Knochenzeichen
»Er kennt Gott und die Welt.«
Andrews ignorierte seine Worte und sprach weiter. »Und schauen Sie mal, was Sie über seine Finanzen in Erfahrung bringen können. Er ist in den letzten Jahren ziemlich zu Geld gekommen, soweit ich gehört habe.«
In Caits Magengrube zuckte es schmerzhaft. »Das Grundstück, auf dem er sein Haus baut, ist schätzungsweise eine Million Dollar wert.« Sie wusste nicht, ob die schockierten Mienen der beiden der Zahl geschuldet waren oder der Tatsache, dass sie überhaupt darüber Bescheid wusste. »Ich habe es in den Büchern im Gerichtsgebäude nachgeschlagen. Er hat gesagt, er sei der einzige Begünstigte im Testament seines Großvaters gewesen. Sie können bestimmt alle Einzelheiten über die entsprechende Verfügung herausfinden.«
»Das mache ich.« In Andrews’ Augen funkelte etwas, das Cait argwöhnisch machte. »Ich will ihn mir zur Brust nehmen, ehe er Gelegenheit hat, sich darauf vorzubereiten. Also wäre ich dankbar, wenn Sie sich von Ihrer Beziehung zu dem Mann nicht in Bezug auf seine eventuelle Täterschaft blenden lassen würden. Er darf vorher keinen Hinweis darauf bekommen, dass ich mit ihm reden will.«
In Caits Innerem kam alles knirschend zum Stillstand. Gehirn. Herz. Lunge. Und dann lief alles mit einem Satz wieder an, der das Blut wie einen Kurzstreckenläufer durch ihre Adern rasen ließ. »Meine Beziehung zu ihm?«
Barnes studierte einen nichtexistenten Fleck an der Wand, während Sheriff Andrews antwortete. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie und er … sich in letzter Zeit nähergekommen sind. Ich muss sicher sein können, dass sich das nicht auf Ihre Objektivität auswirkt.«
Cait hieß die Wut willkommen, die Andrews’ Worte in ihr auslösten. Sie war ihr unendlich viel lieber als die Selbstzweifel und die allumfassende Furcht, die sie bisher nahezu gelähmt hatten. »Falls Sie wissen wollen, ob ich mit ihm geschlafen habe – die Antwort ist ja. Aber mein Gehirn funktioniert zufällig unabhängig von meinen Geschlechtsorganen.« Der Deputy zuckte unter ihren offenen Worten leicht zusammen. Doch es war Sheriff Andrews, an die sich Cait gewandt hatte. Barnes mochte der Überbringer dieser kleinen Botschaft gewesen sein, doch es war Andrews, die sich die Neuigkeit nach Bedarf zunutze machte. »Ich habe Ihnen nie irgendeinen Grund gegeben, meine Professionalität infrage zu stellen. Aber wenn Sie Zweifel haben, sagen Sie es ruhig.« Sogar sie selbst vernahm den Trotz in ihrer Stimme. Sie starrte Sheriff Andrews an und begann das Blickduell mit ihr. Doch es war nur ein kleiner Trost, als Andrews am Schluss als Erste den Blick abwandte.
»Seien Sie nicht so verdammt empfindlich. Ich habe doch nur gesagt …«
»Ich weiß genau, was Sie gesagt haben, Sheriff.« Cait wollte nur noch weg. »Sie haben sich deutlich genug ausgedrückt. Aber statt sich auf Sharper zu fixieren, sollten Sie lieber mal ein paar Einheimischen auf den Zahn fühlen. Leuten mit Gewalttaten im Vorstrafenregister. Ich weiß zum Beispiel definitiv, dass Rick Moses erst neulich aus dem Gefängnis freigekommen ist.«
»Da sind wir schon dran. Moses war wegen fahrlässiger Tötung im Straßenverkehr in Haft.« Ohne mit der Wimper zu zucken, kehrte Andrews zu ihrem vorherigen Thema zurück. »Ich dachte, Sie könnten vielleicht mitkommen, wenn ich heute mit Sharper rede.«
Lieber würde sie zerstoßenes Glas schlucken. »Es sind nach wie vor ein paar Detectives übrig, von denen ich noch nichts gehört habe. Die muss ich noch mal kontaktieren und dann die Besitzer der Läden aufsuchen, die auf den Kreditkartenabrechnungen der Opfer aufgetaucht sind.« Cait schob ihren Stuhl zurück und stand auf. Sie sah, wie Andrews die Stirn runzelte, doch das war ihr völlig gleichgültig. Was auch immer Andrews mit ihren Andeutungen sagen wollte, sie würde stets sämtliche Informationen, die sie über den Fall besaß, weitergeben, egal, wer dadurch in Verdacht geriet. Doch sie war nicht bereit, Sharper zu befragen. Nicht, solange sie sich lebhaft an die Stunden erinnerte, die sie vergangene Nacht in seiner Umarmung verbracht hatte. Und heute Morgen.
Professionalität war eine Sache. Sie sammelte ihre Unterlagen auf und ging zur Tür. Doch sie hätte lügen müssen, wenn sie behauptet hätte, dass sie in ihrer Ausbildung darauf vorbereitet worden war, eine Affäre mit einem Mann zu haben, der bei den laufenden Ermittlungen zu den möglichen Tatverdächtigen zählte.
Es war bereits mitten am
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