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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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hatten sich untergehakt und wiegten sich rhythmisch hin und her. Sie hatten improvisierte Laternen dabei – Teelichte in alten Marmeladen- und Gurkengläsern. Die flackernden Flammen verbreiteten einen warmen, gelblichen Schein und ließen die Schatten tanzen, während die Menschen sangen.
    Es dauerte eine Weile, bis Logan die Melodie erkannte: Wind Beneath My Wings. Natürlich, was sonst? Nur hatte irgendjemand den Text so umgeschrieben, dass er sich auf Jenny und Alison McGregor bezog. Mensch, das war ja schnell gegangen.
    Und so bewegend … oder gruselig? Schwer zu entscheiden.
    Ein paar uniformierte Polizeibeamte standen in einiger Entfernung herum; die einen beobachteten die Menge, während der Rest das kleine Häufchen von besoffenen Idioten beobachtete, die in der Nähe herumtorkelten und mitzusingen versuchten.
    Logan steuerte auf den erstbesten Officer zu – ein kleines Männchen mit dicken, buschigen Augenbrauen und hängenden Lefzen. »Was ist das denn?«
    Constable Knautschgesicht rümpfte die Nase und deutete mit einem Nicken auf die Menge. »Mahnwache mit Lichterkette, Chef. Keine Ahnung, was das bringen soll. Vor dem Haus oder vor der Kirche, wo dieses Gedenkdingens stattfindet, ja, vielleicht , aber hier?« Er lutschte einen Moment an seinen Zähnen herum. »Die ganze Stadt ist vollkommen übergeschnappt.«
    Die Gewahrsamsbeamtin blies die Backen auf und warf Logan einen bösen Blick zu. Ein roter Fleck, der sich schon zu einem lila Bluterguss auszuwachsen begann, zog sich über ihren halben Unterkiefer. Sie wies den Korridor hinunter und nuschelte mit zusammengebissenen Zähnen: »Da lang.«
    DI Bell humpelte vor der kleinen Zellenflucht auf und ab, die für die weiblichen Gefangenen reserviert war. Er bewegte sich wie ein Bär, der das Gehen nach dem Winterschlaf erst mühsam wieder lernen muss, und wackelte mit seinen massigen runden Schultern hin und her. Jetzt blieb er stehen, schenkte Logan den zweiten bösen Blick für diese Nacht und winkte ihn dann mit einer haarigen Pranke heran. »Wo haben Sie gesteckt?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ich dachte, Sie wären für die Spätschicht eingeteilt? Wie sind Sie denn mit Steels Sexualstraftätern klargekommen – irgendwas –«
    »Möchten Sie mir das vielleicht erklären?« Bell zeigte auf die Zellentür, vor der er stand.
    Logan las, was auf die kleine Schiefertafel neben der Tür gekritzelt war: Name, mutmaßliches Vergehen und Zeitpunkt der letzten Kontrolle. »Trisha Brown – Widerst. gg. Festn. – 02:30 Uhr«. Was bedeutete, dass sie vermutlich einkassiert worden war, weil sie auf irgendeinen bedauernswerten Constable losgegangen war.
    »Und?«
    DI Bell zog die Luke auf, und Logan spähte in die kleine Zelle.
    Trisha Brown lag auf der blauen Plastikmatratze, die Knie bis zu den dürren Rippen hochgezogen. Ihr knappes, schulterfreies Top ließ einen Streifen erschreckend blasse Haut sehen, die im grellen Schein der Neonröhren fast leuchtete, verziert mit ein paar Blutergüssen und einem Tattoo. Nackte Füße mit langen Zehen, wie ein zweiter Satz Finger.
    Logan zuckte mit den Achseln. »War sie heute Nacht anschaffen?«
    Der Inspector schloss die Luke wieder. »Sie sagt, Sie hätten sie vergewaltigt.«
    »Sie …?« Logan wich einen Schritt zurück. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Die würde ich nicht mal mit dem Gerät von Biowaffen-Bob anfassen, geschweige denn mit meinem eigenen! Sie lügt!«
    Bell packte ihn am Ärmel und zog ihn zur Treppe. »Das will ich schwer hoffen … Aber Sie wissen, was passiert, sobald sie sich offiziell über Sie beschwert – die Interne Dienstaufsicht wird Ihnen den Arsch mit Suchscheinwerfern ausleuchten. Bei so einer Geschichte können Sie damit rechnen, vom Dienst freigestellt zu werden, während die Ermittlung läuft.«
    »Aber es ist –«
    »Es spielt keine Rolle , ob es erstunken und erlogen ist – es kommt in Ihre Personalakte.«
    »Nein. Verdammte Scheiße, nein.« Logan machte kehrt und marschierte zur Zelle zurück, um mit der flachen Hand gegen die Stahltür zu schlagen. Bong, bong, bong. Er riss die Luke auf. »Trisha Brown! AUFGEWACHT !«
    Die Gestalt auf der Matratze zuckte, rollte sich auf den Rücken und klappte einen Arm vor die Augen. Ihre Hüftknochen zeichneten sich unter der fahlen Haut ab, die Unterarme waren voll mit wunden Stellen, und die Rippen konnte man zählen. Wie konnte nur irgendjemand auf die Idee kommen, dass er mit einer wie der unter die Decke

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