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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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ja gesagt, dass er in den einen Sack hineingesehen hat.«
    »Das stand aber nicht in seiner ersten Aussage.«
    »Im Protokoll heißt es, dass er gefragt wurde, ob er die Knochen angefasst hätte.« Genau wie alles andere, was sie gelesen hatte, hatten sich die Einzelheiten des Dokuments in ihr Gedächtnis eingeprägt. »Das hat er nicht getan. Aber kein Mensch hat ihn gefragt, ob er die Säcke angefasst hat.« Es war die Art von Befragungsfehlern, die Raiker bei seinen Mitarbeitern niemals geduldet hätte. »Mir hat er es gesagt, als ich ihm die Fingerabdrücke abgenommen habe.«
    Erneut dieser verständnisinnige Blick zwischen den beiden, der sie langsam zu ärgern begann. »Kletterer tragen doch Handschuhe, oder?«, fragte Barnes.
    »Kletterhandschuhe haben keine Finger. Sie schützen die Handflächen, aber die Geschicklichkeit für besseren Halt in den Griffmulden bleibt erhalten.« Cait sprach in ruhigem Tonfall, obwohl ihr der Puls in den Ohren rauschte. Es war glasklar abzusehen, wohin das führte. Und wie bei zwei Zügen, die auf demselben Gleis aufeinander zurasen, war sie außerstande, es aufzuhalten.
    Barnes lehnte sich vor. Sein Schnurrbart war ein bisschen dichter geworden, zudem war er rötlicher als die schüttere Haartracht auf seinem Kopf. Er sah sie unverwandt an. »Was würden Sie sagen, wie nahe Sharper dem Profil kommt, das Sie für den Täter erarbeitet haben?«
    Die vielen Jahre, in denen sie gelernt hatte, für ihre Modeaufnahmen Posen einzustudieren, erwiesen sich jetzt als gewinnbringend. Sie konnte sicher sein, dass ihr Gesichtsausdruck völlig neutral blieb, obwohl es ihr eiskalt über den Rücken lief. »Oberflächlich betrachtet, gibt es gewisse Ähnlichkeiten. Wenn man seine Zeit beim Militär bedenkt, kann man davon ausgehen, dass er in verschiedenen Tötungstechniken ausgebildet wurde. Und auf seinem Grundstück gibt es sauren Boden, obwohl die Probe, die ich dort genommen habe, nicht exakt den Ablagerungen entsprochen hat, die unten in einigen der Müllsäcke gefunden wurden.«
    »Und die beiden inzwischen identifizierten Opfer wurden vermisst gemeldet, als er schon wieder hier in der Gegend war«, warf Andrews ein.
    Cait neigte den Kopf leicht zur Seite. »Wir müssen noch sechs weitere Opfer identifizieren«, rief sie den beiden in Erinnerung. »Aber wenn man mal über die oberflächlichen Übereinstimmungen hinausblickt – Übereinstimmungen, die vermutlich noch auf mehrere andere Personen hier in der Region zutreffen –, dann finde ich nicht, dass er als wahrscheinlicher Täter infrage kommt.«
    Andrews lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust, den Aktenordner nach wie vor in der Hand. »Nein? Was ist damit, dass er die Leichen in der Höhle gefunden hat? Und dass ausgerechnet seine Kunden auf das letzte Opfer gestoßen sind? Wir wissen, dass er geschäftlich mit Livingston zu tun hatte, als der hier in der Gegend Urlaub gemacht hat.«
    »Was soll denn seine Motivation dafür sein, sie ›zufällig‹ zu entdecken?«, wandte Cait ein. »Die Knochen hätten wahrscheinlich noch jahrelang in der Höhle gelegen, wenn er Sie nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass sich ein Tatverdächtiger absichtlich in laufende Ermittlungen einschaltet, aber es ist kaum vorstellbar, dass jemand das tut, wenn es aller Wahrscheinlichkeit nach so aussieht, als würde er ungeschoren mit der Tat davonkommen.«
    »Vielleicht hat er es getan, um zu beweisen, dass er schlauer ist als wir.« Auf ihren Blick hin hob Barnes eine Schulter. »Das hatten wir vor ein paar Jahren. Ein Brandstifter hat mehrere Häuser in Brand gesteckt und uns Notizen hinterlassen. Schließlich haben wir ihn mithilfe eines Handschriftenexperten geschnappt.«
    Allmählich gewann der Ärger die Oberhand über ihre anfängliche Panik. »Bei einer Brandstiftung hatten Sie bereits den Nachweis für eine Straftat. Aber in diesem Fall hätten die Morde noch wesentlich länger unentdeckt bleiben können. Wir sind hier nicht in Hollywood. Es kommt in Wirklichkeit wesentlich seltener vor, als man glaubt, dass ein Serientäter die Polizei gezielt auf sich aufmerksam macht. Die Tat dreht sich um die Zwänge der Täter, um das, was sie antreibt. Es geht nicht um uns.«
    Andrews zuckte sichtlich unbeeindruckt die Achseln. »Es dürfte relativ leicht sein, sein Alibi für die Tage zu überprüfen, an denen die beiden inzwischen identifizierten Opfer verschwunden sind.«
    Cait

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