Knochenpfade
klick und weg.
“Immer im Dienst”, sagte Scott.
“Das können Sie wohl sagen”, erwiderte Joe Black. “Wie wär’s mit einer zweiten Runde?”
Er hob sein Glas und leerte es in einem Zug. Nicht die Art, auf die man so teures Zeug trinken sollte, fand Scott. Aber es entging ihm auch nicht, dass Joe wieder über seine Schulter zum Tisch hinter ihm lugte, während er die Barfrau rief, um einen weiteren Drink zu bestellen.
7. KAPITEL
Militärflugbasis Pensacola
Benjamin Platt bestand darauf, sich einige der schwersten Fälle anzusehen. Ja, er war erschöpft. Er hatte immer noch unter dem Jetlag von seinem Flug aus Afghanistan gelitten, als er schon wieder von DC nach Florida fliegen musste. Aber er wusste, wenn Captain Ganz ihn jetzt in sein Hotel brächte, könnte er sowieso nicht schlafen. Er würde die ganze Zeit an diese vielen Plastikzelte denken müssen, an die verwundeten Soldaten, die wissen wollten, womit sie sich da eigentlich angesteckt hatten.
Nachdem er fünf Männer untersucht hatte, war er noch immer ratlos. Alle hatten unterschiedliche Verletzungen. Das betraf auch den Zustand der Operationsnarben. Der einzige gemeinsame Nenner bestand darin, dass man bei den Soldaten chirurgische Eingriffe an verletzten oder zerstörten Gliedmaßen vorgenommen hatte. Manche waren jetzt Amputierte und warteten darauf, dass die Wunden heilten und die Prothesen angepasst werden konnten. Viele der Verletzungen waren nicht unbedingt lebensbedrohlich, aber es war immer bedrückend zu sehen, dass ein Soldat einen Arm oder ein Bein hatte opfern müssen.
“Könnte es hier aus dem Krankenhaus kommen?”, fragte Platt Captain Ganz, während sie sich in einen Aufenthaltsraum zurückzogen, in dem sie ihre Masken, Schutzanzüge und Handschuhe ausziehen konnten.
“Wir sind verfahren wie immer, keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Uns ist nichts aufgefallen, das man als Ursache hätte annehmen können.”
“Sie glauben, es ist ein Krankheitserreger, mit dem sie sich in Afghanistan angesteckt haben? Der jetzt erst aktiv wird?”
“Ist das möglich? Gibt es Erreger, die sich so lange ruhig verhalten?”
“Bis sie durch die Operation zum Leben erweckt werden?”
Ganz blickte Platt nicht in die Augen. Wahrscheinlich war das der Fall, den der Captain am meisten fürchtete.
“So etwas gibt es nicht. Jedenfalls nicht dass ich wüsste”, entgegnete Platt.
“Aber unmöglich wäre es auch nicht?”
Darauf wusste Platt keine Antwort. Im Laufe der Jahre, die er nun schon im USAMRIID arbeitete, hatte er zwei Dinge gelernt: Sag niemals nie, und alles ist möglich.
“Wie viele Patienten haben Sie hier isoliert?”, erkundigte er sich.
Ganz musste nicht lange nachrechnen. Die Zahl war ihm nur zu gegenwärtig. “Sechsundsiebzig.”
“Und wie lange schon?”
“Wir haben vor acht Tagen die ersten Erkrankten unter Quarantäne gestellt. Aber die Operation von einigen dieser Soldaten liegt bereits bis zu achtzehn Tage zurück.”
“Sind alle hier operiert worden?”
“Ja. Obwohl ein paar von ihnen schon provisorisch in Bagram behandelt worden sind, bevor sie hierher überführt wurden.”
“Irgendwelche ähnlichen Fälle dort?”
“Keine, die wir isolieren konnten. Die in Bagram Verbliebenen haben keine dieser Symptome gezeigt. Es ist niemand dort auf die gleiche Weise gestorben. Man könnte eigentlich meinen, dass die Ursache dort liegen sollte.” Ganz versuchte zu lachen, aber es klang nicht sehr humorvoll, nur ziemlich frustriert.
“Sie haben doch noch Blutproben von den verstorbenen Soldaten. Die würde ich mir gern ansehen.”
“Die wurden in unserem Labor bereits eingehend untersucht und …” Ganz unterbrach sich und schüttelte den Kopf wie ein Schlafwandler, der plötzlich aufwachte. Er wedelte mit der Hand, als wollte er seine Worte von eben ausradieren. “Natürlich. Ich werde jemanden beauftragen, alles entsprechend vorzubereiten. Wonach suchen Sie denn?”
Platt zuckte die Schultern. Er rieb sich die Augen. Plötzlich fühlte er sich vollkommen zerschlagen. “Manchmal übersieht man Dinge, die nicht so offensichtlich sind, wenn man auf einen bestimmten Virus wie zum Beispiel MRCS aus ist. Ich werde damit anfangen, mir die Zellen genau anzusehen und nach Veränderungen oder Degenerationen zu suchen.”
“Sie können sicher vorher etwas Schlaf gebrauchen. Ein paar Stunden würden schon helfen. Ich habe Sie hierher gerufen, bevor Sie überhaupt Gelegenheit hatten, richtig Luft zu
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