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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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ins Labor, ja?« Logan machte kehrt und steuerte auf den Hintereingang zu.
    »Also, wie lange wird es dauern?«
    »Uargh …« Der Mann in dem weißen Tyvek-Anzug schüttelte sich. Dann pflückte er den Zeh von dem blutbefleckten Papier und ließ ihn in einen Beweismittelbeutel gleiten. Seine Stimme drang gedämpft durch die Atemmaske. »Du Scheiße, ein kleines Mädchen …«
    Das Labor im Präsidiumsgebäude war nicht annähernd so groß wie die Hauptstelle in der Nelson Street und erinnerte eher an eine unaufgeräumte Küche als an eine moderne kriminaltechnische Einrichtung. Es gab sogar einen Kühlschrank mit Gefrierfach, der neben der Tür vor sich hingluckerte, übersät mit bunten Magneten. Aus einem kleinen Digitalradio dudelte Northsound One, gerade laut genug, um das Pfeifen des Vakuumtischs zu übertönen, an dem jemand gerade ein Stück Metallrohr mit Fingerabdruckpulver einstäubte.
    Logan zupfte am Schritt seines Schutzanzugs. Irgendein Scherzbold musste die Etiketten vertauscht haben – der hier war jedenfalls nie und nimmer Größe L. »Also, wie lange dauert’s?«
    »Gib uns halt ’ne Chance, wir haben das Zeug doch gerade mal fünfzehn Minuten hier.«
    »Finnie will, dass alles so schnell wie möglich untersucht wird.«
    »Ach nee.« Der Assistent beugte sich wieder über den zerknitterten Zettel, nahm mit einem Wattestäbchen ein Klümpchen von dem klebrigen dunkelroten Blut auf und ließ es in ein kleines Plastikröhrchen gleiten. »Wenn ich die DNS im Eilverfahren testen lasse, hast du das Ergebnis in einer Stunde –«
    »Um sechs ist die Pressekonferenz!«
    »– maximal anderthalb. Schneller geht’s nicht.«
    »Könnt ihr nicht –«
    »Das hier ist kein Fernsehkrimi – ich kann nicht einfach rechtzeitig vor der Werbung ein DNS -Profil aus dem Hut zaubern. Aber eine Blutgruppenbestimmung kriege ich vielleicht noch hin.« Er nahm noch einen Abstrich und ging damit zu der Arbeitsfläche neben dem Kühlschrank. »Und was den Rest betrifft …« Er seufzte, rückte seine Schutzbrille zurecht und drehte sich um. »Sam? Wie lange brauchst du für die Fingerabdrücke?«
    Nichts.
    Logan nahm die Gestalt, die über den Vakuumtisch gebeugt stand, genauer in Augenschein. Der unförmige weiße Schutzanzug machte sie vollkommen anonym, selbst für ihn. »Samantha?«
    Der Assistent versuchte es noch einmal. »Sam?«
    Immer noch nichts.
    » SAM ! WIE LANGE DAUERN DIE ABDRÜCKE ?«
    Jetzt blickte sie von ihrem Metallrohr auf. Das eine Ende war in einen transparenten Plastikbeutel gehüllt, das Metall darunter dunkel und fleckig. Sie zerrte am Gummizug ihrer Kapuze, worauf ein feuerroter Haarschopf zum Vorschein kam, und nahm einen winzigen schwarzen Ohrhörer heraus. »Was?«
    »Die Fingerabdrücke.«
    »Oh.« Sie sah Logan an und lächelte … jedenfalls vermutete er es. Hinter der Schutzmaske war das schwer zu erkennen. »Bist du das da drin?«
    Logan lächelte hinter seiner eigenen Maske. »Soviel ich weiß, ja.«
    »Hab deinen Umschlag in die Sekundenkleber-Box gesteckt. Allzu viel Hoffnung hab ich allerdings nicht – er ist jetzt schon zehn Minuten drin, und noch ist rein gar nichts zu sehen.«
    »Null, Rhesus-negativ.« Der Assistent hielt eine Karte hoch. »Hilft dir das weiter?«
    Dieselbe wie Jenny McGregor.
    »Obduktion?«
    »Keine Ahnung.« Der Mann fasste den Beweismittelbeutel mit dem Zeh darin zwischen zwei Fingern, als wäre es eine dreckige Windel, und reichte ihn Logan. Dann wischte er sich die Handschuhe an seinem Schutzanzug ab. »Die Eiskönigin ist zu einer Konferenz nach Baltimore geflogen, und der Heini, der sie vertreten soll, ist wegen einer Magen-Darm-Geschichte außer Gefecht. Also …«
    Logan versuchte nicht zu stöhnen. »Wann ist Ihre Hoheit wieder da?«
    »Dienstag in einer Woche.«
    Na super.
    Er unterschrieb für den Zeh und machte sich auf den Weg zur Leichenhalle, diesem ruhigen und kühlen Plätzchen in einem unterirdischen Anbau gleich neben dem Parkplatz hinter dem Präsidium. Die diensthabende Rechtsmedizinische Assistentin saß in einem kleinen beigefarbenen Büro neben dem Sektionssaal. Sie hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und las in einem Klatschmagazin.
    Logan klopfte an den Türrahmen. »Ich hab einen sterblichen Überrest für Sie.«
    »Ach, was Sie nicht sagen.«
    Der Exklusivbericht über die »Sex-Eskapaden der Spielerfrauen!« verschwand in einer Schreibtischschublade, und die Assistentin schälte sich aus ihrem Stuhl. Hochgewachsen, dünn

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