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Knochensplitter

Knochensplitter

Titel: Knochensplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S MacBride
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Scottish Police Services Authority nicht bei der Suche nach Spuren alles mit Fingerabdruckpulver eingestäubt, es wäre überall blitzblank gewesen.
    »Hmm … Dann muss sie wohl eine Handwerkerin gewesen sein.« Steel griff in einen der Umschläge und zog einen Brief heraus – blassblaues Papier, dunkelblauer Kugelschreiber.
    »Was?«
    »Überleg doch mal, Laz: eine Witwe, hockt hier ganz allein mit einem kleinen Kind und einem toten Mann. Was soll die machen, wenn sie im Bett mal ein bisschen Spaß haben will? Ich hatte eigentlich einen dicken fetten Dildo erwartet … oder wenigstens einen Vibrator.«
    »Ach du lieber Himmel –«
    »Ich habe einen, der im Dunkeln leuchtet – irgendwie abartig, aber man braucht keine Taschenlampe, wenn mal der Strom ausfällt. Jedenfalls war Alison offenbar eine Anhängerin der Zwei-Finger-Rubbelmethode.« Steel hielt ihm den Brief hin. »Lesen.«
    »Du weißt schon, dass ihre Leiche wahrscheinlich irgendwo verscharrt liegt?«
    »Na und? Dass sie jetzt tot ist, muss doch nicht heißen, dass sie nie lebendig war, Laz. Und jetzt lies.«
    Es war ein Liebesbrief, adressiert an Alison McGregor. Logan überflog ihn: Liebe meines Lebens – bla-bla-bla –, Mond und Sterne verblassen vor dem Licht, das aus deinen Augen strahlt – bla-bla-bla –, kann kaum schlafen, spüre immer noch Deine Berührung auf meiner Haut … Wer hatte denn dieses Gesülze verzapft? Logan blätterte weiter zur letzten Seite; der Brief war unterschrieben mit: ›In ewiger Liebe, Dein Sergeant James George McGregor.‹
    Er runzelte die Stirn. » Sergeant ? Ich dachte, Doddy war bloß ein einfacher Soldat?«
    »Na los, lies schon vor.«
    »Lass dir ’ne Brille verschreiben, dann kannst du ihn selber lesen.« Logan warf den Brief aufs Bett. »Wer unterschreibt denn einen Liebesbrief mit seinem vollen Namen und einem falschen Dienstgrad?«
    »Ach, du bist ein Spielverderber.« Sie ließ sich zurücksinken, bis sie flach auf dem Rücken lag, und starrte an die Decke.
    Logan ließ sie allein und ging über den Flur zu Jennys Zimmer. Das Fenster war mit der allgegenwärtigen Schicht von Amido Black überzogen, was den Garten düster und grau wirken ließ.
    Pinkfarbene Tapete, eine Spielzeugkiste voll mit Plüschtieren. Die komplette Harry-Potter-Reihe, vom ersten bis zum letzten backsteingroßen Band.
    Das Pferd auf der Tagesdecke war eigentlich ein Einhorn … Er hielt inne. Runzelte die Stirn. Versuchte sich an das Video zu erinnern. Da war etwas am Fußende des Betts gewesen. Ein Teddybär? Er war nicht mehr da; lag auch nicht irgendwo auf dem Boden herum.
    Vielleicht hatten sie ihr erlaubt, ihn mitzunehmen? Vielleicht hatte er ihr ein wenig Trost gespendet, während sie sie mit Morphium und Thiopental vollgepumpt hatten, damit sie ihr den Zeh abhacken konnten.
    Vielleicht hatten sie ihn sogar mit ihr begraben. Irgendwo in der Pampa gammelte er jetzt vor sich hin, in einen schwarzen Plastiksack gepackt. Und leistete ihr beim Verwesen Gesellschaft.
    Mann, welch ein aufmunternder Gedanke.
    »Du siehst aus, als wärst du in Hundescheiße getreten.« Steel stand in der offenen Zimmertür.
    Logan drehte sich zu ihr um. »Hier ist nichts.«
    Nur das Zimmer eines toten Mädchens in einem leeren Haus.
    Ein dünner Strich aus Sonnenlicht liegt auf den kahlen Bodendielen, und darüber glitzern kleine Staubfitzelchen wie tanzende Feen. Alles ist verschwommen. Und es riecht. Sie wischt sich mit dem Ärmel ihres Schlafanzugs über die Augen. Rutscht mit dem Po ein Stück über den Boden, um näher an der Sonne zu sitzen.
    Es riecht nach alten Leuten hier drin. Nach alten Leuten wie Mrs. McInnes von nebenan, mit ihrem haarigen Muttermal und der dicken Brille und ihrem Atem wie eine Wurst, die zu lange im Kühlschrank gelegen hat.
    Sie wischt sich wieder mit dem Ärmel übers Gesicht, und Winnie Pu wird ganz nass von den Tränen. Sie versucht sich noch näher ranzuschieben, aber die Kette, die um ihren Hals und ihre Brust geschlungen ist, zieht sich fest zu. Früher haben sie Blacky immer im Garten an die Kette gelegt. Die war an einem großen Metallstab festgemacht, damit er immer im Kreis rumlaufen konnte. Bis er dann in den Himmel musste.
    Aber sie ist kein Hund, der an einen Metallstab im Garten gekettet ist. Sie ist ein kleines Mädchen, das in einem dunklen, staubigen alten Haus an ein Bett gekettet ist.
    Sie streckt einen blassen kleinen Fuß aus, bis dieser winzig kleine Sonnenstrahl drauffällt, und wackelt mit den

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