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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Orang-Utan aus Plüsch hing vom Fußbrett, die Augen glasig und leer. Auf Fenstersimsen und einem Schaukelstuhl saßen noch mehr Puppen und Stofftiere.
    Auf einem Nachtkästchen lag ein schnurloses Telefon, auf dem anderen ein Radiowecker mit CD-Spieler von Bose. Der bemalte Kleiderschrank gegenüber dem Bett sah aus, als hätte er mehr gekostet als meine gesamte Wohnungseinrichtung.
    Während Ryan zum PC ging, öffnete ich den Wandschrank. An der Innenseite jeder Tür hing ein Poster. Rechts White Trash Two Heebs and a Bean, über vier Bäuche gekritzelt. Links Punk Rock On-Girls Kick Ass.
    Der Schrank enthielt Bücher, einen Fernseher und eine teure CD-Sammlung. Ich überflog die Namen der Bands. Dropkick Murphy s. Good Riddance, Buck-O-Nine, AFI, Dead Kennedys, Rancid, Saves the Day, Face to Face, The Business, Anti-Flag, The Clash, Less Than Jake, The Unseen, Aquabats, The Vandals, NFG, Stiff Little Fingers. Viel von NOFX.
    Ich fühlte mich so alt wie Zeus. Ich kannte keine einzige dieser Gruppen.
    Die Bücher waren auf Englisch und Französisch. Tolstois Anna Karenina. Deepak Chopras Der Weg des Zauberers, Douglas Adams’ Per Anhalter durch die Galaxis. Guy Corneaus Abwesende Väter, verlorene Söhne . Montgomerys Anne auf Green Gables. Mehrere Harry Potter.
    Ich fühlte mich ein bisschen besser.
    »Widersprüchliche Signale«, sagte Ryan und schaltete den Computer ein.
    »Glaubst du, das Mädchen hat eine Identitätskrise?«
    Das Zimmer war eine schizoide Mischung aus Kleinmädchenkitsch, pubertärer Angst und erwachsener Neugier. Ich versuchte, mir Chantale darin vorzustellen. Ich hatte ihre Punk-Aufführung mitbekommen, hatte das Papa-weiß-es-am-besten-Foto gesehen. Aber ich hatte kein Gefühl für die wahre Chantale, keine Ahnung, wer sie in diesem Zimmer war.
    Ich hörte den hochfahrenden Prozessor piepsen und surren.
    Mochte Chantale Gingham? Hatte sie sich die Puppen gewünscht? Hatte sie den Orang-Utan in einem Katalog entdeckt und darauf bestanden, ihn zu bekommen? Hatte sie nachts die Plastiksterne angestarrt und sich gefragt, was das Leben für sie wohl bereithielt? Hatte sie die Augen fest geschlossen, enttäuscht über das, was es ihr bis jetzt gebracht hatte?
    Der Wasserfall kündigte Windows an. Ryan bewegte die Maus, tippte etwas. Noch etwas. Als ich zu ihm ging, sah ich, dass er AOL gestartet hatte und verschiedene Passwörter ausprobierte.
    Er probierte eine andere Tastenkombination.
    AOL sagte ihm, dass das Passwort ungültig sei und schlug eine Neueingabe vor.
    »Das könnte ewig dauern«, seufzte ich.
    »Die meisten Jugendlichen sind nicht sehr einfallsreich.«
    Er probierte die Vornamen jedes Familienmitglieds, dann ihre Initialen, dann die Initialen in umgekehrter Reihenfolge, dann in verschiedenen Kombinationen.
    Nichts passte.
    »Wann hat sie Geburtstag?«
    Ich sagte es ihm. Er probierte die Ziffern vorwärts und rückwärts. Doch AOL ließ sich nicht erweichen.
    »Wie hieß die Katze?«
    »Guimauve.«
    »Also Marshmallow?«
    »Schau mich nicht so an. Ich habe ihn nicht ausgesucht.«
    G-U-I-M-A-U-V-E
    AOL war nicht einverstanden.
    E-V-U-A-M-I-U-G
    Die Begrüßungsseite blitzte auf, und eine melodiöse Stimme wies auf wartende E-Mails hin.
    »Mann, bin ich gut.«
    »Du hast nicht mal den Namen der Katze gewusst.«
    Ryan klickte ein Symbol an, und Chantales Mailbox erschien auf dem Monitor. Sie hatte zwei ungelesene Mails. Wir überflogen sie schweigend. Beide stammten von einer Schulfreundin in Guatemala City.
    Ryan klickte auf Gesendete Mails. Seit ihrer Freilassung am Freitag hatte Chantale siebenmal [email protected] angeschrieben. Jeder Brief berichtete von ihrem Unglücklichsein und flehte um Hilfe. Daneben hatte sie sich an Dirtdoggy, Rambeau, Bedhead, Sexchaton und Criperçant gewandt.
    Chantales Ablage mit alten Mails enthielt zwei Einträge, einen von gestern, der andere von heute drei Uhr nachmittags. Beide waren von Metallass. Ryan öffnete die erste Nachricht.
     
    MANN, BIN ICH FROH DASS DU WIEDER DA BIST. DIRT UND RAMBEAU SIND ABGETAUCHT. DER HEAD IST NACH WESTEN GEFAHREN. RUF AN. DU HAST EINEN FREUND.
     
    »Klasse«, sagte Ryan und klickte die zweite Mail an. »Der Typ ist ein heimlicher James-Taylor-Fan.«
     
    PLÄNE GEÄNDERT. TIM’S. GUY. ACHT. WENN ZOFF, GEH ZU CLEM’S.
     
    »Glaubst du, Clem, Tim und Guy könnten die Cyber-Punks sein, denen sie gemailt hat?«
    Ryan war in Gedanken versunken.
    Ich griff zu Chantales Telefon und drückte

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