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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Scott einen Moment gebraucht, um ihn überhaupt wiederzuerkennen. Jedenfalls hatte er nicht erwartet, dass der Typ den Strand entlangspaziert käme.
    Scott winkte ihm zu und kam sich sofort lächerlich vor, als seine Geste ignoriert wurde. Statt eines Grußes schlenderte der Mann weiter durch die Reihen von Bikinimädchen, kam auf Scott zu und setzte sich auf den Barhocker neben ihn, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Er war einfach cool.
    “Was für einen Single Malt Scotch haben Sie?”, erkundigte er sich bei der Barfrau, die schon vor ihm stand, kaum dass er sich gesetzt hatte.
    “Tut mir leid, Single Malt haben wir nicht. Der beste Blend, den ich anbieten kann, ist Johnnie Walker.”
    “Blue Label?”
    Scott beobachtete, wie die Barfrau den Typen anlächelte. Wenn er das richtig sah, dann lag da ein Ausdruck von Bewunderung in ihrem Gesicht.
    “Nein, leider muss ich Sie wieder enttäuschen. Ich kann nur mit Black Label dienen.”
    “Das ist doch großartig”, sagte er, als hätte er genau darauf abgezielt. Dann drehte er sich zu Scott um. “Auch einen?”
    Scott wurde von der plötzlichen Aufmerksamkeit überrumpelt. Er kam sich vor wie ein Zuschauer, den man mit einem Mal auf die Bühne zerrte. Die Barfrau dachte wahrscheinlich, Scott wäre ein völlig Fremder für den Typen, und schien noch beeindruckter. Sie wartete auf seine Antwort.
    “Klar, danke”, sagte er so locker er konnte.
    “Für beide on the rocks?”, erkundigte sie sich.
    “Ja, das wäre super”, erwiderte Scott und tat, als würde er seinen Scotch immer so trinken. Dabei konnte er sich nicht einmal erinnern, ob er jemals zuvor einen gehabt hatte.
    “Für mich pur, bitte.”
    Bei dem darauffolgenden Lächeln der Barfrau war Scott fast versucht, seine Bestellung abzuändern.
    “Dieser Treffpunkt war eine vorzügliche Wahl, Scott”, sagte der Leichenmakler zu ihm. Sofort entspannte Scott sich und verspürte einen Schub von … ja, was eigentlich? Es war verrückt, aber irgendwas hatte dieser Typ an sich, das den Wunsch in einem aufkommen ließ, ihm zu gefallen.
    In dem Moment wurde Scott klar, dass er sich ein bisschen zusammenreißen musste. Er durfte den Kerl nicht aus Versehen mit seinem Spitznamen anreden. Er fragte sich allerdings schon seit ihrer ersten Begegnung, als der Mann sich ihm als Joe Black vorgestellt hatte, ob er tatsächlich so hieß. Das war immerhin der Name einer Filmfigur. Dieser Typ sah nun wirklich nicht aus wie Brad Pitt, aber in Bezug auf Charme und Selbstbewusstsein konnte er ihm definitiv das Wasser reichen. Die Ironie an der Sache war, dass Scotts Bewunderung nur noch größer wäre, wenn es ein Pseudonym wäre. Joe Black, diese Filmrolle, war eigentlich der Tod, der sich als “average Joe”, als Normalo verkleidet hatte. Sein neuer Freund … nein, das stimmte nicht. Sie waren keine Freunde, auch wenn Scott das gern hätte. Sein neuer Kollege war alles andere als ein Normalo.
    “Ja, es ist wirklich wunderschön hier, nicht?”, sagte Scott. “Man würde nie auf die Idee kommen, dass da draußen irgendwo ein Hurrikan wütet.”
    Die Barfrau stellte die Drinks vor ihnen auf die Theke, und diesmal gab es eine Schale mit Nüssen und Salzbrezeln dazu. Leuten wie Joe Black schienen immer irgendwelche Vergünstigungen zuteil zu werden. Scott schätzte sich glücklich, dass er diesmal mit von der Partie war.
    “Sind Sie darauf vorbereitet?”
    “Absolut.”
    “Haben Sie noch Stauraum, falls ich mal für zwei Tage was unterstellen muss?”
    “Oh, sicher doch”, erwiderte Scott. Er nippte an seinem Whiskey und versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, als die scharfe Flüssigkeit seine Kehle hinunterrann. “Das Erste, was ich nach dem Kauf des Hauses getan habe, war den großen Kühlraum zu erneuern. Da gibt es jetzt genügend Platz, jede Menge Fächer. Ich verfüge über eine Top-Ausstattung.”
    Tatsächlich hatte er sich noch gar keine Gedanken um den Hurrikan gemacht. Diesen Sommer hatte es schon drei davon gegeben, aber keiner war so weit den Golf hinaufgekommen. Scott kam aus Michigan. Hurrikans waren ihm vollkommen unbekannt. Pensacola war Trishs Heimat. In den zwei Jahren, die er nun schon hier lebte, hatte er sich noch nie mit einer solchen Bedrohung befassen müssen. Als er das Bestattungsinstitut kaufte, war er davon ausgegangen, dass das Gebäude für solche Ereignisse ausgerüstet wäre. Er wusste, dass es einen Generator für den Notfall gab. Falls es notwendig sein sollte und

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