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Knochenzeichen

Knochenzeichen

Titel: Knochenzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Brant
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mitzählt.«
    »Vielleicht heißt es, dass Täter und Opfer sich kannten«, mutmaßte Sheriff Andrews und knetete sich den Nacken. Dass die Frau lange Arbeitstage hatte, war nicht zu übersehen. Egal zu welcher Uhrzeit Cait sie auch kontaktierte, sie war stets im Büro erreichbar. Zum ersten Mal fragte sich Cait, ob Andrews eine Familie hatte oder ob ihr Job – und der, den sie nach diesem hier anstrebte – ihr Leben komplett auffraß.
    »Was ich nicht kapiere, ist, wozu die Mühe?« Barnes wandte sich ab und ging ein paar Schritte hin und her. »Es beweist jedenfalls, dass die Knochen gesäubert worden sind, ehe man sie abgelegt hat.« Er warf einen raschen Blick auf Cait. »Ich weiß, das haben Sie schon die ganze Zeit gesagt, aber jetzt können wir uns sicher sein. Er scheut keine Mühen.« Ohne es zu wissen, wiederholte er die gleichen Gedankengänge, die Cait und Andrews bereits am Vorabend ausgetauscht hatten. »Was soll das? Wir können uns nämlich verdammt sicher sein, dass es etwas bedeutet.«
    »Das Einzige, dessen wir uns momentan sicher sein können, ist, dass es – ganz egal, was konkret dahintersteckt – um ihn geht, nicht um die Opfer. Er bezeugt ihnen keine Ehre, er erkennt sie nicht als Individuen an. Diese Bilder beschreiben möglicherweise Details aus dem Leben der Opfer. Aber das wissen wir erst, wenn wir sie identifiziert haben. Und selbst wenn dem so ist, liegt die Motivation für die Bilder letztlich beim Täter.« Sie war sich noch unsicher, was dieses Vorgehen ihr über den Gesuchten sagte, doch sie war dem Aufbau eines Profils durch die Entdeckung der Zeichnungen wesentlich näher gekommen.
    »Sie tragen vielleicht Entscheidendes dazu bei, Ihnen zur Klärung der Identität zu verhelfen, falls die Bilder tatsächlich irgendwie das Leben der Opfer illustrieren«, sagte Sheriff Andrews.
    Cait nickte. Daran hatte sie bereits gedacht. »Selbst wenn ich keinen lebenden Verwandten finde, der mir eine DNA-Probe zum Testen überlässt, kann ich die Überreste vielleicht annäherungsweise mit der Geschichte vermisster Personen aus der Datenbank in Einklang bringen.« Eine DNA-Übereinstimmung würde einen bedeutenden Durchbruch in den Ermittlungen darstellen. Doch die Bilder würden ihnen eine weitere belastbare Grundlage für Identifizierungszwecke liefern, wenn auch eine weniger sichere. »Wenn ich wieder mit den Detectives spreche, werde ich ihnen die Zeichnungen auf den Überresten beschreiben, die zu ihren Vermissten passen. Dann sehen wir ja, ob es irgendwelche Schnittmengen gibt.«
    »Was ist mit unsichtbaren Fingerabdrücken?« Barnes tigerte immer noch herum, achtete aber darauf, nichts zu berühren. »Sind bei Ihrer Untersuchung welche aufgetaucht?«
    »Nicht mal ein Teilabdruck.«
    »Aber Sie können noch andere Knochen untersuchen, oder?« Sheriff Andrews sah auf die Uhr. Cait fragte sich, ob die Frau am Abend noch etwas vorhatte oder ob sie endlich Feierabend machen wollte.
    »Das wäre wahrscheinlich Zeitverschwendung. Die besten Ablagerungsstellen befinden sich an der Schädeldecke und an den Langknochen. Wir haben heute sämtliche Langknochen untersucht. Bei allen kleineren Knochen sinkt die Wahrscheinlichkeit rapide, einen Fingerabdruck zu finden. Aber es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sie an den Müllsäcken einen Abdruck finden. Schon was vom kriminaltechnischen Labor gehört?«
    »Denen mache ich morgen mal ein bisschen Dampf«, versprach Sheriff Andrews.
    »Irgendeine Chance, dass es von denen da« – Barnes nickte zum Bildschirm hin – »irgendwo anders an den Knochen noch welche gibt?«
    »Wir haben alles gründlich untersucht. Die Bilder auf den Schulterblättern waren die einzigen, die wir gefunden haben.«
    »Dann werden Sie wohl morgen noch weiter hier beschäftigt sein.« Der Unterton in Barnes’ Stimme machte Cait hellhörig.
    »Es gibt nichts, womit Kristy nicht allein fertig würde. Warum?«
    Barnes sah die beiden Frauen an. »Wir haben Gesetzesbrecher ausfindig gemacht, die von der Forstverwaltung mit Bußgeldern belegt worden sind. Illegales Campen, Abladen von Müll und so weiter. Die Namen auf diesen Listen habe ich doppelt überprüft. Dabei sind ein paar Herumtreiber übrig geblieben, denen ich gern auf den Zahn fühlen würde.«
    Cait sah zwischen den beiden hin und her. »Herumtreiber?«
    Sheriff Andrews runzelte leicht die Stirn. »Im Grunde genommen Obdachlose, die das ganze Jahr über irgendwo in den Wäldern zelten. Sie wechseln oft den

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