?«, rief Owens.
    Ich versuchte zu nicken, aber

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