Knochenzeichen
konnte. Sie hatte nämlich große Angst davor, dass sie genauso aussah, wie sie sich fühlte … entspannt, befriedigt und unbeschreiblich weiblich.
Sowie sie jedoch auf den Parkplatz der Leichenhalle einbog, klingelte ihr Handy, und etwas viel Akuteres drängte sich in den Vordergrund. Nachdem sie es einhändig aus der Tasche geangelt und die Vorwahl von L. A. auf dem Display erkannt hatte, erwog sie, den Anruf sofort auf die Mailbox gehen zu lassen. Es war nicht Lydias Nummer, aber sie konnte ja auch von einem anderen Apparat aus anrufen. Lydia war hartnäckig, wenn sie etwas wollte, und seit ihrem letzten Gespräch hatte sie fast täglich angerufen.
Und Cait hatte sämtliche Nachrichten, die sie hinterlassen hatte, gelöscht.
Während sie das nagende schlechte Gewissen beim Gedanken daran beiseiteschob, ging sie das Risiko ein und meldete sich beim dritten Klingeln. Sie konnte es sich nicht leisten, einen beruflichen Anruf zu verpassen, nur weil ihre Mutter eventuell einen neuen Weg gefunden hatte, nach ihr zu greifen und sie zu belästigen. »Caitlin Fleming.« Sie parkte den Wagen und warf die Schlüssel in die Handtasche, ehe sie ausstieg.
»Fleming, hier ist Detective Richard Gómez, LAPD. Sie haben mir vor ein paar Tagen in Bezug auf einen meiner Vermisstenfälle eine Nachricht hinterlassen. Entschuldigen Sie die Verzögerung. Ich habe gerade einen Mordfall abgeschlossen, der all meine Zeit aufgefressen hat.«
Ihre Schritte gerieten ins Stocken, ehe der Adrenalinstoß kam und ihren Schritt beschleunigte. »Ja, ich habe Sie angerufen. Sie wurden als Detective im Fall eines gewissen Paul Livingston vor drei Jahren genannt.«
»Stimmt. Der Typ ist eines Abends verschwunden, als er für seine Frau ein paar Lebensmittel besorgen wollte. Ist, soweit wir wissen, in keinem Laden aufgetaucht. Niemand hat ihn je wiedergesehen. Haben Sie etwas über ihn?«
»Kann sein.« Rasch informierte sie ihn über ihren Hintergrund, die Ermittlungen, an denen sie arbeitete, und die DNA-Proben, die sie von den Überresten genommen hatte. Als sie fertig war, schwieg der Mann am anderen Ende einen Moment lang.
»Raiker Forensics? Warum kommt mir das bekannt vor?«
Sie atmete ungeduldig aus, während sie mit ihrem temporären Mitarbeiterausweis die Hintertür zur Leichenhalle öffnete und eilig das Labor betrat. »Unser Chef ist Adam Raiker. Er war …«
»Die Mindhunters . Ja, ja, jetzt weiß ich es wieder. Hab vor nicht allzu langer Zeit was über Ihren Laden gelesen. Und etwas über Ihren Fall in den Nachrichten gesehen.« Eine neue Note des Respekts war in der Stimme des Detective zu hören. »Sie glauben, Livingston steckt in dem Knochenhaufen, den Sie dort oben aus der Höhle geholt haben? Ich muss nämlich zugeben, dass ich immer gedacht habe, der Typ hätte sich trickreich aus dem Staub gemacht.«
Sie zog die Tür zum Labor auf und hob die Hand, um den Gruß ihrer Assistentin zu erwidern, ehe sie sich an den Tisch in der Ecke setzte. »Sie glauben, er ist absichtlich verschwunden?«
»Hat es jedenfalls prima gedeichselt, falls dem so war … Also, ich hab es durchaus für möglich gehalten, ja. Zumindest hätte ich das an seiner Stelle getan. Livingston war betucht, aber seine Frau, entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise, war ein Miststück erster Klasse. Und dazu hatte er noch einen Nichtsnutz von Sohn, der ihn ausgenommen hat und den er aus einem Schlamassel nach dem anderen herausboxen musste. Ich an seiner Stelle wäre ganz schnell ganz weit weggelaufen.«
Falls Livingston eines der Opfer in diesem Fall sein sollte, hätte sie damit einen Namen, der zu den Knochen von Person männlich E passte. Das ungefähre Alter und die Statur des Skeletts entsprachen der Beschreibung des Vermissten. Doch sie waren noch weit davon entfernt, dies eindeutig feststellen zu können. »Sie wissen nicht zufällig, ob er an der UCLA studiert hat, oder?« Das Maskottchen der UCLA war eines der Bilder auf dem Schulterblatt von Person männlich E.
»Wie in aller Welt haben Sie das beim Betrachten von ein paar Knochen festgestellt?« Als Caitlin schwieg, sprach Gómez weiter. »Mein Gedächtnis taugt mittlerweile überhaupt nichts mehr, und ich hätte mich niemals daran erinnert, aber ich hab in die Fallakte geschaut, bevor ich Sie zurückgerufen habe. Hab sie direkt vor mir auf dem Schreibtisch liegen.«
»Könnten Sie mal reinsehen und mir sagen, ob es darin Kopien von Kreditkartenabrechnungen gibt?«
»Ich habe mir Kopien
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