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Knochenkälte

Titel: Knochenkälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Psycho-Ausbrüche.«
    Ich kullere auf dem Rücksitz hin und her und stoße schon mal Ash an, während wir über Plombenkiller-Furchen und Schlaglöcher rumpeln. Der Schotter ist schlüpfrig von Schnee und Eis und die Reifen dieser alten Schrottkarre sind glatt wie ein Babypopo. Es grenzt an ein Wunder, dass wir noch nicht im Graben gelandet sind.
    Plötzlich reißt Pike das Lenkrad rum und biegt scharf nach rechts ab. Eine Sekunde hängen wir über der Böschung in der Luft. Ich halte den Atem an und warte darauf, dass sich alles dreht. Aber dann greifen die Räder wieder und wir schlittern vom Abhang weg.
    »Fahr rechts ran«, stöhnt Howie. »Ich muss kotzen.«
    Er hat einen ziemlich nervösen Magen - deswegen nennen ihn alle Howie der Reiher. Das Auto kommt rutschend zum Stehen, Howie drückt die Tür auf und lehnt sich hinaus.
    Als ich ihn würgen höre, kommt mir auch fast alles hoch.
    Ash drückt mir einen Ellbogen in die Rippen. »Lass uns gehen.«

    »Gehen? Wohin denn gehen?«, frage ich. »Ich weiß nicht mal, wo wir sind.«
    »Das dahinten war die Cove Road. Wir können nach Hause laufen.«
    »Das sind mindestens zwei Meilen bis zum See. Schon mal was von Unterkühlung gehört?«
    »Ach, mach dir nicht in die Hose«, sagt sie. »Das schaffen wir locker im Dauerlauf. Oder willst du lieber weiter bei diesem Wahnsinnigen im Auto bleiben?«
    Als ich aussteige, brennt mir sofort die eisige Luft auf den Wangen. Ich schlage den Kragen meiner Lederjacke hoch und ziehe den Reißverschluss bis unters Kinn zu. Ich hätte eine Mütze aufsetzen sollen - aber nein, ich wollte mir die Frisur nicht ruinieren. Wollte cool aussehen für Ash. Na, wenigstens gewinnt meine steif gefrorene Leiche dann den Preis für die beste Frisur.
    Ich sehe zu Howie hin, der in den Graben kotzt. Er sieht aus wie ein kleines spindeldürres Insekt, das sich in dem viel zu großen Parka verliert.
    Pike steigt aus, um nach ihm zu sehen. »Alles klar?«
    Howie antwortet mit einem Stöhnen.
    »Komm mit, Bruderherz. Ich bring dich heim. Keine Sorge, ich fahr jetzt langsam.«
    Ash zupft mich am Ärmel. Wir setzen uns in Bewegung.
    »Bis dann, Howie«, sagt Ash.
    Er winkt ihr matt zu. »Sorry, ihr beiden. Ich hatte keine Ahnung, dass er das tun wollte.«
    Ash und ich stapfen knirschend durch den eisverkrusteten Dreck zur Cove Road zurück.

    »Wir sehen uns in der Hölle!«, brüllt Pike uns nach. Tolle Art, sich zu verabschieden. Hält er wohl für lustig.
    Ich schaue noch einmal zurück - er hat Howie einen Arm um die Schultern gelegt. Irgendwo unter seiner ganzen Wut scheint also ein menschlicher Zug zu stecken. Ein beinahe menschlicher.
    Als Ash und ich auf der Cove Road sind, halten wir auf den See zu.
    Sie dreht sich zu mir um. »Hey, Danny, Lust auf ein kleines Rennen?«
    »Okay.« Immer noch besser, als sich die Zehen abzufrieren.
    »Auf drei.«
    Ich nicke, und sie bellt: »Drei!« und stürzt los.
    Ich hechte durch die tiefe Schwärze hinter ihr her.

drei
    Das erste Mal, dass ich Ash gesehen hab, das war in der Turnhalle des Army-Stützpunkts - mit vollem Namen Canadian Forces Base Borden. Ash ist nämlich ein Army-Balg, genau wie Pike und Howie. Ihre Väter sind Ausbilder im Borden.
    Keine Ahnung, ob ich da vorübergehend unzurechnungsfähig war, aber jedenfalls dachte ich, es wäre vielleicht eine gute Idee, ein paar Boxstunden zu nehmen. Ich hab sowieso die meiste Zeit das Bedürfnis, irgendwo draufzuhauen, also hab ich gedacht, ich sollte besser lernen, wie man das richtig macht. Nein, ich bin kein manischer Klopper oder so, aber die letzten paar Jahre waren für mich echt übel, und manchmal muss man die Bestie in sich rauslassen, bevor sie einen bei lebendigem Leibe auffrisst.
    Also ließ ich sie an dem Boxsack raus, den sie im Borden für Amateure da hängen haben. Ein paar der vielen Risse im alten Leder sind zusammengenäht, ein paar einfach mit Klebeband verpflastert. Fast schon mitleiderregend, das Ding. Aber irgendwie steckte in diesem gesichtslosen Sack auch alles, was ich hasste. Ich drosch darauf ein, bis meine Handgelenke taub waren. Hinterher konnte ich kaum die Seife festhalten.
    Gegen Ende August, da war ich seit ein paar Wochen in
Harvest Cove, bekam ich eines Abends Gelegenheit, auf etwas Echtes einzudreschen.
    »Hey, Kleiner! Komm her!«, hallte die Stimme von Sergeant Owens durch die Turnhalle.
    Ich sah von meiner Faustattacke auf den Boxsack hoch.
    »Ja, dich meine ich, Blondie.« Er winkte mich zum Boxring rüber.

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